Verkehrte Finanzwelt

Die verwirrende Inflation der Börsenindizes

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Der Trend zum maßgeschneiderten Index

Früher hatten Anleger lediglich die Wahl zwischen Indizes verschiedener Börsen. Der größte Unterschied lag zum einen in der Wahl zwischen Preisindex und Performanceindex, zum anderen in deren Gewichtung.

Inzwischen schießen Indizes auf Aktien und Anlagestrategien wie Pilze aus dem Boden. Sie werden nach Anlagestrategien, wie etwa der Streuung nach Wachstums- und Wertunternehmen, Groß-, Mittel- und Kleinunternehmen oder nach geografischen Aspekten eingeteilt oder bilden Spezialthemen, wie Wasser, Forstwirtschaft oder seit Neuestem auch die Robotik ab.

Immer häufiger sind neue Indizes speziell auf Kundenbedürfnisse hin maßgeschneidert oder nehmen gänzlich neue Assetklassen in den Fokus: Anleihen, Derivate, Rohstoffe, Alternative Investments. Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Fachleute wie Georg Bisztray, ehemaliger Indexmanager an der Wiener Börse AG, als auch bei Dow Jones Indexes und STOXX Ltd., und heute Spezialist in der hybriden, teilautomatisierten Vermögensverwaltung, sehen zudem eine zunehmende Annäherung von Indizes an Hedgefondsstrategien und ihre Bedeutung im Risikomanagement. Die neuen Index-Kreationen spielen eine wichtige Rolle für verbriefte Produkte.

Sie können beispielsweise Derivate- und Hedgefonds Strategien nachbilden, die als Index-Zertifikat an Anleger verkauft werden, oder als Währungsabsicherung dienen. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Die Namen der Indizes machen das deutlich. Sie haben unter anderem Zusätze wie „Optimized“, „Leveraged Short“, „Risk Control“, „Strong Balance Sheet“, „Multi-Asset“ aber auch „Europe Football“ oder „Global Grand Prix“.

Der Anleger hat die Qual der Wahl

Für Anleger bietet die neue, bunte Indexwelt sicherlich Vorteile und eröffnet vielen Privatkunden die Möglichkeit, an Assetklassen und Strategien teilzuhaben, die für sie in der Vergangenheit nicht zugänglich waren. Allerdings ist die Sache damit auch wieder ein gutes Stück komplexer und auch intransparenter geworden. Anleger stehen nun häufig vor der Herausforderung, nicht nur das Zertifikat oder den ETF verstehen zu müssen, sondern auch noch den dahinter stehenden Index zu analysieren. Das dürfte nicht jedem gelingen.

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