Varta Mit Power an die Börse

Der Batteriehersteller Varta plant den Gang aufs Frankfurter Börsenparkett. Die Erlöse sollen in Zukäufe und die Expansion fließen. Mittelfristig sieht sich das Unternehmen als Kandidat für den TecDax.

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Auch nach dem Börsengang will der österreichische Investor Michael Tojner die Mehrheit am Unternehmen behalten. Quelle: PR

Frankfurt Der Batterie-Hersteller Varta will mit seinem Börsengang bis zu 200 Millionen Euro für Zukäufe und den Bau einer neuen Fabrik einsammeln. Das Traditionsunternehmen aus dem schwäbischen Ellwangen kündigte am Donnerstag an, den Sprung noch in diesem Jahr zu wagen. Der österreichische Investor Michael Tojner, dem Varta über seine schweizerische Holding Montana Tech gehört, will dabei die Mehrheit behalten. Der Streubesitz soll aber im zweistelligen Prozentbereich liegen. Mittelfristig sieht sich das Unternehmen als Kandidat für den TecDax. Varta erwirtschaftet drei Viertel des Umsatzes von knapp 200 Millionen Euro mit Knopfzellen für Hörgeräte, Uhren oder Kameras. Den Rest machen Batterien zur Speicherung von selbst produzierter Energie aus Fotovoltaik-Anlagen aus.

Für Varta ist die Emission eigentlich eine Rückkehr an die Börse. Die Industriellenfamilie Quandt, die auch an BMW beteiligt ist, hatte das mehr als 120 Jahre alte Unternehmen 2002 zerschlagen. Das Geschäft mit Autobatterien ging an den US-Autozulieferer Johnson Controls. Die Haushaltsbatterien wurden an Rayovac, heute Spectrum Brands, verkauft. Die Mikrobatterien-Sparte - den kleinsten Teil - übernahm Tojner ebenso wie später die Holding Varta AG. Sie wurde 2007 von der Börse genommen. Montana Tech will beim Börsengang Aktien für maximal 30 Millionen Euro verkaufen und seine Beteiligung ansonsten langfristig halten.

Zukaufen will Varta-Vorstandschef Herbert Schein im zersplitterten Markt für Energiespeicher und dafür etwa drei Viertel des Emissionserlöses verwenden: „Wir wollen unseren Marktanteil deutlich steigern und einer der drei Topplayer in Europa werden“, sagte er dem Handelsblatt. Man führe bereits intensive Gespräche mit einer Reihe von potenziellen Kandidaten, ergänzte Vorstandsmitglied Michael Pistauer. Bei Mikrobatterien, wo sich Varta mit Knopfzellen für Hörgeräte zusammen mit Rayovac als weltweit führend sieht, geht es eher um Expansion aus eigener Kraft. Mit 50 Millionen Euro soll eine neue Montagelinie in Europa gebaut werden. Neue Chancen sieht Schein in aufladbaren Batterien für schnurlose Kopfhörer.


US-Wahl stoppt die Varta-Manager nicht

2015 hat Varta 195 Millionen Euro umgesetzt, der operative Gewinn (Ebitda) lag bei 29,5 Millionen Euro. In den ersten neun Monaten 2016 erwirtschaftete das Unternehmen 161 Millionen Euro Umsatz und ein Ebitda von 21,8 Millionen.

Varta könnte in Frankfurt der drittgrößte Börsengang des Jahres werden. Mehr als 200 Millionen Euro haben bisher nur die RWE-Ökostromtochter Innogy und der Hamburger Windanlagenbauer Senvion eingenommen. Einige Experten hatten von Börsengängen im November abgeraten, weil die Wahlen in den USA die Märkte durcheinanderwirbeln könnten. Varta stört das nicht an. „Wir haben viele neue Produkte auf dem Markt, die Umstellung auf kabellose Geräte findet jetzt statt“, sagte Pistauer. Deshalb sei nun genau der richtige Termin für den Börsengang.

Ein genaues Datum für den Sprung in den Frankfurter Prime Standard nannte das Unternehmen nicht. Üblich ist aber ein Zeitfenster von vier Wochen nach der Ankündigung. Begleitet wird der Börsengang von den Investmentbanken Jefferies, UniCredit, HSBC Trinkaus und Erste Bank. Privatanleger können zwar ebenfalls zugreifen, das Unternehmen erwartet aber vor allem ein Interesse von institutionellen Investoren in Kontinentaleuropa, Großbritannien und den USA.

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