US-Wahl belastet Aktienkurse Dax gerät in Turbulenzen

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Was technische Analysten sagen

Basis der Sentimentanalyse bildet die Überlegung, dass die Masse - so der Grundgedanke der psychologischen Marktbeobachtung - an der Börse stets falsch investiert ist und demnach Geld verliert. Daher gilt es, gegen die vorherrschende Meinung zu handeln. Die Anhänger der Sentimentanalyse versuchen also mit ihrer Hilfe überhitzte Phasen herauszufiltern und entsprechend zu handeln. Dennoch, einfach nach dem Motto zu handeln, Stimmung ist gut - Kurse fallen oder Stimmung ist schlecht - Kurse steigen, wäre etwas zu einfach.

Was aus charttechnischer Sicht für eine Jahresendrally spricht: Die 200-Tagelinie, die den Durchschnittskurs der vergangenen 200 Handelstage abbildet, steigt seit Dezember 2015 wieder. „Das gibt dem Markt einen wichtigen Rückhalt für einen möglichen Ausbruch über 10.800 Punkte“, meint Börsenexperte Anton Riedl.

Charttechnische Analysten versuchen aus dem Vergleich wiederkehrender Kursmuster der Vergangenheit mit aktuellen Chartgrafiken die Weiterentwicklung von Wertpapierkursen und Aktienindizes zu prognostizieren.  Realwirtschaftliche Größen wie die konjunkturelle Entwicklung, Kurs-Gewinn-Verhältnisse oder die Geschäftsaussichten von Unternehmen spielen dabei eine untergeordnete Rolle - anders als bei der fundamentalen Analyse. 

Diese 200-Tagelinie findet aber auch bei konservativen, langfristig orientierten Anlegern Beachtung. Entsprechend waren solche Wendepunkte fast immer langfristiger Natur. So wie Mitte 2012, als die Linie ins Positive drehte. Der Anstieg dauerte zwei Jahre, der Dax kletterte in diesem Zeitraum von 6000 auf 10.000 Punkte. Es gilt die Regel: Ein Dax oberhalb einer steigenden Linie spricht für weiter steigende Kurse. Notiert der deutsche Leitindex unterhalb einer fallenden 200-Tageslinie, dürfte der Index weiter fallen.

Derzeit notiert die 200-Tageslinie bei 10.067 Punkten und damit nur knapp unter einer Marke, die für Charttechniker wichtig ist. Denn seit drei Monaten läuft der deutsche Leitindex in einer Spanne zwischen 10.800 Punkten auf der Ober- und 10.200 Zählern auf der Unterseite. Zwar erreichte der Dax in der vergangenen Woche kurzfristig die Marke von 10.827 Punkten, doch dann setzten wieder Verkäufe ein. Denn das Fundament für einen Ausbruch aus dieser monatelangen Seitwärtsbewegung war zu dünn: Das Handelsvolumen war gering und den Anstieg machten nur wenige Dax-Aktien mit.

Deswegen rückt für technische Analysten nun wieder 10.200 Punkte in den Blickpunkt. Die muss halten, ein nachhaltiger Rutsch unter diese Marke und das Thema Jahresendrally könnte zu den Akten gelegt werden. Zumal sich in wenigen Tagen die wichtige 200-Tagelinie in diesem Bereich befindet. Technische Analysten sind sich einig: Kurse über 10.200 Punkten gefährden das positive Gesamtszenario nicht.

Pessimistisch in Sachen Jahresendrally sind auch die großen Banken eingestellt. Denn die aktuelle durchschnittliche Dax-Prognose von 14 großen Kreditinstituten von Anfang Oktober ergibt laut der Wirtschafts-Nachrichtenagentur Bloomberg einen durchschnittlichen Jahresendstand von 10.576 Zählern - nur knapp über der aktuellen Notierung. Behalten die Banken mit ihren Prognosen im Durchschnitt Recht, wäre es ein verlorenes Börsenjahr. Die wichtigsten Indizes Dax, Euro Stoxx 50 und Stoxx Europe 600 würden das Jahr verlustreich beenden.

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