Techaktien Ewige Wachstumsgiganten oder riesige Tech-Blase?

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Alphabet im Visier der Wettbewerbshüter

Alphabet plagt zudem ein ähnliches Problem wie Apple – die allzu starke Abhängigkeit von einem Kernprodukt. Weder Investitionen in virtuelle Realität noch in Smartphones oder selbstfahrende Autos haben ein auch nur annähernd mit Googles Suchmaschine vergleichbares Produkt geschaffen. Auch weil Porat eher konservativ investiert und Alphabet-Chef Larry Page vorsichtiger bei Zukäufen geworden ist. Den Umsatz konnte Alphabet im vergangenen Jahr dennoch auf schätzungsweise 110 Milliarden Dollar steigern. „Facebook und Google teilen den Werbemarkt unter sich auf“, sagt Ken Doctor, altgedienter US-Medienanalyst. Und da der Markt immer stärker digitalisiert wird – derzeit sind erst rund 38 Prozent der weltweiten Werbeausgaben digital –, ist noch genügend Raum für Wachstum. Das Beratungsunternehmen emarketer geht bis mindestens 2020 von zweistelligen Zuwachsraten im Digitalwerbemarkt aus.

Die lieferte Alphabet bisher auch Anlegern. Seit das Unternehmen 2004 an die Börse ging, stieg der Aktienkurs um durchschnittlich 27 Prozent pro Jahr. Die Bewertung blieb dabei zuletzt relativ konstant; der Gewinn je Aktie wuchs also etwa genauso schnell wie der Kurs. Das spricht dafür, dass die Rally nicht überzogen ist.

Im operativen Geschäft könnten allerdings die europäischen Wettbewerbshüter auch Alphabet bremsen. Nicht so sehr mit der im vergangenen Sommer verhängten 2,7-Milliarden-Dollar-Wettbewerbsstrafe, sondern mit einer Untersuchung, ob der Konzern die Marktmacht seines Betriebssystems Android missbraucht. Google soll, so der Vorwurf, Smartphone-Produzenten seine Dienste wie Suchmaschine und E-Mail aufzwingen. Eine Entscheidung dazu steht noch nicht an.

Punkten könnte Google dagegen mit Diane Greene. Die Maschinenbauerin gründete den Virtualisierungsspezialisten VM-Ware, heute unternimmt sie für Alphabet einen neuen Anlauf im Wachstumsgeschäft Cloud Computing, der Vermietung von Rechner- und Softwarekapazitäten im Internet. Alphabets Offensive richtet sich gegen den Cloud-Marktführer Amazon, denn dass der Wert der Amazon-Aktie sich in den vergangenen fünf Jahren verfünffacht hat, liegt vor allem an seiner Cloud-Sparte Amazon Web Services (AWS). Cloud Computing macht zwar nur zehn Prozent des Umsatzes aus, sorgte aber wesentlich dafür, dass die Rohmarge im Konzern in dieser Zeit von 25 auf 37 Prozent stieg. AWS-Chef Andy Jassy ist sicher, „dass es das größte Geschäft innerhalb von Amazon wird“. Aktionäre bekommen so zwei Megaunternehmen mit immensem Wachstumspotenzial unter einem Dach.

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Das bezahlen sie mit 153 Jahresgewinnen zwar sehr üppig. AGI-Manager Thomas hält Amazon-Aktien dennoch für „moderat bewertet“. Denn er schaut nicht auf den Gewinn je Aktie, sondern auf den freien Kapitalfluss. Die Kennzahl misst, wie viel Geld aus dem operativen Geschäft nach Abzug aller Investitionen bleibt. Der freie Cashflow lag 2016 bei gut 20 Dollar je Aktie und sollte weiter steigen. Gemessen daran ist die Aktie im Vergleich zu den anderen FAANG-Werten nicht zu teuer.

Die größte Gefahr für Amazon bleibt, dass sich der Konzern mit seinen Initiativen verzettelt. Fans der Gourmet-Supermarktkette Whole Foods etwa, die Amazon im Sommer 2017 übernahm, hatten auf mehr Engagement des Internethändlers und niedrige Preise gehofft. Bisher passiert nichts. Der Stillstand dürfte aber nicht lange dauern. Darauf achtet jemand ganz oben – Bezos persönlich. Für ihn ist schließlich immer Tag eins.

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