Dabei ist viel Qualität mit nach unten gerissen worden. Norditalien, das industrielle Herz des Landes, gehört zu den wirtschaftsstärksten Regionen Europas, wie Fischer betont: „Norditalien hat eine mittelständisch geprägte Struktur, zahlreiche inhabergeführte und konservativ gemanagte Spezialisten sitzen dort“, sagt Fischer, „viele sind technologisch führend und entsprechend erfolgreich im Export.“
Im Ausland bekannt ist vor allem die Luxus- und Mode-Industrie. Doch deren anhaltender Absatzerfolg in China und in anderen Schwellenländern hat sich an der Börse schon herumgesprochen; die Aktien sind entsprechend teuer. Weniger bekannt sind die vielen mittelständischen Familienunternehmen aus eher technischen Branchen wie Maschinen- und Anlagenbau, Automobilzulieferer, Pharma, Medizintechnik und IT.
Griechische Schnäppchenaktien
Branche: Lotteriegesellschaft
ISIN: GRS343313003
Börsenwert: 103 Millionen Euro
Umsatz (2012 geschätzt): 1116 Millionen Euro
Kurs-Gewinn-Verhältnis: 2011: 3,5; 2012 (geschätzt): 2,6
freier Cash-Flow: -48 Millionen Euro
Dividende: 7,4 Prozent Rendite
Netto-Finanzschulden: 381
Chance/Risiko (WirtschaftsWoche-Einschätzung für die nächsten 12-18 Monate, 1 = sehr niedrig, 10 = sehr hoch): 9/8
Außer in Griechenland stark im Ausland, vor allem im US-Geschäft; geschickte Akquisitionspolitik bei frei werdenden Wett-Lizenzen. Nicht ganz so günstig bewertet wie OPAP.
Branche: Lotteriegesellschaft
ISIN: GRS419003009
Börsenwert: 2297 Millionen Euro
Umsatz (2012 geschätzt): 5140 Millionen Euro
Kurs-Gewinn-Verhältnis: 2011: 4,7; 2012 (geschätzt): 5,4
freier Cash-Flow: 441 Millionen Euro
Dividende: 11,0 Prozent Rendite
Netto-Finanzschulden: keine
Chance/Risiko (WirtschaftsWoche-Einschätzung für die nächsten 12-18 Monate, 1 = sehr niedrig, 10 = sehr hoch): 9/8
Fast nur in Griechenland aktiv. OPAP ist profitabel, doch der Staat schöpft zunehmend Gewinne ab. Aktie ist extrem billig; hohe Dividende dürfte weiterhin bezahlt werden.
Branche: Spielwaren und Kinderkleidung
ISIN: GRS282183003
Börsenwert: 468 Millionen Euro
Umsatz (2012 geschätzt): 490 Millionen Euro
Kurs-Gewinn-Verhältnis: 2011: 5,4; 2012 (geschätzt): 5,2
freier Cash-Flow: 36 Millionen Euro
Dividende: 5,1 Prozent Rendite
Netto-Finanzschulden: keine
Chance/Risiko (WirtschaftsWoche-Einschätzung für die nächsten 12-18 Monate, 1 = sehr niedrig, 10 = sehr hoch): 8/7
Händler mit sehr solider Bilanz, Jumbo expandiert stark in Bulgarien. Dank starker Fokussierung auf das Billigpreissegment bislang kein Umsatzeinbruch in Griechenland.
Zwar sind italienische Mittelständler im Schnitt relativ hoch verschuldet; während in Deutschland eine Schuldenlast (je nach Branche) von etwa dem 1,1- bis 1,7-fachen operativen Jahresgewinn üblich ist, liegen diese Werte an der Mailänder Börse im Schnitt gut 40 Prozent höher. Wer sich aber die Mühe macht, den Kurszettel genauer zu analysieren, findet zahlreiche Unternehmen mit geringen Schulden, hohen Gewinnmargen und starkem Exportwachstum.
Gründer, Vorstände und Aufsichtsräte griffen vermehrt zu
Indesit etwa stellt Küchengeräte wie Induktionsherde, Spülmaschinen oder Kühltheken her. Das Familienunternehmen, das bis 2005 als Merloni firmierte, setzte 2011 weltweit 2,8 Milliarden Euro um und machte 150 Millionen Euro Gewinn (Ebit); die Nettofinanzschulden hat Indesit seit 2005 von 520 auf 180 Millionen Euro abgebaut. An der Börse kostet Indesit nur den 6,5-fachen Gewinn von 2011, die Dividendenrendite liegt bei 5,6 Prozent. Zum Vergleich: Der deutsche Branchenkollege Rational bringt es auf ein KGV von 24.
Ähnliche Relationen herrschen, abseits von Luxusgütern, in fast allen Branchen. Beispiel IT: Softwareentwickler wie Reply oder Datalogic bringen es trotz schuldenfreier Bilanz und ansehnlichen Nettogewinnmargen von rund zehn Prozent nur auf niedrige einstellige KGVs; vergleichbare deutsche Werte wie Bechtle oder Software AG kosten den 14-fachen Gewinn von 2011. „Natürlich sind nicht alle Firmen eins zu eins vergleichbar; die deutschen Vertreter sind in der Regel noch etwas profitabler. Aber von der unternehmerischen Leistung her ist so ein Abschlag nicht zu rechtfertigen“, sagt Hendrik Leber, Chef der Fondsgesellschaft Acatis.
So sehen das offenbar auch die Unternehmensinsider. In den vergangenen Monaten griffen die Gründer, Vorstände und Aufsichtsräte an der Mailänder Börse vermehrt zu und kauften per saldo so viele Aktien ihrer eigenen Unternehmen wie seit 2003 nicht mehr. So stiegen Unternehmensinsider unter anderem beim Kabelhersteller Prysmian, bei Datalogic und beim Pharmakonzern Diasorin ein.