Schwarzer nennt in ihrem Buch vielerlei Gründe und Beispiele, warum Buffetts Börsenweisheit zu Recht vielen Anlegern als Regel dient und langfristig zum Erfolg führt. „Die Strategie des Starinvestors zeigt, dass antizyklisches Investieren gut funktioniert.
Man braucht dafür allerdings einen langen Atem, denn es kann Jahre dauern, bis die Herde eine unterbewertete Aktie entdeckt und antreibt“, schreibt die Handelsblatt-Journalistin. „Wer es Buffet nachmacht, kauft günstig und verkauft teuer.“ Anleger wie Warren Buffett hätten eben ihre Emotionen besser im Griff. Und mit ihrer Anlagestrategie sind derlei Value-Investoren vergleichsweise unabhängig vom Schlingerkurs am Aktienmarkt, weil die Investments langfristig ausgerichtet sind und kurzfristige Kursschwankungen keinen Strategiewechsel und damit auch kaum Depotumschichtungen erfordern.
Börse voller Narren
Auch vom 1999 verstorbenen Börsenaltmeister Kostolany stammen viele Börsenbonmots, die sich für Anleger an der Börse als hilfreich erweisen. Er sagte zum Beispiel in Bezug auf die Emotionen ader Anleger einmal: „Eine Börse wäre keine Börse, wenn nicht viele Narren ihr Unheil dort treiben würden.“ Tatsächlich gleicht das Auf und Ab an der Börse einem Chaos, dass viel mit emotionalen Stimmungsschwankungen gemein hat.
Schwarzer erinnert Kostolanys Satz unmittelbar an den Neuen Markt um die Jahrtausendwende. Gier, Euphorie und das irrationale Ausblenden der Fundamentaldaten hatten seinerzeit zu Fantasiebewertungen von jungen, wachstumsstarken, aber oftmals auch verlustreichen Technologieunternehmen geführt. Als die Blase platzte, flohen die Anleger in Panik, die Kurse stürzten ins Bodenlose.
"Die Narren tummeln sich auch heute noch auf dem Parkett", schreibt Schwarzer. "Kein Wunder, schließlich ist die Börse eine emotionale Sache. Im Wesentlichen geht es um Geld und Wetten.“ Ohne Narren wäre die Börse ihrer Argumentation nach nicht wie sie ist. Sie zitiert Christoph Bruns, Chef der Fondsboutique Loys: „Gäbe es die Narren nicht, die sich von jeder Mode mitreißen lassen und mehr an Visionen als an Cashflow glauben, müsste die Börse ungefähr im Gleichschritt mit dem Wirtschaftswachstum zulegen.“ Dann aber, so Schwarzer, seien an der Börse mit Aktien nur noch gut drei Prozent pro Jahr zu verdienen.
Die Lehre aus Kostolanys Diagnose sei daher, die Emotionen so weit wie möglich unter Kontrolle zu halten, um den Anlageerfolg nicht zu gefährden. „Anleger müssen der Versuchung widerstehen, ihre langfristigen Anlageziele allein aufgrund kurzfristiger Schwankungen aufzugeben oder gar aufgrund spontaner Eingebungen komplett zu riskieren“, schreibt Schwarzer. Anleger sollten ihrer Strategie treu bleiben, sonst würden sie selbst schnell zu Narren. Kleiner Trost für alle Anleger: Sich zum Narren zu machen, ist keine Schande. Das passiert schließlich selbst den Profis immer mal wieder.
Die beiden beschriebenen Börsenweisheiten von Buffett und Kostolany erweisen sich somit durchaus als sinnvolle Regeln. Leider trifft das längst nicht auf jede populäre Devise für Anleger zu.
Trendiger Freund
Längst nicht jede Börsenweisheit hat einen Nutzen für Anleger. Als populäres Beispiel nennt Schwarzer in ihrem Buch den Spruch „The Trend is your friend“, zu deutsch „Der Trend ist Dein Freund“. Gemeint ist damit, dass der Anlageerfolg sich einstellt, wenn der Investor einfach auf bestehende Trends setzt. Trendsfolger seien eine Art Trittbrettfahrer der Börse, konstatiert Handelsblatt-Redakteurin Jessica Schwarzer in ihrem Buch. Die Idee dahinter: Die Mehrheit der Anleger bestimmt die Richtung an der Börse, wer sich dagegen stemmt, wird überrollt. Wer aber mit dem Strom stimmt, kommt viel schneller und einfacher zum Erfolg
Diese Leitlinie ist aber gerade heute, mit den schnellen und häufigen Richtungswechseln am Aktienmarkt, nicht unumstritten. Vor allem in der Praxis bereitet sie heutzutage große Schwierigkeiten. Denn während sich der Trend aus der Kursentwicklung der Vergangenheit einfach fortschreiben lässt, bleibt die Zukunft ungewiss. Und die kann sich schneller ändern, als der Trendfolgende reagieren kann. Schwarzer zitiert in ihrem Buch den Wissenschaftler Martin Weber, Professor für Finanzwirtschaft an der Universität Mannheim: "Die Forschung zeigt ziemlich deutlich, dass die Rendite eines Tages, einer Woche oder eines Monats nicht mit der Rendite des Vortages, der Vorwoche oder des Vormonats korreliert. Wenn das mit dem Trend stimmen würde, könnte man durch einfaches Handeln schnell und sicher reich werden. Schade, dass es nicht klappt."