Treffen des Öl-Kartells Opec kämpft gegen Windmühlen

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Druck auf die Opec steigt


Auch die Energieexperten der Commerzbank warnen. „Wir hören nur große Worte“, sagte Analyst Weinberg. Der Opec werde es nicht gelingen, das Überangebot wie von ihr angestrebt bis zum Jahresende vollständig abzubauen. Ohnehin müssen sich längst nicht alle Opec-Länder an die beschlossene Produktionskürzung halten. Ein Beispiel ist neben Nigeria und dem Krisenland Venezuela das nordafrikanische Bürgerkriegsland Libyen.

Der einflussreiche Chef des staatlichen Öl- und Gaskonzerns NOC, Mustafa Sanalla, prognostizierte für August bereits eine Produktion von einer Million Barrel täglich. Das deckt sich mit den Erwartungen vieler Ölkonzerne. Zuletzt wurde über eine Produktion von 935.000 Fass pro Tag berichtet – ein Vierjahres-Hoch. Zum Vergleich: Zu Jahresende waren es noch 630.000 Fass. Hinter vorgehaltener Hand bestätigen in Libyen tätige Ölkonzerne den Aufschwung bei der Ölproduktion. Offenbar ist das Verlangen aller beteiligten Bürgerkriegsparteien geringer geworden, Ölpipelines zu unterbrechen oder für den Ölexport wichtige Häfen zu beschädigen.

Der Druck auf die Opec und Russland, mehr Disziplin zu zeigen, steigt. Denn das Tandem, das trotz politischer Interessenskonflikte zusammenhält, steht in einem Duell mit den Ölschieferland USA. Zusammen mit anderen Ölschieferländern wie Kanada oder Brasilien könnten sie mit einer höheren Förderung die Kürzungen schnell wettmachen. „Wir erwarten eine US-Ölproduktion von zehn Millionen Barrel“, sagte Commerzbank-Rohstoffanalyst Eugen Weinberg. Am Dienstag wird das US-Energieministerium die aktuelle Prognose bekannt geben.

Marktteilnehmer machen bereits eine Zeitenwende auf dem globalen Ölmarkt aus. „Es gibt definitiv eine Überversorgungen auf dem Ölmarkt. Aus unserer Sicht ist das offenbar nicht mehr unbedingt ein vorübergehendes Problem, sondern vielmehr ein fundamentaler Wechsel”, resümiert Mol-Chefökonomin Horvath. „Das ist auch der Grund, weshalb die Überversorgung trotz aller Anstrengungen nicht besser reduziert werden konnte. Bis 2018 rechnet der Konzern, der vom ungarischen Staat kontrolliert wird, mit einem Preis zwischen 45 und 55 Dollar pro Barrel. „Diese Prognose setzt voraus, dass es keine politische Destabilisierung gibt und die Vereinbarung zwischen Opec und Russland weiterhin Bestand hat“, ergänzt Commerzbank-Ölexperte Weinberg. Der Preis für die Nordseesorte Brent ging um 1,3 Prozent auf 51,74 Dollar zurück. Die Sorte WTI notierte bei 48,74 Dollar.

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