
Gute zwei Monate dauert sie nun schon an – die Entspannung am Devisenmarkt: Anfang Mai hatte EZB-Chef Mario Draghi ein umfassendes Liquiditätsprogramm für die Euro-Zone angekündigt, seither hat der Euro gegenüber dem Dollar nachgegeben. Die vor allem von den südeuropäischen Ländern gefürchteten 1,40 Dollar und mehr sind außer Reichweite. Stattdessen ist die Gemeinschaftswährung mit 1,36 Euro gerade wieder auf dem Niveau vom Januar angelangt. Ist sie damit nun endlich da, die von Devisenexperten bereits prophezeite Kehrtwende beim Euro? Ist es der Anfang einer kontinuierlichen Abwertungsphase?
Wie es tatsächlich weitergeht – da sind Beobachter sich einig – hängt jetzt vom jeweiligen Spiel der Notenbanken ab. Auch die Teilnehmer des Depot-Contest der Münchner DAB-Bank haben die Geschehnisse im Blick: „Die angekündigten Maßnahmen deuten auf den festen Willen der EZB hin, die Einheitswährung mittelfristig zu schwächen“, sagt zum Beispiel Andreas Schenk, Portfolio-Manager bei der Performance IMC Vermögensverwaltung. „In den USA beginnt sich dieses Bild mit dem Auslaufen der monatlichen Anleiheaufkäufe im Oktober dagegen in eine entgegengesetzte Richtung zu entwickeln.“
Mittelfristig rechnet Schenk mit einer „nicht zu unterschätzenden“ Zinsdifferenz zwischen den europäischen und den US-Leitzinsen, welche die Einheitswährung deutlich schwächen könnte: „Wir sehen zum Jahresende ein potenzielles Abwertungspotenzial in Richtung 1,31 bis 1,33 Dollar je Euro“, so Schenk.





Dass der Dollar aufwerten wird, glaubt auch Frank Mocha von der Consulting Team Vermögensverwaltung: Mit ihrem jüngsten Maßnahmenpaket habe die EZB genau in Richtung schwacher Euro agiert, während die Fed schon bald Zinsen erhöhen könnte. Allerdings geht der Vermögensverwalter nur von einer „tendenziellen Stärke des US-Dollar“ in den kommenden Monaten aus. Größere Abschläge erwartet der Experte nicht, eher eine weitere Anpassung des Euro nach unten im „niedrigen einstelligen Prozentbereich“.
Allein Bernd Linke, Geschäftsführer bei der Hoppe Vermögensbetreuungsgesellschaft, glaubt nicht daran, dass der Euro in den kommenden Monaten groß nachgeben wird. Für stellt die Abwertung der vergangenen Monate vielmehr die „Korrektur einer Übertreibung“ dar. Angesichts „nach wie vor ungelöster Probleme in der Eurozone“ ist die Gemeinschaftswährung Linke zufolge zu gut bewertet gewesen. „Sofern jedoch keine weiteren bösen Überraschungen aus der Euro-Zone kommen, sollte sich die Gemeinschaftswährung beim Kurs von 1,35 bis 1,37 zum US-Dollar stabilisieren“, so seine Prognose.
Was bedeutet nun aber ein mehr oder minder schwächerer Euro für das sichere Depot? Sollte der, der an eine deutliche Abwertung der Gemeinschaftswährung glaubt – ob gegenüber Dollar oder gegenüber anderen Währungen – das Portfolio nicht mittels entsprechender Fremdwährungspositionen ergänzen? Ein Blick auf die einzelnen Depots zeigt: Die Vermögensverwalter halten tatsächlich in geringem Umfang Fonds, die vom Erstarken des US-Dollar und bestimmter lokaler Währungen profitieren. Allerdings sind mögliche Währungsgewinne nur der zweite Grund dafür, Fremdwährungsinvestments im Portfolio zu halten.