Trotz großer Kursverluste Pimco setzt auf riskante Bankanleihen

Für viele Investoren sind nachrangige Anleihen europäischer Banken ein Schreckgespenst. Nicht für die Allianz-Tochter Pimco. Sie kauft gezielt solche Bonds. Und die Papiere der Deutschen Bank spielen eine große Rolle.

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Das Logo von Pacific Investment Management Co (PIMCO) in Newport Beach, Kalifornien. Das Unternehmen setzt verstärkt auf Bankanleihen. Quelle: Reuters

Der Vermögensverwalter Pimco, der zum Allianz-Konzern gehört, kaufte in diesem Monat einen Teil der vorrangigen Anleihen aus der 4,5 Milliarden Dollar schweren Emission der Deutschen Bank. Pimco hat aber auch das größte bekannte Volumen an sogenannten AT1-Anleihen europäischer Banken angehäuft. Diese Anleihen werden dem harten Eigenkapital (Tier1-Kapital) angerechnet.

Doch AT1-Anleihen sind risikoreich. Diese Papiere zählen zum Kernkapital, sind aber die ersten, die im Falle einer Banken-Schieflage Verluste mittragen müssen. Die Kuponzahlungen auf derartige Anleihen können eingestellt werden, wenn eine Bank in Schwierigkeiten gerät.

Doch das Risiko ficht Pimco nicht an. Die 10 Milliarden Dollar, die der Vermögensverwalter in diese Anleihen investiert hat, sind dreimal mehr als Invesco und fünfmal mehr als Blackrock gekauft haben, wie aus Daten von Bloomberg hervorgeht.

„Wenn wir sehr überzeugt sind, dann bauen wir erhebliche Positionen auf“, sagt Philippe Bodereau, weltweiter Leiter Finanzanalyse bei Pimco in London. Nach seiner Einschätzung werden die Risiken vieler AT1-Papiere und der vorrangigen Deutsche-Bank-Anleihen überbewertet, was der Grund dafür sein dürfte, dass ihre Renditen im Vergleich zu Unternehmensanleihen so hoch sind.

Pimco setzt darauf, dass jegliche Probleme bei den schwächsten europäischen Banken nicht auf das breitere Finanzsystem übergreifen werden. Daher sollten die riskantesten Bank-Bonds sicher sein, selbst wenn sich die Märkte verschlechtern. Andere Investoren wollen nicht auf Chancen mit solchen Papieren wetten, nachdem es Anfang des Jahres zu Kursverlusten von über zehn Prozent kam. Für Gregory Turnbull Schwartz, Investmentmanager bei Baillie Gifford in Edinburgh, können die AT1-Anleihen, die als eine Art Brandmauer zwischen einer in Schieflage geratenen Bank und einer Rettung durch den Steuerzahler dienen sollen, auch Marktinstabilität verursachen.

Pimco kaufte die vorrangigen Deutsche-Bank-Anleihen, nachdem die Bank mitgeteilt hatte, dass ihr eine Forderung des US-Justizministeriums in Höhe von 14 Milliarden Dollar für einen Vergleich im Zusammenhang mit Hypothekenpapieren ins Haus steht. Das führte zu höheren Renditen bei der Emission, die Kurse sind an diesem Tag deutlich gefallen. Die Bank musste eine Verzinsung von mehr als vier Prozent bieten - „eine enorme Prämie“, wie Pimcos Chief Investment Officer Mark Kiesel am vergangenen Freitag in einem Interview mit Blomberg TV sagte. Pimco, mit Sitz im kalifornischen Newport Beach, halte die vorrangigen Anleihen der Deutschen Bank für „viel attraktiver“ als deren AT1-Papiere, sagt Bodereau.

Bank-Bonds kommen für die Anleihekaufprogramme der Europäischen Zentralbank nicht in Frage. Aber die Renditen von europäischen Unternehmensanleihen sind inzwischen so niedrig, dass Investoren riskantere Anlagen nicht verschmähen. Euro-Unternehmensanleihen der Bonitätsklasse Investment Grade rentieren im Schnitt bei 0,7 Prozent, wie Index-Daten Bank von America Merrill Lynch vom Freitag zeigen, im Vergleich zu rund sechs Prozent bei AT1- und ähnlichen Papieren. Die 10 Milliarden Dollar an AT1-Anleihen, die Pimco hält, umfassen AT1-Papiere und ältere Tier-1-Anleihen.

Invesco, mit Sitz in Atlanta, besitzt AT1-Anleihen der Deutschen Bank im Volumen von 184 Millionen Euro, wie aus Daten von Bloomberg hervorgeht. Insgesamt halten die Fonds von Invesco rund drei Milliarden Dollar an AT1-Anleihen. Der Fondsanbieter investiert in die Papiere, weil sie „attraktive Renditen bieten, in einem Markt der nach Ertrag lechzt“, wie es in einer Mitteilung heißt. „Die jüngsten Bewegungen spiegeln keinerlei fundamentalen Rückgang bei Solvenz oder Liquidität wider“.

Andere Investoren stimmen zu. „Sie sind attraktiv, weil sie so viel mehr bieten, als man mit anderen Wertpapieren bekommen kann“, sagt William Scapell, Portfoliomanager bei Cohen & Steers Capital Management Inc. in New York. „Die Renditen sind deutlich höher als bei US-Wertpapieren“. Im vergangenen Jahr brachten AT1-Anleihen rund 8,2 Prozent Ertrag ein, womit sie Royal Bank of Scotland zufolge unter den Anleihen die Anlageklasse mit der besten Entwicklung weltweit waren.

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