
Frankfurt Die Deutschen gehen auf Nummer sicher. Sie haben sich von Aktien weitgehend verabschiedet. Das Vertrauen in die langfristig attraktive Anlage ist praktisch dahin. Nur wenige Geldverwalter können sich behaupten. Es sind jene, die auch bei turbulenten Börsen gut abschneiden.
Erfolg ist aber immer schwerer zu erzielen. Dafür sorgen die Börsen, die immer heftiger schwanken und die Tendenzen immer häufiger wechseln. Betroffen sind die beiden wichtigsten Wertpapierformen Aktien und Anleihen.
Auf beiden Feldern sorgen Eingriffe von Regierungen und Notenbanken in den Markt für praktisch unkalkulierbare Entwicklungen. Bei früher als sicher geltenden Staatsanleihen diskutieren Fachleute inzwischen offen über Bonitäten. Das heißt: Die Rückzahlungs-Wahrscheinlichkeiten stehen zur Disposition.
Morningstar und Fonds Consult errechnen geringe Erfolgsquoten
Bei Aktien mehren sich seit der Jahrtausendwende die Rückschläge. Erst stürzten die Börsen nach dem Platzen der Internet-Blase 2000, es folgte der Finanzmarkt-Aktiencrash 2008. Im laufenden Jahr dämpfte erst die Reaktorkatastrophe in Japan die Stimmung, im Herbst schickte die Zuspitzung der globalen Schuldenkrise die Kurse in den Keller. Und die Lage bleibt weiterhin labil.
Viele Geldverwalter scheitern anscheinend an den starken Marktwenden in kurzer Zeit. Dabei sollte das Gegenteil der Fall sein: Sie müssten bei tiefen Kursen Positionen zukaufen und bei hohen abbauen. Doch das ist zu einfach gedacht. In der aktuellen Sägezahn-Börse kann sich der Verwalter viel leichter irren als bei einem klaren Trend, wie er beispielsweise in der großen Aktienhausse der achtziger und neunziger Jahre dominierte.
Ist der Manager einmal offensiv investiert, kann er seine Depotstruktur in einer Hausse grundsätzlich beibehalten. Das klappt in einer Sägezahnbörse kaum. Wenn Manager außerdem den Tendenzen folgen wollen, ihr Depot umschichten, sich aber irren und später den Kurs korrigieren müssen, verursacht das Handelskosten bei den Wertpapieren – was zusätzlich die Rendite mindert.
Probleme haben sogar die Mischfonds, die in verschiedenen Vermögensformen wie Aktien und Anleihen investieren. Sie wollen ausdrücklich eine umfassende Geldverwaltung bieten – so lautet das Ziel. Aber nur eine Minderheit der Verwalter wird den selbst gesteckten Ansprüchen laut Berechnungen der Fonds-Ratingagentur Morningstar gerecht. Eine entsprechende Auswertung liegt dem Handelsblatt vor.
Die Analysten untersuchten 90 seit 2003 angebotene Mischfonds. Über die gesamte Zeit lieferten nur 22,5 Prozent höhere Erträge ab als der Vergleichsindex. „Wenn man die höheren Wertschwankungen im Vergleich zum Index zusätzlich berücksichtigt, ist das risikobereinigte Ergebnis noch schlechter“, urteilt Morningstar-Analyst Simon Nöth. In der aktuellen Sturzperiode an den Aktienmärkten von August bis Ende Oktober ist die Erfolgsquote sogar unter 19 Prozent gerutscht.
"Es gibt nur wenige Wohlfühlprodukte"
Selbst in der Gewinnerliste für die Gesamtperiode gibt es beachtliche Leistungsunterschiede. Viele Fonds liegen nur in Haussephasen an der Spitze, dafür in der Baisse hinten – und umgekehrt. „Richtige Wohlfühlprodukte in allen Börsenlagen gibt es nur sehr wenige“, sagt Nöth.
Die Münchner Researchfirma Fonds Consult errechnet ähnlich schlechte Anlageleistungen für reine Aktienfonds, ebenfalls gemessen an den Durchschnittsergebnissen. Im guten Börsenjahr 2009 beispielsweise hatten noch 58 Prozent der global anlegenden Aktienfonds höhere Erträge erzielt als der Welt-Aktienindex. Im laufenden Jahr bis Ende Oktober ist die Erfolgsquote dagegen auf rund 22 Prozent gesackt. Gesunken sind auch die Quoten bei europäischen Fonds mit jetzt 37 und deutschen Fonds mit etwa 33 Prozent.
Diese Zahlen verstärken eine Polarisierung, die sich bereits angedeutet hat. Anleger konzentrieren ihre Gelder entweder stärker auf die verbliebenen und als gut eingeschätzten Verwalter. Oder sie scheuen die Irrtums-Wahrscheinlichkeit, einen am Ende unterlegenen Manager auszuwählen. In diesem Fall weichen sie teilweise auf preiswerte Indexprodukte aus.
Indexprodukte sind preiswerte Alternativen zu aktiven Konzepten
Vor allem die börsengehandelten Indexfonds, Exchange Traded Funds oder kurz ETFs, haben in Europa Marktanteile gewonnen. Es sind preiswerte, liquide und transparente Portfolios, die so zusammengesetzt sind wie ein Index, etwa der Dax oder Euro Stoxx 50. Die jüngste Kritik wegen teilweise geringer Transparenz und wachsender Komplexität dieser Produkte haben den Boom bisher nicht gebrochen (Beitrag unten). Derzeit scheinen sich die Debatten zuzuspitzen.
ETFs haben keine Kaufgebühr, keinen Ausgabeaufschlag. Die laufenden Jahresgebühren betragen im Schnitt 0,4 Prozent, während bei aktiv verwalteten Aktienfonds bis zu zwei Prozent anfallen. Der Anleger kann die Produkte jederzeit während der Börsenzeit zum aktuellen Indexwert handeln. Bei klassischen aktiven und nicht börsengehandelten Fonds erteilt der Käufer oder Verkäufer eine Order. Er kennt zu diesem Zeitpunkt aber nicht den Preis des Fondsanteils, der nur einmal am Tage errechnet wird und zu dem die Aufträge abgerechnet werden.