Techaktien Ewige Wachstumsgiganten oder riesige Tech-Blase?

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Erfolg zieht Konkurrenz an

Ziemlich am Anfang steht da noch der kleinste Wert in der FAANG-Riege. Mit einer Marktkapitalisierung von rund 90 Milliarden Dollar wäre Netflix, der Bezahlfernsehkanal des Internetzeitalters, im Deutschen Aktienindex etwa schon unter den Top Acht. Geschickt hat Netflix-Mitgründer und -Chef Reed Hastings die Abonnentenzahl weltweit auf über 100 Millionen gesteigert.

Doch der Erfolg zieht Konkurrenten an. Nicht nur, dass die Werbeschwergewichte Google und Facebook ihre Videoangebote ausbauen und Apple mit Hollywood-Ausnahmeregisseur Steven Spielberg stärker in die Produktion von Serien und Spielfilmen einsteigen wird. Auch Amazon ist mit seinem Prime-Video-Service zu einem ernsthaften Wettbewerber aufgestiegen. Nun greift auch noch Disney mit der Übernahme der Fox-Filmsparte und dem Ausbau des Streamingdienstes Hulu an. Für Hastings heißt das, dass er in diesem Jahr weit mehr als die geplanten sieben Milliarden Dollar in die Produktion eigener Angebote stecken muss. Die Logik hinter den Investitionen: Je mehr eigene, attraktive Inhalte das Filmportal hat, umso schwerer ist es für die Konkurrenz, Kunden von Netflix wegzulocken.

Allerdings machen sich die Eigenproduktionen im Zahlenwerk negativ bemerkbar. Zwar schreibt Netflix nach wie vor Gewinne. Aber die Produktion eigener Inhalte erhöht die Investitionen so sehr, dass Netflix sie längst nicht mehr aus dem laufenden Geschäft bezahlen kann. Das Unternehmen weist deswegen einen negativen freien Kapitalfluss aus und muss zur Finanzierung Kredite aufnehmen.

Das ist teuer, zuletzt musste Netflix Anleihegläubigern knapp fünf Prozent Rendite bieten. AGI-Manager Thomas hat Netflix deswegen aus dem Fonds geworfen. „Netflix ist eine der am meisten überbewerteten Aktien der Techindustrie“, sagt Investor Wick. Gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis, ist sie, hinter Amazon, die zweitteuerste FAANG-Aktie. Das Kurspotenzial ist begrenzt.

Facebook: Lange unterschätzt, heute Substanztitel

Mehr bietet Facebook, Dessen Gründer und Chef Mark Zuckerberg teilt etliche Gemeinsamkeiten mit Amazon-Lenker Bezos. Beide wurden lange unterschätzt, zählen nun aber zu den vermögendsten Menschen der Welt und sind beharrlich bemüht, in ihren alternden Konzernen das Start-up-Flair zu erhalten. Das soziale Netzwerk wird im Februar 14 Jahre alt, soll jedoch in diesem Jahr beim Umsatz immer noch rasante 33 Prozent auf dann 54 Milliarden Dollar zulegen. Die Basis dafür sind seine zwei Milliarden Nutzer.

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Zuckerberg hat es geschafft, dass das Gros von ihnen jetzt statt über PC via Smartphone auf das soziale Netzwerk zugreift – und deren durchschnittliche Verweildauer bei 20 Minuten pro Besuch stabilisiert. So bleibt Facebook für Werbekunden unverzichtbar. Diese Marktmacht beschert dem blauen Giganten traumhafte Renditen: Ein Nettogewinn von geschätzt 17 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr bedeutet eine Nettomarge von 43 Prozent.

Ende des Wachstums nicht in Sicht

Dass das soziale Netzwerk selbst mit zunehmendem Alter seinen Reiz verliert, glich Zuckerberg bisher durch geschickte Zukäufe wie das Chatprogramm WhatsApp oder das Fotoportal Instagram aus. Inzwischen wird die Übernahme von Wettbewerbern wegen der Marktmacht von Facebook aber limitiert. Doch das muss kein Hindernis sein. So bremste Zuckerberg etwa das aufstrebende Portal Snapchat aus, indem Facebooks Entwickler dessen Funktionen erfolgreich kopierten.

An der Börse bekommen Anleger Facebook aktuell für rund 28 Jahresgewinne. Das ist günstig, gemessen an den Bewertungen in früheren Jahren. Facebook wandelt sich von einem hoch bewerteten Wachstums- zu einem Substanztitel, der den Umsatz nicht mehr ganz so dynamisch steigert. Wachstumsmöglichkeiten gibt es natürlich noch immer, etwa über Instagram oder die ausgefeilte Anwendung künstlicher Intelligenz, um Werbung noch präziser zu machen.

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