Verkehrte Finanzwelt

Warum ein stabiler Dollar-Renminbi-Wechselkurs uns alle teuer käme

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Werden aus Strafzöllen Sanktionen, droht der Dollar-Ausverkauf

Auch für China wäre dieser Abverkauf schmerzhaft. Mit den sinkenden Preisen würden schließlich auch die in chinesischer Hand verbleibenden US-Staatsanleihen an Wert verlieren. Gleichzeitig müsste China seine Geldpolitik massiv lockern und Konjunkturpakete schnüren, um dem Bremseffekt durch die RMB-Käufe – die der Wirtschaft in Umlauf befindliche RMB entziehen würden – entgegenzutreten. Im Sinne der Schadensbegrenzung hat China daher in jüngster Vergangenheit nur in äußerst „homöopathischen Dosen“ verkauft, wenn es temporär seine Währung stabilisieren musste .

Schlimmer geht immer

Sollte der USA-China Konflikt sich jedoch weiter zuspitzen, könnte das drastischere Szenario eines massiven Abverkaufs der US-Anleihen Realität werden. Denn wenn aus Strafzöllen Sanktionen werden, könnte China sich entschließen, dem Beispiel Russlands zu folgen: In Moskau nahm man zuletzt die amerikanischen Drohungen, die Nutzung von USD für Finanztransaktionen durch Sanktionen zu unterbinden, offenbar ernst.

Um einen damit einhergehenden Totalverlust des in USD-Wertpapieren angelegten Kapitals zu verhindern, verkaufte Russland im April/Mai 2018 auf einen Schlag einen Großteil seines etwa 100 Milliarden U-Dollar starken Engagements in US-Staatsanleihen*. Der Unterschied: Chinas US-Investment ist rund zehn Mal größer. Ein Abverkauf „über Nacht“ würde den US-Markt hart treffen. Auch andere zinssensible Märkte – darunter die europäischen Kapitalmärkte – würden wahrscheinlich in Mitleidenschaft gezogen werden. Andererseits wäre ein solches Szenario aufgrund der damit einhergehenden massiven Lockerung der chinesischen Geldpolitik bei gleichzeitig stabilem Wechselkurs nicht unattraktiv für ein Engagement in chinesischen RMB-Staatsanleihen.

Für uns alle stehen umfassende Veränderungen bevor. Denn weltweite Bemühungen sind im Gange, um sich vom US-Dollar – und den USA – zu emanzipieren. Wie schnell auch die Chinesen diesen Weg gehen und wie groß der daraus entstehende Schaden wird, hängt nicht zuletzt von der US-Politik der kommenden Monate ab.

* Laut US TIC Data reduzierte Russland seine US Treasury Securities Holdings von 96,1 Milliarden USD am 31. März auf 48,7 Milliarden USD per 30. April und auf 14,9 Milliarden USD per 31. Mai 2018.

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