Bei Rohstoffen scheint das Tal der Tränen durchschritten. Insbesondere der Ölpreis hat zuletzt wieder kräftig zugelegt. Welche Chancen das Comeback von Öl, Gold und Industriemetallen Anlegern bietet, fasste der Rohstoffexperte Torsten Dennin bei einem WiWo-Club-Event am 18. Mai in Frankfurt zusammen.
Zur Person
Torsten Dennin, 40, ist einer renommiertesten deutschsprachigen Rohstoffexperten. Der Diplom-Volkswirt und gebürtige Kölner arbeitet seit April 2013 für den Schweizer Vermögensverwalter Tiberius Asset Management mit Sitz in Zug. Er hat unter anderem ein Buch über den Wettlauf um die Rohstoffe Afrikas veröffentlicht.
WirtschaftsWoche: Herr Dennin, der Rohstoffmarkt hat sich seit dem Tief im vergangenen Jahr erholt. Ist die Wende bereits geschafft?
Torsten Dennin: Aus Anlegersicht lässt sich das nicht pauschal beantworten. Nehmen wir beispielsweise Öl. Der Ölpreis selbst hat noch Potenzial nach oben, weil die Lagerbestände sukzessive abschmelzen. Die Aktien von Ölkonzernen halten wir dagegen für inzwischen überbewertet.
Warum halten Sie die Ölaktien für zu teuer?
Wir denken, dass die Gewinnerwartungen, die in den Aktienkursen stecken, enttäuscht werden. Sprich die Kurs-Gewinn-Verhältnisse sind zu hoch.
Was treibt momentan den Ölpreis?
Die Produktionskürzungen von Saudi-Arabien, sowie die Konjunkturerwartungen in den USA und China. Dämpfend wirkt dagegen, dass nur wenige US-Förderer von Schieferöl wegen des zwischenzeitlichen Einbruchs des Ölpreises in die Insolvenz mussten. Die Saudis wollten diese Anbieter aus dem Markt drängen, was ihnen aber nicht gelang.
Gerüchte über eine mögliche Amtsenthebung von US-Präsident Donald Trump ließen den Goldpreis steigen.
Gold ist kein Rohstoff im klassischen Sinne, weil es in der Industrieproduktion kaum eine Rolle spielt. Es ist mehr eine Ersatzwährung und für viele Anleger nach wie vor eine Versicherung gegen Krisen. Damit der Goldpreis dauerhaft steigt, müsste die politische Krise auch nachhaltige ökonomische Auswirkungen haben.
Welches Investment ist derzeit attraktiver, physisches Gold oder Goldminenaktien?
Goldminen sind im Verhältnis zu Gold günstiger bewertet. Das liegt daran, dass unterhalb von 1200 Dollar je Unze Gold eine Reihe von Produzenten Probleme haben, Gewinne zu machen. Entsprechend stark sind die Kurse gesunken. Da wir in diesem Jahr von einem Anstieg des Goldpreises auf rund 1400 Dollar je Unze ausgehen, dürften vor allem die Kurse von Minenbetreibern mit hohen Produktionskosten profitieren.