Verspätetes Weihnachtsgeschenk an der Börse Was dem Dax zum Rekordhoch verholfen hat

Quelle: imago images

In der Hoffnung auf einen weltweiten Wirtschaftsaufschwung decken sich Anleger nach den Feiertagen mit deutschen Aktien ein: Der Dax klettert am Montag auf ein Rekordhoch von über 13.800 Punkten. Das hat mehrere Gründe.

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Aus Erleichterung über den Brexit-Deal strömen Anleger nach dem verlängerten Weihnachtswochenende in den deutschen Aktienmarkt. Der Dax stieg zur Eröffnung am Montag um 1,5 Prozent und markierte mit 13.810,40 Punkten ein Rekordhoch – wenn auch denkbar knapp: Das bisherige Rekordhoch lag am 17. Februar 2020 bei 13.795,24 Punkten. Nach dieser Bestmarke war die Feierlaune im Sog der beginnenden Coronapandemie jedoch rasch in Panik umgeschlagen. Binnen Wochen ging es um 40 Prozent auf 8255 Punkte abwärts. Erst massive Geldspritzen der Notenbanken und Regierungen für die unter Lockdowns darbende Wirtschaft brachten die Wende.

Die Notenbanken pumpen weiter ungebremst Milliarde um Milliarde in die Finanzmärkte – Geld, das irgendwo angelegt werden muss. Dass die Weltwirtschaft immer noch nicht aus der Krise heraus ist, rückt dabei in den Hintergrund. Zwar ging es mit dem Ende der meisten Lockdowns im Sommer vielerorts bergauf mit der Wirtschaft, dennoch hinkt sie in vielen Ländern ihren Vorkrisenniveaus weiter hinterher. Bis zu einer Normalisierung des Alltags der Menschen und des Wirtschaftslebens setzen Investoren erst einmal weiter auf die Hilfen der Politik.

Für die Euphorie am deutschen Aktienmarkt am Montagmorgen sorgte vor allem, dass sich während der Weihnachtspause Konflikte lösten, die zuvor die Aktienkurse belastet hatten. Zum einen gab es nach langem Ringen einen Brexit-Deal, zum anderen hat US-Präsident Donald Trump ein 900 Milliarden US-Dollar schweres Corona-Konjunkturpaket jetzt doch noch in Kraft gesetzt. Der Impfstart gegen das Coronavirus in vielen europäischen Ländern in den letzten Tagen sorgte außerdem für weiteren Optimismus an der Börse.

von Frank Doll, Martin Gerth, Niklas Hoyer, Saskia Littmann, Anton Riedl, Jan-Lukas Schmitt, Heike Schwerdtfeger, Andreas Toller, Lukas Zdrzalek, Tina Zeinlinger

Großbritannien und die EU hatten sich an Heiligabend auf ein Freihandelsabkommen geeinigt. „Das Abkommen ist gut und wird beiden Seiten gerecht“, sagte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. „Entscheidend ist, dass das Abkommen Raum für zukünftige Regierungen lässt, das Handelsverhältnis zu intensivieren.“

Investoren griffen unter anderem bei den Aktien der Deutschen Post zu, die sich um 3,1 Prozent verteuerten. Firmenchef Frank Appel stellte dank des Booms im Paketgeschäft in den vergangenen Monaten für 2020 einen Rekordgewinn in Aussicht.

Nach dem Start der Coronavirus-Impfungen in Deutschland und anderen europäischen Staaten waren auch Reise- und Touristik-Werte begehrt, die unter den Pandemie-Beschränkungen besonders stark leiden. Die Aktien der Fluggesellschaft Lufthansa, des Reise-Veranstalters Tui und des Flughafen-Betreibers Fraport gewannen bis zu 6,2 Prozent. Die Impfstoff-Nachrichten der vergangenen Wochen seien ein beispielloser Sieg der Wissenschaft, sagten Analysten der Deutschen Bank. Dies werde zu einer deutlich schnelleren Normalisierung des täglichen Lebens führen, als es vor noch gar nicht allzu langer Zeit anzunehmen war, erklärten die Devisen-Strategen Robin Winkler und George Saravelos.

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Es gibt aber auch mahnende Stimmen. Auch in der Weihnachtswoche habe sich die Situation in Deutschland nicht entspannt, stellen etwa die Experten der Commerzbank fest. Der Rückgang der gemeldeten Neuinfektionen sei allein auf den reduzierten Testumfang zurückzuführen. Die Zahl der in deutschen Krankenhäusern intensiv-medizinisch behandelten Corona-Patienten sei indes weiter gestiegen.

Mehr zum Thema: Wie geht es 2021 für die 30 Aktien im Dax weiter? Welche Werte Chancen bieten, wo die Risiken überwiegen.

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