Der Start verlief holprig: Wer unter den ersten Händlern sein wollte, die Bitcoin-Terminkontrakte – sogenannte Futures – an der Chicago Board Options Exchange (CBOE) handelten, brauchte zunächst Geduld. Die Webseite der CBOE fiel zeitweise aus, ebenso wie die diverser anderer Bitcoin-Börsen. Doch beeilte sich das Unternehmen zu versichern, der eigentliche Handel sei davon nicht beeinträchtigt gewesen: „Alle Handelssysteme funktionieren normal“, teilte der mit etwa einer Milliarde Kontrakten pro Jahr zu den wichtigsten Optionsbörsen der Welt gehörende Konzern mit.
Mit Bitcoin-Futures können Investoren auf steigende und fallende Kurse der Internetwährung setzen. Bitcoin-Termingeschäfte, die im Januar auslaufen, kosteten zum Handelsstart 16.300 Dollar, 4,5 Prozent mehr als der eigentliche Bitcoin-Preis. Der Bitcoin hatte am Sonntag noch einmal deutlich zugelegt, nachdem er in der Nacht zuvor auf rund 13.700 Dollar abgesackt war. Am frühen Montagmorgen kostete ein Bitcoin auf der Handelsplattform Bitstamp knapp 16.350 Dollar.
Das Handelsvolumen war anfangs wie erwartet relativ gering. Futures brauchen klassischerweise eine gewisse Zeit, um anzulaufen. Der Nachrichtenagentur „Bloomberg“ zufolge wurden in der ersten Handelsstunde Futures im Wert von 9,1 Millionen Dollar gehandelt. In der gleichen Zeit wurden Bitcoins auf der Kryptobörse Bitfinex im Wert von 170 Millionen Dollar gehandelt.
Auch der Future-Handel ist von hoher Volatilität geprägt. Gleich zwei Mal in den ersten Handelsstunden wurde der Handel für zwei Minuten ausgesetzt, um hohe Kursausschläge abzumildern. Diese Notbremsen hatte die CBOE für Kursausschläge von zehn Prozent installiert, um zu große Ausschläge nach oben und unten zu verhindern.
Mit dem Start der Bitcoin-Futures ist ein neues Zeitalter für die Kryptowährung angebrochen. Lange Zeit wurde der Bitcoin von den großen Banken und Handelshäusern ignoriert und belächelt. Doch der Druck der Kunden wurde so groß, dass sie schließlich nachgaben. Es ist ein riskanter Schritt, der an der Wall Street nicht nur Zustimmung findet.
Die CBOE ist die erste, aber nicht die einzige Börse, die künftig den Handel mit Bitcoin-Futures erlauben will. Am 18. Dezember startet der Futures-Handel an der weltgrößten Terminbörse CME in Chicago. Die US-Technologiebörse Nasdaq wird Anfang 2018 folgen.
„Wir haben uns schon lange für diesen Bereich interessiert, aber wollten den richtigen Zeitpunkt finden, um ein Produkt einzuführen“, sagt Tim McCourt, der bei der CME Aktienprodukte verantwortet und für den Bitcoin-Future zuständig ist. „In den vergangenen Monaten hat die Nachfrage unserer Kunden deutlich zugenommen.“
Doch die Mischung aus Kryptowährung und klassischen Finanzderivaten ist riskant. Mit Bitcoin-Futures können Investoren nun auf den künftigen Preis der digitalen Währung wetten, ohne, dass sie selbst Bitcoins besitzen müssen. Das ist vor allem für institutionelle Investoren attraktiv, die sich bislang aus regulatorischen Gründen von der digitalen Währung fernhalten mussten und die größte Kursrally des Jahres verpasst haben. Der Bitcoin hat seit Anfang Januar rund 1500 Prozent zugelegt.
Allerdings schwankt der Preis der Währung enorm. Der Bitcoin-Markt sei „noch nicht ausgereift und wirkt nicht gerade wie der Inbegriff der Robustheit“, warnt Finanzprofessor Craig Pirrong von der University of Houston. „Große Futures-Kontrakte könnten also auf einem wackeligen Fundament stehen.“
Die deutsche „Wirtschaftsweise“ Isabel Schnabel warnte, wenn die Internetwährung aus einer Nische in die etablierte Finanzwelt vordringe, berge das Gefahren: „Die Preisentwicklung der Bitcoins erinnert an die großen Blasen der Wirtschaftsgeschichte, zum Beispiel an die Tulpenkrise. Solange die Spekulationen mit Eigenkapital finanziert sind, verlieren die Investoren im Falle eines Crashs zwar viel Geld, die Ansteckungsgefahren dürften aber begrenzt sein, sagte sie der „Welt am Sonntag“.“