Trump-Effekt Pimco reduziert Risiken

Die US-Investmentgesellschaft Pimco geht beim „Trump-Effekt“ von einem eher kurzfristigen US-Aufschwung aus - und reduziert deshalb die Risiken. Für die Euro-Zone fordern die Vermögensverwalter engere Zusammenarbeit.

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Die US-Investmentgesellschaft geht von keinem nachhaltigen US-Aufschwung aus. Quelle: Reuters

Berlin Der Vermögensverwalter Pimco sieht Risiken, dass der Aufschwung unter US-Präsident Donald Trump nicht nachhaltig sein wird. Kurzfristig könne die bevorstehende expansive Fiskalpolitik sicher ausreichen, um Wachstum zu schaffen, sagte der Pimco-Anlagechef in Deutschland, Andrew Bosomworth, in einem am Montag veröffentlichten Reuters-Interview. Das ändere aber nichts an den Punkten, „die bewirken können, dass die Konjunkturankurbelung nicht nachhaltig ist“, fügte er hinzu. „Für uns heißt dies: Wir verringern die Risiken“, sagte Bosomworth. Die Allianz -Tochter Pimco verwaltet in Deutschland Anlagen in Höhe von 280 Milliarden Euro.

Bosomworth nannte vor allem vier Risiko-Faktoren für einen nachhaltigen Anschub der Konjunktur. „Auch die Amerikaner werden durch Trump nicht jünger“, sagte er mit Blick auf die alternde Gesellschaft. Zudem werde der Schuldenstand in den USA weiter steigen. Die Produktivität sei in den vergangenen Jahren nicht gewachsen. Des Weiteren habe die ungleiche Verteilung der Einkommen und des Reichtums weiter zugenommen. Amerikanische Staatsanleihen seien aber immer noch attraktiv. „Die zu erwartende Steigerung der Verschuldung erhöht die Sorgen vor einem Kreditrisiko der USA nicht“, sagte der Manager.

Das sei in der Euro-Zone aber anders, wo der Schuldenstand nicht gesunken sei. „Denn ein Bundesstaat kann anders auf Krisen reagieren als ein Staatenbund“, warnte Bosomworth. Zwar habe auch die Europäische Zentralbank (EZB) Anleihen aufgekauft und werde dies bis Ende 2017 fortsetzen. Aber für Anleger sei die Lage dennoch anders: „Wegen der unterschiedlichen politischen Struktur kann man sich nicht darauf verlassen“, sagte er.

Deshalb sei die derzeitige Konstruktion der Währungsunion auf Dauer nicht tragbar. „Nötig wären mehr Entscheidungskompetenzen auf politischer Ebene für die Euro-Zone, zum Beispiel ein eigenes Parlament, ein eigener Etat“, forderte der Anlagemanager. Der Euro werde von der Bevölkerung als Eliten-Projekt empfunden, was ein politisches Risiko sei.

Dies hätten die Abstimmungen in den USA und Großbritannien gezeigt. „Bleibt es bei der Konstruktion, dann erwarte ich irgendwann einen Aufstand“, sagte Bosomworth. Die Rückkehr der 19 Euro-Staaten zu Nationalwährungen verwarf er aber. „Den Euro komplett rückgängig zu machen ist unrealistisch und aus meiner Sicht auch nicht wünschenswert“, sagte er.


Umschichtung von Süd- auf Nordeuropa

Aus der Lage in den USA und Europa zieht Pimco Konsequenzen. „Wir reduzieren die Risiken auch in Europa, engagieren uns weniger an der Peripherie“, sagte er. Einige südliche Euro-Länder seien abhängig von der Geldpolitik geworden, was den Handlungsspielraum der EZB einschränke. Hintergrund ist die derzeitige Entlastung der Haushalte durch die niedrigen Zinsen und die Sorge, dass steigende Zinsen einige Euro-Regierungen sofort wieder unter Druck setzen könnten. Pimco fahre deshalb das Engagement in den südlichen Euro-Staaten etwas herunter, dafür nehme man etwa mehr dänische Hypotheken ins Programm.

„Man kann auch sagen: Wir schichten von Südeuropa Richtung Nordeuropa um, von dreifacher B- auf dreifache A-Bonität.“ Auch bei Frankreich sei er sich bei dem Risikoaufschlag von 50 Basispunkten auf deutsche Staatsanleihen nicht sicher, „dass alle Risiken dabei bereits eingepreist sind“. Im Mai finden in Frankreich Präsidentschaftswahlen statt.

Pimco fahre zudem das Engagement in Unternehmensanleihen herunter. „Denn der Verschuldungsgrad etwa von Unternehmen ist langfristig betrachtet gestiegen, während die Zinsprämien gesunken sind.“ Eine Straffung der Geldpolitik wie 1994 könnte für hoch verschuldete Länder und Firmen ein Problem werden und deren Anleihen belasten. Pimco wolle mehr Liquidität in den Fonds, um schneller auf Entwicklungen reagieren zu können.

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