Verdacht auf Marktmanipulation Weitere Ermittlungen gegen Börsen-Guru Markus Frick

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das-musterdepot von Frick

Hinter „das-musterdepot“ soll Frick gestanden haben, der damals Geschäftsführer der ISP Finanz war. Alleiniger Gesellschafter der ISP war mindestens bis Sommer 2012 Fricks Vater Walter Frick. Der Senior hatte Sohn Markus bis Mitte 2012 zum Geschäftsführer bestellt. Frick senior äußerte sich auf Anfrage nicht zu dem Fall.

Wenige Tage nach der Empfehlung, als der Univerma-Kurs abgestürzt war, schrieb Stefan Zapf im typischen Frick-Stil seinen Lesern, er sei „schockiert“, irgendwie liege der Absturz wohl an den Weihnachtsfeiertagen. Der wahre Grund aber dürften Verkäufe gewesen sein, die nach der Propaganda für die Aktie einsetzten.

Markus Frick Quelle: dpa Picture-Alliance

Das Schema ist erprobt: Börsenbrief-Macher legen Anlegern Aktien ans Herz. Greifen die zu, laden Hintermänner Aktien bei Lesern ab. Endet das redaktionelle Trommelfeuer, stürzen die Kurse ab.

ISP stellte an mit den Univerma-Gründern verbundene Unternehmen Rechnungen über mindestens 1,5 Millionen Euro aus. Empfehlungen und Geldflüsse gingen Hand in Hand: So schickte ISP vor der Empfehlung in „das-musterdepot“ mehrere Rechnungen an die Fabian Voß Vermögensverwaltung und die Univerma Vertriebspartner AG. Die erste Firma gehört Univerma-Gründer Voß, die zweite Voß und Co-Gründer Hoffmann gemeinsam.

Mehrfach gingen bei ISP Ende 2010 Gelder von Voß und Univerma Vertriebspartner ein, insgesamt über 1,8 Millionen Euro – mehr noch als die 1,5 Millionen aus den von ISP ausgestellten Rechnungen. So sollte Voß laut Rechnung vom 20. Dezember 2010 stolze 595 000 Euro zahlen. Gegenleistung: ein Werbebanner bei „MoneyMoney TV“ sowie „Exklusiv-Zeit-Slots“ à 150 000 Euro auf drei „MoneyMoney“-Börsenseminaren, die ISP Wochen später veranstalten wollte. Viel Geld, gemessen daran, dass auf den Seminaren maximal wenige Hundert Leute auftauchen. Weder Voß noch Hoffmann waren erreichbar, Anrufe und E-Mails blieben unbeantwortet.

Nach Informationen der WirtschaftsWoche bezichtigt die Aufsicht BaFin mehrere Personen, durch Verkäufe von Univerma-Aktien innerhalb weniger Tage Millionengewinne erzielt zu haben. Verdächtige hätten Empfehlungen für die Aktie durch Zapf veröffentlichen lassen.

Univerma-Gründer Hoffmann soll über mehrere Depots Käufe und Verkäufe veranlasst haben, die gegeneinander ausgeführt worden seien. So könnte suggeriert worden sein, dass die Aktie liquide gehandelt wurde. Die BaFin bestätigt, sie habe 2011 im Fall Univerma bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt Anzeige wegen möglicher Marktmanipulation erstattet.

Selbst Frick sollen Zweifel gekommen sein. Einem Vertrauten soll er gebeichtet haben, dass er einmal Geld, das die Univerma-Leute an ISP gezahlt hatten, zurücküberwiesen habe. Er habe Angst gehabt, dass der Zusammenhang mit den Empfehlungen aufgedeckt werden könnte.

ISP macht auch heute, nach dem Ausscheiden Fricks, mit Anlegerseminaren weiter. Der neue Guru heißt Jan Pahl. Doch auch dieser Name ist ein Pseudonym.

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