Wer Berufstätige danach fragt, in welche Geldanlage sie hinsichtlich ihrer Altersvorsorge das größte Vertrauen haben, hört von fast jedem zweiten die Antwort „Eigenheim“. Das eigene Haus oder die eigene Wohnung liegt im Vergleich der vertrauenswürdigsten Altersvorsorge mit einer Nennung von 47 Prozent der Befragten weit vorne – trotz der nach wie vor hohen Immobilienpreise, steigenden Hypothekenzinsen und dem dadurch bedingten Ende des langjährigen Immobilienbooms. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage knapp 3900 Erwerbstätigen in Deutschland im Auftrag der HDI Lebensversicherung.
Dennoch hat das große Vertrauen in das Eigenheim als Altersvorsorge gelitten: 2020 lag der Zustimmungswert noch bei 51 Prozent, im vergangenen bei 49 Prozent. Nun ist er bei der Befragung im Juni und Juli 2022 nochmals um zwei Prozentpunkte gesunken. Dafür haben andere Möglichkeiten, für das Alter vorzusorgen, Vertrauen hinzugewonnen. Wertpapiere wie Aktien, Fonds und Anleihen hält mittlerweile jeder vierte für geeignet, um ein finanzielles Polster für den Ruhestand aufzubauen. Der Zustimmungswert ist damit sechs Prozentpunkte höher als vor zwei Jahren und der zweithäufigste genannte Weg, zuverlässig fürs Alter vorzusorgen.
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Auf Platz drei folgt die vermietete Immobilie, erst danach werden von den Befragten die private Lebens- und Rentenversicherung sowie die Betriebsrente genannt. Auf Platz fünf folgt die gesetzliche Rentenversicherung mit einer Zustimmung von 18 Prozent (2020: 22 Prozent). Noch weniger Vertrauen genießen Bargeld, Spareinlagen, Wertgegenstände wie Gold, Schmuck, Kunst oder Antiquitäten sowie die Versorgungswerke der Berufsgruppen.
Börsengeschäfte genießen unter den Vorsorgesparern das zweithöchste Vertrauen und mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) glauben, dass Aktien langfristig besser rentieren als Zinsanlagen wie etwa Sparkonten. Zudem glaubt knapp die Hälfte der Berufstätigen (46 Prozent), dass Aktien für den Aufbau der Altersvorsorge gut geeignet sind. Doch wenn es darum geht, Börseninvestments auch tatsächlich zu nutzten, schrecken viele zurück: 39 Prozent der Deutschen ist ein Aktienportfolio als Geldanlage zu riskant, 40 Prozent finden Aktiengeschäfte zu kompliziert, 26 Prozent lehnen Aktien grundsätzlich ab. Es besteht also ein gewisser Widerspruch zwischen den durchaus anerkannten Vorzügen langfristiger Aktienanlagen und der praktischen Umsetzung im eigenen Vermögensportfolio. Als wollten die Befragten sagen: „Aktien sind eine super Geldanlage, aber nicht mit meinem Geld“.
Im Vergleich der Geschlechter und abhängig vom Alter der Befragten gibt es allerdings Unterschiede. So sind Frauen grundsätzlich gegenüber Aktien skeptischer als Männer. Dass Aktien langfristig bessere Renditen erzielen als verzinste Geldanlagen, glauben 67 Prozent der Männer, aber nur 46 Prozent der Frauen. Nur 37 Prozent der Frauen finden Aktien für die Altersvorsorge geeignet, bei den Männern sind es 54 Prozent. Auch finden Frauen Aktien deutlich häufiger zu kompliziert oder schlicht zu riskant.
Sortiert man die Ergebnisse der Umfrage nach Alter, fällt auf, dass jüngere Menschen grundsätzlich mehr von Aktienanlagen halten als Ältere, mehr als die Hälfte sie auch für die Altersvorsorge geeignet halten, sie ihnen aber häufiger zu kompliziert sind. Andererseits finden mehr Ältere ab 40 Jahren Aktien zu riskant und lehnen sie für die eigene Geldanlage grundsätzlich ab.
Im Durchschnitt erwartet gut ein Fünftel der Deutschen keinen nachhaltigen Crash an den Aktienbörsen (21 Prozent). Auffällig dabei: Je geringer das Nettoeinkommen der Befragten, desto pessimistischer sind sie. Von jenen, die weniger als 2000 Euro netto pro Monat verdienen, glauben nur 18 Prozent, dass ein Börsencrash ausbleibt. Die Einkommensgruppe mit mehr als 5000 Euro Monatsnetto ist optimistischer, dort glauben 36 Prozent daran, dass ihnen ein Crash erspart bleibt.
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