US-Aktienmärkte Goldman Sachs warnt vor einer Korrektur

Die US-Bank rät ihren Kunden, sich auf fallende Kurse an den Aktienmärkten einzustellen. Dafür gebe es eine „hohe Wahrscheinlichkeit“ in den kommenden Monaten. Löst ein Bärenmarkt die Rally in den USA ab?

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Anleger sollten auf Zeiten achten, in denen der Optimismus für überbewertete Kurse sorgt und sie anfällig für Enttäuschungen macht. Quelle: AP

Düsseldorf Peter Oppenheimer, leitender globaler Aktienstratege bei Goldman Sachs, wagt den Blick voraus: „Was auch immer der Auslöser sein mag, eine Korrektur in den nächsten Monaten scheint eine hohe Wahrscheinlichkeit zu sein.“ Diesen Kommentar hat er am Montag dieser Woche geschrieben. Tatsächlich hat sich der US-Auswahlindex S&P 500 in den vergangenen Monaten ungewöhnlich entwickelt: Das wichtigste Börsenbarometer der Welt habe den längsten Zeitraum seit 1929 ohne eine Korrektur von mehr als fünf Prozent erreicht, erklärt der Stratege. Er rät seinen Kunden, sich nun auf eine Korrektur vorzubereiten. Über die Warnung hatte zuerst das US-Medium CNBC berichtet.

Auch der Volatilitätsindex „CBOE Volatility Index (VIX)“ – das sogenannte Angstbarometer der Börse – steigt. Der VIX notierte zuletzt oberhalb von 13,21 - Monate zuvor lag dieser Index auf einem Rekordtief von unter neun.

Der Volatilitätsindex VIX gibt die vom Markt erwartete kurzfristige Schwankungsintensität (implizite Volatilität) anhand von Optionspreisen auf den S&P 500 über 30 Tage in Prozentpunkten an. Dieser Indikator spiegelt die Erwartungen der Anlageprofis wider. Ein hoher Wert weist auf einen unruhigen Markt hin, niedrige Werte lassen eine Entwicklung ohne starke Kursschwankungen erwarten.

Über die Richtung der Änderung, also steigende oder sinkende Kurse, gibt er keinen Aufschluss. Zwischen VIX und S&P 500 liegt fast immer eine gegenläufige Korrelation vor. Steigt die Volatilität des VIX an, dann fällt in der Regel der S&P 500. Fällt die Volatilität des VIX, dann steigt der S&P 500.

„Der Anstieg der Volatilität während einer Marktrally kann teilweise steigende Risiken widerspiegeln“, erklärt Oppenheimer. Es könne aber auch die bullishe Bereitschaft von Anlegern zeigen, dass man bereit ist, einen Aufschlag zu zahlen, um das Aktienportfolio zu vergrößern. Anleger sollten auf Zeiten achten, in denen der Optimismus für überbewertete Kurse sorgt und sie anfällig für „kleine Enttäuschungen“ macht. Ein gutes Zeichen dafür sei, dass alle Nachrichten gute Nachrichten seien. „Der Markt steigt beispielsweise mit steigenden Zinserwartungen, da dies als Bestätigung für starkes Wachstum gesehen wird“, erläutert der Stratege.

„Unser Bull/Bear-Marktindikator liegt auf einem hohen Niveau, obwohl die Fortsetzung der niedrigen Kerninflation und die lockere Geldpolitik darauf hindeuten, dass eine Korrektur wahrscheinlicher ist als ein Bärenmarkt“, schreibt Oppenheimer weiter. Doch der Stratege wäre nicht überrascht, wenn es in den nächsten Monaten zu einer Neubewertung der Risiken eines bevorstehenden Bärenmarktes kommen sollte. „Drawdowns (Korrekturen) in Bullenmärkten von zehn Prozent oder mehr sind keine Seltenheit“, fügte Oppenheimer hinzu. „Die durchschnittliche Bullenmarkt-Korrektur beträgt 13 Prozent über vier Monate und benötigt nur vier Monate, um sich zu erholen.“

Die Zuflüsse in Aktien sind nach Meinung des Experten gestiegen, da eine „Angst vor dem Verpassen“ die Anleger kopfüber in Aktien treibt. Zu Beginn dieses Monats verzeichneten Aktienfonds und ETFs, die sich auf Aktien konzentrieren, einen neuen Rekordstand mit einem Volumen von 58 Milliarden Dollar, den höchsten jemals während eines Zeitraums von vier Wochen.

Während Goldman Sachs sicher ist, dass Aktien für eine Korrektur „überfällig“ sind, glauben andere Analysten, dass Investoren sich darauf vorbereiten sollten, bei Anzeichen von Schwäche zu kaufen. Und selbst Oppenheimer relativiert: „Trotz des starken makroökonomischen Ausblicks sollte daran erinnert werden, dass es in der Regel besser ist, einen Markt zu kaufen, wenn die Nachrichten schlecht und die Bewertungen niedrig sind, als wenn alle Nachrichten gut und die Bewertungen hoch sind.“

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