US-Notenbank Fed Kommt heute die Zinswende?

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Contra - Die Fed muss warten

Zuletzt waren aber Zweifel aufgekommen, ob nach dem Einbruch der Aktienmärkte in China und Brasilien das makroökonomische Umfeld eine Zinssenkung überhaupt noch zulasse. Denn höhere Zinsen in den USA würden Anleihe-Investoren, die in den Schwellenländern auf Renditejagd waren, zurück in die USA locken - und die Währungen in den BRIC-Staaten unter Druck setzen. Der Ausverkauf auf dem chinesischen Aktienmarkt hatte in diesem Sommer wiederum den US-Aktienmarkt und die europäischen Börsen belastet.

Überwiegen also die Argumente gegen eine Zinserhöhung?

Der Chef der Notenbank des Staats Atlanta scheint noch unentschlossen. Eigentlich hatte er sich im August bereits deutlich geäußert, dass im September die Zinswende bevorstehen könnte. Jetzt schränkte er seine Aussagen stark ein. "Gegenwärtig machen es Entwicklungen wie die Aufwertung des Dollar, die Entwertung der chinesischen Währung und der weitere Ölpreisverfall schwierig, die Wirtschaftsentwicklung vorauszusagen", sagte Dennis Lockhart der Agentur Reuters. Man werde vermutlich "irgendwann im Laufe dieses Jahres" mit einer Erhöhung der Zinsen beginnen und den Markt schrittweise normalisieren.

Auch Fondsguru Bill Gross zeigt sich im Börsenroundtable der WirtschaftsWoche unentschieden: „Die Fed wird den Leitzins im September oder Dezember anheben."

Völlig entschieden gegen eine Zinserhöhung argumentiert der Präsident der Notenbank des Staates Minneapolis, Narayana Kocherlakota. Dem TV-Sender CNBC sagte er, er sehe nicht, dass eine Zinsanhebung in nächster Zeit angemessen sei, wenn sich der Ausblick für die Wirtschaft nicht noch erheblich ändere. Das hieße konkret: keine Zinserhöhung mehr im Jahr 2015, bekräftigte er im Interview.

Auch Nobelpreisträger Joseph Stiglitz hält nichts von einer baldigen Zinswende. „Ich sehe dafür keinen Grund", sagte er der WirtschaftsWoche. „Es gibt viel versteckte Arbeitslosigkeit, eine realistische Quote läge wohl bei fast 12 Prozent. Wir bräuchten in den USA rund drei Millionen zusätzliche Jobs.“ Seine Lösung für die heutige Mitteilung der Notenbankchefin Yellen an die Märkte: „Die Verantwortlichen können sagen, sie seien derzeit zu besorgt über weltweite wirtschaftliche Instabilität, etwa in China - ohne auszuschließen, dass sie die Zinsen in der nahen Zukunft erhöhen werden. Es geht ja auch um die Botschaft, die sie senden – sie könnten so signalisieren, dass viele Amerikaner den Aufschwung noch nicht spüren", sagte Stiglitz.

Den Zweiflern stehen aber Experten entgegen, die jetzt schon den richtigen Zeitpunkt gekommen sehen.

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