
Überwiegend im Minus haben deutsche Aktien vor der US-Leitzinsentscheidung am Mittwoch verharrt. Die amerikanische Notenbank Fed dürfte zum zweiten Mal nach der weltweiten Finanzkrise ihren Leitzins anheben. Ein Zinsschritt gilt am Markt aber als eingepreist. Aus Expertensicht ist es deshalb auch viel interessanter, welchen Kurs die Fed im kommenden Jahr fährt. In diesem Punkt haben sich viele Experten auf zwei weitere Erhöhungen 2017 festgelegt.
Der Dax notierte am Nachmittag 0,40 Prozent tiefer bei 11 239,54 Punkten. Tags zuvor hatten die Anleger nach einem ruhigen Wochenauftakt nochmals zugegriffen und den deutschen Leitindex mit 11 300 Punkten auf einen weiteren Höchststand seit einem Jahr getrieben. Seit dem Zwischentief bei rund 10 400 Punkten Anfang des Monats gewann der Dax damit gut 8,5 Prozent.
Der MDax der mittelgroßen Werte verlor am Mittwoch 0,54 Prozent auf 21 650,93 Punkte. Für den Technologiewerte-Index TecDax ging es um 0,73 Prozent auf 1737,24 Punkte abwärts. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone sank um 0,58 Prozent auf 3217,97 Zähler.
Der Leitzins und die Fed
Leitzinsen sind ein bedeutendes Instrument von Zentralbanken. Über die Veränderung der Leitzinsen, zu denen sich Geschäftsbanken Zentralbankgeld leihen können, versuchen Notenbanken das allgemeine Zinsniveau, die Kreditvergabe, die Inflation und teils die gesamtwirtschaftliche Entwicklung zu beeinflussen. Niedrige Leitzinsen wie derzeit in vielen Staaten weltweit spüren Verbraucher etwa, weil ihr Erspartes bei der Bank kaum verzinst wird und Kredite wie Immobiliendarlehen günstig zu haben sind. Im Euroraum fungiert der Hauptrefinanzierungssatz der Europäischen Zentralbank (EZB) als Leitzins, in den USA die Federal Funds Rate der Notenbank Federal Reserve (Fed).
Die Federal Reserve oder kurz Fed ist die Notenbank der USA. Die 1913 vom amerikanischen Kongress gegründete staatliche Organisation leitet die Geldpolitik in den Vereinigten Staaten und kontrolliert wichtige wirtschaftliche Stellschrauben: Sie beeinflusst etwa das allgemeine Zinsniveau, die Kreditvergabe und die Entwicklung der Verbraucherpreise. Zudem kontrolliert und reguliert sie die Banken des Landes. Leitziele der Fed sind eine möglichst hohe Beschäftigung, stabile Preise sowie günstige Zinsen.
Die Entscheidungen der Fed haben oft unmittelbaren Einfluss auf die weltweite Geld- und Wirtschaftspolitik - und bewegen die Börse rund um den Globus. Präsidentin der Fed ist seit 2014 Janet Yellen (70). Sie ist die erste Frau an der Spitze in der Geschichte der Notenbank.
Unter den Einzelwerten standen die Papiere der Deutschen Pfandbriefbank im Anlegerfokus. Sorgen um eine mögliche Haftung für Altlasten der Hypo Real Estate (HRE) ließen die Aktien des Instituts zeitweise um mehr als 11 Prozent einbrechen. Zuletzt notierten sie noch 5,7 Prozent im Minus. Die Rechtsnachfolgerin der HRE muss möglicherweise für Verluste von umgerechnet 134 Millionen Euro durch ausgelagerte HRE-Kredite haften.
Die Metro-Aktien reagierten mit einem Kurssprung von zuletzt 2,6 Prozent auf aktuelle Geschäftszahlen und den Dividendenvorschlag. Zwischenzeitlich erreichten sie den höchsten Stand seit über 18 Monaten.
Am Rentenmarkt sank die Umlaufrendite von 0,14 Prozent am Vortag auf 0,11 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,14 Prozent auf 141,85 Punkte. Der richtungsweisende Euro-Bund-Future gewann 0,23 Prozent auf 162,25 Punkte. Der Euro wurde zuletzt mit 1,0643 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,0610 Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9425 (0,9438) Euro.