Vor der Fed-Entscheidung So geht es der US-Wirtschaft

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Es kommt auf die Wortwahl an

Noch gehen Finanzmarktteilnehmer davon aus, dass der Leitzins weiter auf seinem Rekordtief nahe Null verweilen wird. "Die Fed-Chefin hat immer noch sehr gute Argumente auf ihrer Seite, warum sie die Leitzinswende noch nicht einleiten will", fassten die Analysten der National-Bank zusammen.

So sei am Arbeitsmarkt die Unterbeschäftigungsquote weiter "ungewöhnlich hoch", zudem seien neue Jobs vor allem im Niedriglohnsektor geschaffen worden, nicht in den anderen Sektoren. Zudem senkte die Zentralbank erst kürzlich die Wachstumsprognosen.

Entsprechend werden Investoren wieder auf jedes Wort der Fed achten. In der letzten Erklärung der Notenbank hieß es noch, der Zins werde noch eine "beträchtliche Zeit" zwischen 0 und 0,25 Prozent bleiben.

Was bedeutet das Ende des Anleihekaufprogramms?

Direkte Auswirkungen auf die Märkte erwarten Händler nicht, zumal die Fed ihr Programm schrittweise zurückgefahren hat und die Märkte vorbereitet sind. Stellt sich allerdings die Frage, ob das Programm erfolgreich war.

Durch ihr Anleihekaufprogramm, welches die Fed Ende 2008 startete, hat sich die Bilanzsumme der Notenbank von rund 750 Milliarden Dollar auf 4,5 Billionen Dollar aufgebläht. Eigentlich sollte so die Kreditvergabe angekurbelt werden. Tatsächlich haben die Unternehmen allerdings vielmehr höhere Cash-Reserven angehäuft. Auch Sachwerte wie Aktien sind deutlich im Kurs gestiegen.

Wie ist die hohe Bilanzsumme zu bewerten?

Nicht nur bei der Fed, auch bei der Europäischen Zentralbank (EZB) ist die Bilanzsumme durch die Hilfsprogramme der Notenbanken enorm angestiegen. Zwar war sie bei den Frankfurtern zwischenzeitlich rückläufig, als die Banken ihre Langfristkredite (LTROs) aus dem ersten Tenderprogramm zurückzahlten. Jetzt steigt sie allerdings wieder, da die Bank mit dem Kauf von Pfandbriefen und verbrieften Krediten, sogenannten ABS, begonnen hat.

Im Fall der Fed dürfte sich die Bilanzsumme ohne das Anleihekaufprogramm jetzt nicht mehr so stark ausdehnen wie zuvor. Mit dem Abschmelzen der Bilanz will Yellen aber erst beginnen, wenn die Zinsen erhöht werden. Die Commerzbank beispielsweise schätzt, dass sich die Bilanz erst Anfang der 2020er Jahre normalisieren wird.

Bisher, sagen Beobachter, hat sich noch nicht einmal das Wachstum der Fed-Bilanzsumme nennenswert verlangsamt. Das spricht dafür, dass die US-Banken weiterhin einen hohen Teil ihrer Reserven bei der Zentralbank geparkt haben.

Das wiederum zeigt, dass das Vertrauen der Institute untereinander noch zu wünschen übrig lässt. Bis die Institute sich wieder normal untereinander auf einem funktionierenden Interbankenmarkt Geld leihen, könnte es also noch dauern.

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