Vorbereitung auf Mega-ICO Telegram sammelt bei Investoren 1,7 Milliarden Dollar ein

Der russische Messengerdienst Telegram hat erneut 850 Millionen Dollar und damit insgesamt 1,7 Milliarden Dollar am Kapitalmarkt eingesammelt. Doch die Anleger bekommen erst mal nur Digitalmünzen.

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Telegram Mitgründer Pavel Durov, hier auf einem Archivbild aus 2017, hat große Pläne. Neben dem Chat-Messenger plant er den Aufbau einer eigenen Crypto-Währung und hat dafür auch schon 1,7 Milliarden Dollar von privaten Investoren eingesammelt. Quelle: AP

San Francisco Ziel der Gründer Pavel und Nikolai Durov ist es, später ein ICO oder „Initial Coin Offering“ durchzuführen. Dann würden die „Grams“ genannten „Token“ von Telegram an jedermann verkauft werden und die Erstinvestoren könnten im besten Fall von hohen Kurssteigerungen profitieren. Die bislang von ausgesuchten privaten Investoren eingesammelten Gelder - Mindestanlagesumme pro Person eine Million US-Dollar – dienen dazu, die für den Handel notwendige technische Infrastruktur und Handelsplattform auf Basis der Technologie Blockchain aufzubauen, sowie den Messenger selbst weiterzuentwickeln, heißt es in den Unterlagen. Die „Grams“ der 2014 gegründeten Firma mit Sitz auf den Virgin Islands sollen schneller und billiger zu handeln sein als Bitcoin oder Ethereum, die heute führenden Cyber-Währungen. Gerade der Bitcoin-Kurs leidet derzeit stark darunter, dass Bitcoins als Leitwährung abgelöst werden könnte.
Gennady Zhilyaev, ein früherer Investmentmanager in Russland, der heute in Digitalwährungen und digital-Börsengänge investiert, erklärte gegenüber Bloomberg: „Angesichts des Kursverfalls des Bitcoin ist es ein Erfolg, dass Telegram die geplante Summe tatsächlich einsammeln konnte“.
Telegram plant, das Blockchain-Netzwerk später auch für seinen Messenger zu nutzen und damit zum Beispiel sicheren E-Commerce oder Geldtransfer für seine über 200 Millionen Nutzer anzubieten.

Private und öffentliche Coin Offerings stehen derzeit unter scharfer Beobachtung durch Notenbanken und Börsenaufsichtsbehörden, weil sich innerhalb kürzester Zeit ein regelrechter Wild-West-Markt entwickelt hat. Die großen Online-Werbeplattformen Google und Facebook akzeptieren mittlerweile mit dem Verweis auf den hohen Anteil dubioser Angebote keine Werbung für Coin Offerings mehr. Twitter soll dem Vernehmen nach in Kürze folgen.

Die US-Börsenaufsicht SEC will den weitgehend unregulierten Markt für Crypto-Anlagen in Zukunft schärfer regulieren. Über dem Prospekt von Telegram, der sich nur an professionelle Investoren wendet und eine Privatplatzierung darstellt, prangt schon einmal groß der Hinweis, dass die SEC Angaben nicht unbedingt überprüft habe. Ein Investor solle „nicht davon ausgehen, dass die Informationen akkurat und vollständig sein müssen.“

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