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Unternehmensanleihe Schifffahrtskonzern Rickmers testet den Anleihemarkt

Das traditionsreiche Schifffahrtsunternehmen Rickmers wagt sich mit einer hochverzinsten Anleihe an die Frankfurter Börse. Für die Konzernleitung geht es weniger um billiges Kapital, sondern um neue Wege der Unternehmensfinanzierung.

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Das Museumsschiff Rickmer Rickmers an den Landungsbrücken in Hamburg St. Pauli. Quelle: GNU

Das traditionsreiche Schifffahrtsunternehmen Rickmers wagt sich mit einer hochverzinsten Anleihe an die Frankfurter Börse. Für die Konzernleitung geht es weniger um billiges Kapital, sondern um neue Wege der Unternehmensfinanzierung. Das ist mutig.

Die meisten Hamburg-Besucher dürften einem Schiff aus dem Hause Rickmers schon begegnet sein – und wenn es schon kein Containerschiff der Rickmers-Flotte war, so doch bestimmt die Rickmer Rickmers. Das Schiff ist schon 117 Jahre alt und hat eine bewegte Geschichte mit zahlreichen Umbauten, Umbenennungen und unter verschiedenen Flaggen. Der 97 Meter lange Großsegler liegt seit den 80er Jahren als Museumsschiff an den Landungsbrücken von St. Pauli und hat sich zu einem Wahrzeichen der Stadt entwickelt.

Der Schifffahrtskonzern Rickmers Gruppe ist sogar noch älter, doch weit weniger wechselhaft: Die Gruppe existiert bereits seit 1834 und ist seit fünf Generationen mehrheitlich im Besitz der Familie Rickmer. Der Unternehmer Rickmer C. Rickmers hatte 1834 eine Werft in Bremerhaven gegründet. Die heutige Rickmers-Gruppe entwickelt und baut Schiffe, betreibt, verchartert und verwaltet eigene und fremde Schiffe. Zudem betreibt Rickmers eine Seefrachtlinie für Stückgut- und Schwerlasttransporte. 2012 erreichte die Gruppe einen Umsatz von 618,3 Millionen Euro und einen operativen Gewinn vor Steuern von 90,5 Millionen Euro.

Gemessen an der Krise, die deutschen Werften und Reedereien seit einigen Jahren durchmachen, geht es der Rickmers-Gruppe noch einigermaßen gut. Dennoch braucht sie viel Geld – und dafür betritt die Rickmers Holding erstmals den deutschen Kapitalmarkt. Rickmers will sich mit der Anleihe unter der Wertpapierkennnummer A1TNA3  bis zu 200 Millionen Euro von Anlegern leihen – und legt dafür auch seine Geschäftszahlen für 2011 und 2013 offen. Vom 27. Mai bis zum 7. Juni können Anleger das festverzinste Papier mit einer Stückelung zu 1000 Euro zeichnen. Der Zinssatz ist mit 8,875 Prozent pro Jahr im Vergleich zu einer fünfjährigen Bundesanleihe mit einem Zins von einem Viertel Prozent eine wahre Rendite-Rakete – vorausgesetzt, Rickmers kann die Anleihegläubiger auch tatsächlich auszahlen.

Die extrem konjunkturabhängige Branche leidet schon seit 2008 unter Auftragsrückgängen, unausgelasteten Kapazitäten und Finanzierungsproblemen. Erst Anfang April rief Bundeskanzlerin Angela Merkel auf einer Konferenz der maritimen Wirtschaft in Kiel die Branche dazu auf, sich auf Spezialschiffe zu konzentrieren und dafür mehr in Forschung und Innovation zu investieren.

Das sieht die Rickmers-Gruppe offenbar ähnlich. Sie will in Konzernwachstum, den Ausbau der Rickmers-Linie sowie in die Entwicklung energieeffizienter Schiffe für Containerlinienbetreiber investieren. Doch das ist nicht so einfach. Denn für eine Innovationsoffensive benötigt die Branche viel Geld, insbesondere Schiffsbau und -entwicklung bindet über Jahre viel Kapital. Aber eine Finanzierung über Banken ist weitgehend unmöglich. „Seit der Pleite von Lehman Brothers ist die Kapitalversorgung der Branche zusammengebrochen“, sagt Ignace Van Meenen, Finanzchef der Rickmers-Gruppe. Im Zuge der Finanzkrise musste etwa die HSH Nordbank ihr Geschäft mit der Schifffahrtsindustrie aufgeben. Zudem sind zahlreiche Schiffsfonds im Konjunkturtief Pleite gegangen. „Weder die Finanzierungsmöglichkeiten über die Landesbanken noch über Fonds von Kapitalgesellschaften haben sich seit 2008 erholt. Deshalb müssen wir uns neue Kapitalquellen erschließen.“

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