Titelseiten zur Börse Verkaufen, wenn der Börsenjubel am größten ist

Glaubt der Anleger den Titelseiten der Wirtschaftspresse, stehen an den Aktienmärkten goldene Zeiten ins Haus. In der Vergangenheit aber waren euphorische Börsentitel oftmals das Signal zum Ausstieg. Droht den Börsen ein Absturz?

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Börsentitel als Kontraindikator
Der Aktionär vom 15. Januar 2013 Quelle: WirtschaftsWoche Online
Der Aktionär vom 6. Februar 2013 Quelle: WirtschaftsWoche Online
Focus Money vom 12. Februar 2013 Quelle: WirtschaftsWoche Online
Der Aktionär vom 13. Februar 2013 Quelle: WirtschaftsWoche Online
Barron's vom 4. Februar 2012 Quelle: WirtschaftsWoche Online
Börse Online vom 24. Januar 2013 Quelle: WirtschaftsWoche Online
Focus Money vom 30. Januar 2013 Quelle: WirtschaftsWoche Online

Seit Anfang Februar ist die Börse auf Richtungssuche. Mehrfach strebte der wichtigste deutsche Börsenindex Dax in Richtung 8.000 Punkte. Doch so richtig reif ist die Zeit für den nächsten Boom am Aktienmarkt offenbar noch nicht, denn unter kräftigen Kursschwankungen – wie aktuell nach dem unklaren Wahlausgang in Italien - ging es an der Börse vor allem seitwärts.

Dabei schallte es in den vergangenen Monaten lautstark aus dem Blätterwald, als wären historische Hochs auf dem Frankfurter Parkett bereits ausgemachte Sache. In den ersten beiden Monaten des Jahres hatte es eine wahre Flut an Börsenthemen auf den Covern von Wirtschaftszeitungen und -magazinen gegeben, die zum Anlegersturm auf Aktien aufriefen. Optimismus allenthalben, der Dax müsste eigentlich jeden Augenblick zum nächsten Höhenflug ansetzen. Aber das Börsenbarometer kommt nicht vom Fleck. Könnte die Stimmung vielleicht sogar kippen?

Was die Dax-Konzerne für das Geschäftsjahr 2012 ausschütten wollen

Genau das befürchten einige Anleger, wenn sie sich die Titelseiten der Wirtschaftspresse der vergangenen Wochen ins Gedächtnis rufen. Denn wenn die Medien allzu euphorisch über den nahenden Aufschwung an den Aktienmärkten berichten und dies zum Top-Thema machen, gilt das vielen erfahrenen Börsianern als klarer Kontraindikator. Der verbreitete Börsenoptimismus ist nämlich den Anhängern des antizyklischen Investierens zufolge eher ein Signal zum Ausstieg aus Aktien. Demnach geht eine Aufwärtsbewegung an der Börse zu Ende, wenn es allzu optimistische Aktienmarktprognosen auf die Titelseiten von Zeitungen und Zeitschriften geschafft haben. Das gilt vor allem für Medien, die sich üblicherweise ganz anderen Themen als Börse und Geldanlage verschrieben haben und zugleich eine breite Masse erreichen. Getreu der alten Börsenweisheit, dass man sofort alle Aktien verkaufen soll, wenn einem der Taxifahrer Börsentipps gibt.

Der Bild-Zeitungsindikator

Hierzulande wird der Titelblatt-Indikator auch gerne der Bild-Zeitungsindikator genannt, angelehnt an einen Bild-Titel aus dem Frühjahr 2000. Damals hatte Deutschlands größte Tageszeitung auf seiner Titelseite versprochen, dass uns der Neue Markt alle reich machen werde. Tatsächlich kam dieser Bild-Titel nur wenige Tage vor Beginn der Trendwende an der Börse – und kündete damit unfreiwillig eine Absturz der Aktienmärkte an. Von den folgenden Kursverlusten, die im Dax erst drei Jahre später bei einem Stand von 2200 Punkten zum Stillstand kamen, hatte sich die Börse erst 2007 erholt.

„Damals haben alle über Aktien und den Neuen Markt gesprochen. Wer nicht wenigstens fünf Technologieaktien runterbeten konnte, stand auf Partys schnell allein da“, erinnert sich Joachim Goldberg, Gründer und Geschäftsführer des Analyseunternehmens Cognitrend in Frankfurt. Cognitrend erstellt unter anderem den wöchentlichen Bull-Bear-Index, der das Verhältnis der optimistischen zu den pessimistischen Börsenakteuren auf Basis aktueller Umfragen abbildet. „Das Gefährliche an euphorischen Börsentiteln ist, dass etwas beschrieben wird, was im Grunde schon passiert ist. Die optimistischen Anleger haben da schon längst Aktien gekauft, das Gros der Kursgewinne ist da bereits gelaufen“, sagt Goldberg.

Noch hat es der Börsenjubel nicht auf die Titelseiten von wirtschaftsfernen Zeitschriften oder Tageszeitungen geschafft, wenn man vom eher anlegernahen Handelsblatt absieht. Insofern gab der Titelblatt-Indikator noch kein klares Verkaufssignal. Doch die Wucht des medialen Börsenoptimismus in den einschlägigen Wirtschaftsblättern sollte Anleger mit einer gesunden Portion Skepsis aufhorchen lassen.

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