VW-Aktie lockt Zocker an Die Volkswagen-Aktie ist ein fallendes Messer

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Wenn selbst Milliarden-Rücklagen nicht reichen könnten

Die Autobauer Daimler und BMW sind jedoch ebenfalls Indexmitglieder, jeweils mit einem Gewicht von 3,4 und bei Daimler sogar neun Prozent. Ihr Aktienkurs kommt mit dem von VW unter die Räder. BMW verliert nur an diesem Dienstag mehr als fünf, Daimler sogar mehr als sechs Prozent. Alle drei Aktien zusammen sind eine enorme Belastung für einen ohnehin schon wackeligen Dax, der zum Herbstbeginn mal wieder am Scheideweg steht. Mit dem Absturz der VW-Aktie sind die Chancen auf ein Herbstrally zwar nicht verloren, aber sicher gesunken.

Anleger, die den Kurssturz für einen günstigen Einstieg nutzen wollen, seien gewarnt. Noch ist nicht absehbar, welche Kreise die Abgasaffäre noch zieht und welche Kosten auf Volkswagen noch zukommen. Viele Aktienanalysten haben daher bereits ihre Kaufempfehlungen revidiert oder zumindest ihre Kursziele deutlich gesenkt.

Sogar andere Autohersteller geraten bereits unter den Generalverdacht der Manipulation von Abgaswerten, auch wenn es dafür zur Zeit keinen Beleg gibt und Konkurrenten wie Daimler oder BMW sich vehement gegen Unterstellungen zur Wehr setzen. Ganz ausschließen wollen das einige Experten der Autobranche aber nicht.

6,5 Milliarden Euro reichen nicht

Anleger sollten sich daher vorsichtshalber darauf einstellen, dass noch weitere Hiobsbotschaften von Volkswagen und anderen Autoherstellern folgen. Zudem ist zu befürchten, dass die VW-Rücklagen von 6,5 Milliarden nicht ausreichen, um den angerichteten Schaden zu begleichen. Zum einen könnte die US-Umweltschutzbehörde EPA maximal 18 Milliarden Dollar, umgerechnet mehr als 16 Milliarden Euro, als Bußgeld verhängen. Zum anderen dürfte der Absatz von Autos nach dem verheerenden Imageschaden leiden.

Außerdem drohen Volkswagen auch noch Sammelklagen von US-Autokäufern, Aktionären und vor Strafgerichten. In Deutschland bereiten Anleger Klagen vor, in den USA hat das Justizministerium Medienberichten zufolge strafrechtliche Ermittlungen gegen VW eingeleitet. Bei Verurteilungen kommen weitere Milliardenausgaben auf VW zu. Hinzu kommen Kosten für die Rücknahme unverkäuflicher Fahrzeuge in den USA. VW hatten den Verkauf seiner Dieselautos in den USA umgehend gestoppt.

Zudem, so das Analysehaus Kepler Cheuvreux, dürfte es Jahre dauern, bis VW den Imageschaden ausbügeln kann und das Verbrauchervertrauen zurückgewinnt. Bis alle Fakten bekannt, die Kosten abschätzbar und die unvermeidlichen Umsatzeinbußen bezifferbar sind und zudem der Aktienkurs seinen Boden gefunden hat, ist die Aktie hochriskant - und auch bei einem Kurs von 100 Euro kein Kauf für den langfristig orientierten Anleger, der nur ein begrenztes Verlustrisiko eingehen möchte. Derzeit ist das Papier zu diesem Preis eher etwas für Zocker.

Wer weiter an die Wolfsburger glaubt, sollte mit dem Kauf der Aktie auf jeden Fall noch warten. Sie mag zwar günstig erscheinen, aber derzeit ist sie wie ein Fallbeil.

Und eine alte Börsenweisheit besagt: Greife nie in ein fallendes Messer.

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