Tesla-Quartalszahlen Diese Zitate zeigen, wie bockig Elon Musk im Analystengespräch war

Bei der Vorlage der Quartalszahlen wollte der Tesla-Chef keine „dummen, langweiligen“ Analystenfragen beantworten. Viel Zeit widmete er einem Fan.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Tesla: So kindisch gab sich Elon Musk in der Analystenkonferenz Quelle: Reuters

Düsseldorf Elon Musk gilt vielen als Enfant terrible der Tech-Branche. Dass sich der Chef von Tesla, SpaceX und Boring Company tatsächlich kindisch aufführen kann, hat Musk am Mittwochabend bewiesen. Das belegt das nun veröffentlichte Protokoll der Analysten-Telefonkonferenz zu den Tesla-Quartalsergebnissen.

Gleich zu Beginn steckte Musk ab wie er die Fragen beantworten werde – nämlich nur „so lange es gute Fragen zu beantworten gibt“, sagte er den zwölf Beobachtern, die dem Gespräch beiwohnen durften. Doch nach der ersten halben Stunde hatte Musk genug.

Als Bernstein-Analyst Antonio M. Sacconaghi Musk fragte, warum sich denn Tesla das von Musk angekündigte Ziel einer Bruttogewinnmarge von 25 Prozent für Model 3-Wagen rund ein halbes Jahr später erreichen würde als gedacht, wurde Musk barsch und fiel Finanzvorstand Deepak Ahuja ins Wort. Der war dabei, das Problem mit Zollbeschränkungen, steigenden Rohstoffkosten und dem temporären Ersatz von Robotern durch Arbeiter zu erklären.

„Machen Sie die Sache nicht größer als sie ist“

Ganz anders Musk. „Ja“, bestätigte er die Aussagen des CFOs. „Aber wir sprechen hier von einer Differenz von drei bis fünf Prozent. Die werden wir binnen drei bis sechs Monaten aufgeholt haben“, sagte Musk und fügte an den Analysten gerichtet genervt hinzu: „Machen Sie die Sache nicht größer als sie ist.“

„Langweilige, dumme Fragen sind nicht cool“

Als Sacconaghi noch eine Frage zur Kapitalausstattung des E-Autobauers nachschieben wollte, riss Musk der Geduldsfaden: „Entschuldigen Sie. Der nächste bitte. Langweilige, dumme Fragen sind nicht cool. Der nächste, bitte“, so der 47-Jährige.

„Diese Fragen sind so trocken. Die bringen mich um“

Doch die nächste Frage – diesmal von RBC-Analyst Joseph Spak – besserte Musks Laune nicht. Dieser wollte wissen, wie hoch der Anteil jener Tesla-Kunden sei, denen Tesla nach Reservierung des Model 3 die Autos auch tatsächlich geliefert hätte. Daraufhin schwieg Musk rund 15 Sekunden lang und sagte schließlich. „Wir machen mit Youtube weiter. Sorry, diese Fragen sind so trocken. Die bringen mich um.“

Mit diesen Worten erteile Musk das Wort an Galileo Russell, einen Tesla-Fan mit eigenem Youtube-Kanal. Dieser sollte Investoren aus dem Einzelhandel repräsentieren. Die nächsten 20 Minuten verbrachte Musk im Dialog mit Russell, dessen Fragen, die er offenbar nicht als langweilig empfand – was er auch immer wieder sagte.

Unter anderem wollte Russell wissen, wann denn Tesla plane, einen Taxi-Service autonom fahrenden Autos anzubieten, was Musk wiederum dazu veranlasste, sich ausführlich über die Verkehrssicherheitsvorteile des autonomen Fahrens zu ergehen. Auch fragte Russell, wann denn die Produktion des künftigen Model Y starten solle (Musk: „Nicht vor 2020“) und über Batterie-Technologie für den Lastwagen Semi.

„[Dieter Zetsche] hat keine Ahnung von Physik“

Selbst über den Daimler-Chef Dieter Zetsche haben sich Musk und Russell ausgetauscht – und zwar nicht im Positiven. Russell: „Ich glaube der CEO von Daimler sagte, die Semi-Truck-Batterien würden die Gesetze der Physik infrage stellen“. Musk: „Der hat keine Ahnung von Physik. Ich würde mich total gerne mit ihm über Physik unterhalten – ich hab's nämlich studiert“.

Anders als bei den Profi-Analysten schien Musk für Russell sowohl Zeit, als auch Geduld übrig zu haben. Denn obwohl zu Beginn der Konferenz die Teilnehmer darauf hingewiesen wurden, sich auf maximal zwei Fragen zu beschränken, durfte Russell gut ein Dutzend stellen.

Für die Aufmerksamkeit des Tesla-Chefs bedankte sich der Fan mit einem Video auf seinem Youtube-Kanal und einer Twitter-Empfehlung mit dem Hashtag #TESLALONG – „long“ werden Positionen von Investoren genannt, die Kursgewinne erwarten.

Andere Anleger sahen das nicht so. Bereits kurz nach dem Call rutschte die Aktie des E-Autobauers am Mittwoch nachbörslich gut fünf Prozent ab. Zur Handelseröffnung am Donnerstag gaben die Tesla-Aktien um mehr als sieben Prozent nach. Dabei sind die Quartalszahlen des Autoherstellers teilweise ordentlich: Tesla konnte seinen Umsatz im ersten Quartal um 712 Millionen auf 3,41 Milliarden Dollar steigern – mehr als von Analysten erhofft. Auch konnte das Unternehmen seinen Verlust von 3,54 auf 3,35 Dollar pro Anteilsschein reduzieren.

„Ich bin nicht hier, um jemanden zu überzeugen, unsere Aktie zu kaufen“

Gegen Ende der Analystenrunde ging Musk – wie bereits immer mal wieder in den Vergangenheit – Investoren an, die von den Preisschwankungen der Aktie irritiert sind: „Ich bin nicht hier, um jemanden zu überzeugen, unsere Aktie zu kaufen.“

Zumindest eine Teilnehmerin der Telefonkonferenz war nach den teils kräftigen Worten Musks irritiert. „Ich verließ den Call sehr frustriert“, so Rebecca Lindland, Analystin beim Gebrauchtwagenpreis-Spezialisten Kelley Blue Book, im Gespräch mit CNBC. Und sie ergänzte: „Elon, du musst erwachsen werden.“

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%