Volatilitäts-Zertifikate Warum ein amerikanischer Anleger den Credit-Suisse-Chef verklagt

Mit speziellen Produkten konnten Anleger auf eine Flaute an der Börse wetten – und erlitten vor einem Monat damit herbe Verluste.

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Es könnte eine Ära mit höherer Volatilität anbrechen. Quelle: dpa

Zürich Auf die Flaute an der Börse zu wetten, war für Investoren und Banken lange ein gutes Geschäft. Die Credit Suisse legte für Kunden so genannte Exchange Traded Notes (ETN) auf, mit denen sich sinkende Volatilität für Anleger bezahlt machte. Doch als es Anfang Februar zu einer jähen Korrektur an den US-Märkten kam, verloren die Zertifikate schlagartig an Wert – und Investoren viel Geld.

Der Kurs der ETNs gab binnen zwei Stunden um rund 90 Prozent nach. Deshalb hat nun ein betroffener Anleger vor einem New Yorker Gericht eine Klage eingereicht. Sie richtet sich gegen die Credit Suisse, aber auch gegen Bankchef Tidjane Thiam und Finanzchef David Mathers persönlich.

Investor Rajan Chahal wirft der Credit Suisse vor, falsche Angaben zu den so genannten XIV-Notes gemacht zu haben und fordert eine Entschädigung in ungenannter Höhe. Die Bank habe die Papiere „aktiv manipuliert“, indem sie „ihre Bestände in verschiedenen Finanzprodukten liquidiert habe, um einen Verlust zu vermeiden“, zitiert die Nachrichtenagentur Bloomberg aus der Klage.

Der Investor möchte, dass eine Sammelklage zugelassen wird. Kommt das Gericht diesem Wunsch nach, könnten sich weitere Anleger anschließen, um gegen die Bank vorzugehen

Die Credit Suisse weist die Vorwürfe zurück. „Der öffentlich zugängliche Prospekt hat die Risiken des Produkts XIV, das nur für erfahrene institutionelle Kunden bestimmt ist, zutreffend und vollständig offengelegt“, sagte ein Sprecher. Die Bank habe weder Anleger in Bezug auf den Wert des Produkts getäuscht, noch den Kursrückgang am 5. Februar 2018 verursacht.

Zuvor hatte Bankchef Tidjane Thiam die Papiere verteidigt: Bei der jüngsten Bilanzkonferenz der Bank hatte er den Wertpapierprospekt der ETN mitgebracht und sich vor laufenden Kameras übers Kleingedruckte gebeugt. „Hier steht: Wenn sie für mehr als einen Tag investieren, werden sie wahrscheinlich alles oder einen substanziellen Anteil ihrer Investition verlieren“. Soll heißen: Die Produkte seien nie als langfristige Anlage gedacht gewesen.

Doch genau dazu hatten offenbar viele Investoren die Papiere benutzt. Auch andere Banken hatten entsprechende Volatilitätswetten aufgelegt. Laut der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hatten Investoren zum Ende des vergangenen Jahres insgesamt rund 15 Milliarden US-Dollar in Volatilitätsprodukte investiert.

In ihrem jüngsten Quartalsbericht kommt die BIZ zu dem Schluss, dass die Produkte den Kurssturz im Februar ausgelöst oder zumindest verstärkt haben könnten. „Für Investoren war das ein eine starke Erinnerung an die übermäßigen Risiken, die mit Spekulationen mittels komplizierten Derivaten einhergehen“.

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