Währungen „Die Fed wird keinen starken Dollar tolerieren“

Nach der US-Wahl ist der Dollar erstarkt. Viele Währungsexperten sehen schon einen Wechselkurs von einem Euro zu einem Dollar voraus. Doch die protektionistische Strategie Trumps bringt so manchen Experten zum Umdenken.

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Nach Ansicht einiger Banken dürfte ein Euro 2017 nur noch einen Dollar wert sein. Quelle: Reuters

Es scheint alles für einen starken Dollar zu sprechen: Donald Trump will die US-Wirtschaft mit einem billionenschweren Infrastruktur-Programm stärken. Die Zentralbank Fed wird im Dezember ihren Leitzins erhöhen und denkt über weitere Zinsschritte im kommenden Jahr nach. Währenddessen bleiben die Zinsen in Europa niedrig. Die politische Unsicherheit hält vor dem Referendum über eine Verfassungsreform in Italien sowie Wahlen in Frankreich und Deutschland 2017 an.

Vor diesem Hintergrund haben die Deutsche Bank und Morgan Stanley ihre Währungsprognosen angepasst. Im Jahr 2017, so sind sie sich sicher, erstarkt der Dollar. Erstmals seit 14 Jahren wird ein Euro nur noch einen Dollar wert sein. Europäische Unternehmen können sich freuen: Ihre Einnahmen aus dem US-Geschäft steigen. Doch die UBS mahnt vor voreiligen Schlüssen. Im Grunde könnte es ganz anders kommen.

Die Schweizer Privatbank glaubt an eine Korrektur der jüngsten Bewegungen. Nach dem Wahlsieg Trumps rät sie ihren vermögenden Privatkunden, Dollar zu verkaufen – und Euro zu kaufen. Die Rally des Dollar sei „überzogen und werde umkehren“, sagt Simon Smiles, der Chief Investment Officer für vermögende Privatkunden bei der UBS. Die Bank glaubt, dass die europäische Gemeinschaftswährung binnen des nächsten halben Jahres wieder erstarkt. Dann seien für einen Euro wieder 1,15 Dollar zu haben.

Dieser Meinung schließt sich auch eine der größten Banken Japans, die Sumitomo Mitsui an. „Ein stärkerer Dollar und Protektionismus passen nicht zusammen“, sagt Yoichiro Yamaguchi, Leiter der Analyse bei der Bank. „Es wird eine Korrektur am Markt geben.“

Nach der US-Wahl hat der Euro-Dollar-Kurs stark geschwankt. Schoss er am Tag danach noch kurzzeitig auf 1,13 Dollar nach oben, fiel er seitdem um sechs Prozent auf aktuell 1,06 Dollar. Seit Anfang der Woche verhält er sich relativ ruhig. Große Bewegungen sind in dieser ebenfalls nicht zu erwarten, nicht zuletzt weil in den USA morgen mit Thanksgiving einer der wichtigsten Feiertage des Landes ansteht.


Ein zu starker Dollar könnte die Konjunktur abwürgen

Bei Trumps Plänen für seine ersten 100 Tage im Amt stand vor allem eine Botschaft im Zentrum: „Amerika zuerst“. Egal ob bei der Stahlproduktion, dem Bau von Autos oder wenn es darum geht, Krankheiten zu heilen – Trump sieht die USA als Zentrum von Innovation und Produktion. Wenn er am 20. Januar sein Amt als neuer Präsident der USA antritt, will er als erste Handlung das Freihandelsabkommen mit Asien, das Trans-Pracific Partnership (TPP), aufkündigen. Handeltreibende sind alarmiert.

Der Kurs Trumps könne durchaus die US-Wirtschaft stärken und den Dollar aufwerten, glaubt Joachim Fels, Berater der Investmentgesellschaft Pimco. „Die Parität könnte erreicht werden, ist aber auf Dauer nicht zu halten.“ Das liege zum einen daran, dass die europäischen Banken weder willens noch in der Lage seien, den europäischen Leistungsbilanzüberschuss mit Kapitalexporten aufrechtzuerhalten. Sie wollen ausländische Engagements eher abbauen. Zum anderen werde die Fed einen „allzu starken Dollar nicht tolerieren, da er die Konjunktur abwürgen würde“, erklärt Fels.

Auch die Commerzbank bleibt mit ihrem Ausblick für den Wechselkurs Euro-Dollar daher vorsichtig. „Wenn Trump nämlich wirklich an seine Vorstellungen glaubt, wird sich irgendwann eine herbe Enttäuschung einstellen. Die Ergebnisse werden frustrierend sein und die Stimmung schlecht. Wie wird Herr Trump darauf reagieren? Besonnen oder mit Frust? Ich glaube, dass die Phase politischer Unsicherheit noch weit über den Januar 2017 hinausgehen wird“, erklärt Währungs-Analyst Lutz Karpowitz.

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