Wahlen in Frankreich Le Pen macht Fondsmanagern keine Angst

Vermögensverwalter aus aller Welt fürchten sich vor den Folgen des Sieges der ultrakonservativen Kandidatin Marine Le Pen bei der französischen Präsidentschaftswahl. Nur in ihrer Heimat bleiben die Manager gelassen.

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Ein Front National-Plakat zeigt die Kandidatin Marine Le Pen. Vermögensverwalter rechnen mit Marktturbulenzen im Zuge der Wahl. Quelle: AFP

Paris Weit weg von Paris sorgen sich globale Investoren um die Risiken für Anlagewerte aller Klassen um einen möglichen Sieg der EU-kritischen Rechtspopulistin Marine Le Pen. Doch ausgerechnet die größten französischen Vermögensverwalter, die zusammen ein Anlagevolumen von 2,8 Billionen Euro betreuen, halten an ihren europäischen Aktienpositionen fest. Amundi und Axa Investment Managers zum Beispiel stehen dem Wahlausgang positiv zuversichtlich gegenüber.

Die Marktteilnehmer interpretieren das französische Wahlverfahren unterschiedlich – von den Meinungsumfragen bis zur Koalitionsbildung nach dem zweiten und letzten Gang zur Wahlurne am 7. Mai. Umfragen sehen Le Pen, die Vorsitzende des Front National, bei der ersten Wahlrunde am 23. April als Gewinnerin und zwei Wochen später als Verliererin.

Französische Fondsmanager halten zwar für möglich, dass an den Märkten Volatilität aufflackern wird. Sie gehen jedoch auch davon aus, dass am Ende ein gemäßigterer Kandidat das Rennen um die Präsidentschaft machen wird. Daher sagen sie, dass sich Investoren wieder auf die Fundamentaldaten zurückbesinnen sollten: die Konjunkturerholung im Lande und die stärkeren Unternehmensergebnisse.

Das politische Risiko in Frankreich werde überschätzt, sagt etwa Philippe Ithurbide, weltweiter Leiter Research, Strategie und Analyse bei Amundi. Die Gesellschaft betreut ein Anlagevolumen von 1,1 Billionen Euro. „Eine Sache, die ausländische Investoren nicht wirklich verstehen, ist das Zwei-Runden-System bei den französischen Präsidentschaftswahlen“, sagt Ithurbide. „Le Pen kann in der ersten Runde vorne liegen, aber die zweite Runde ist wie eine völlig neue Wahl. Für globale Investoren ist das Risiko binär: Wird das Wahlergebnis die Europäische Union gefährden oder nicht? Wenn Le Pen verliert, hat der Markt Aufwärtspotenzial.“

Maxime Alimi, Investement-Manager bei Axa, ist zuversichtlich in Bezug auf das Endspiel, erwartet aber eine holprige Strecke bis zur Wahl. „Es wird sicherlich Volatilitätsspitzen geben. Aber die Chancen von Le Pen erscheinen ziemlich gering, und anders alsDonald Trump, ist sie kein neues Phänomen. Wenn es ihr gelingen sollte, die Wahlen zu gewinnen, steht sie vor der Situation, dass die EU-Mitgliedschaft Frankreichs in der Verfassung festgeschrieben ist. Das zu ändern, ist so was wie eine Mission Impossible.“, sagt der Manager, der mehr als 700 Millionen Euro verwaltet. Axa ist bei europäischen Aktien neutral gewichtet und will ihr Engagement erst erhöhen, wenn die Wahl vorüber ist. „Es könnte passieren, dass sich europäische Aktien in der zweiten Jahreshälfte besser entwickeln als US-Aktien. Das hat es auf nachhaltiger Basis seit 2009 nicht mehr gegeben“, sagt Alimi.


Manager erwarten Erlösungsrally nach der Wahl

Für Yves Maillot von Natixis Asset Management mit einem Anlagevolumen von 360 Milliarden Euro sind die Chancen, dass Le Pen die Wahlen gewinnt gering. Anders als bei der Brexit-Abstimmung oder den US-Präsidentschaftswahlen, seien Le Pens Werte in den Umfragen für die zweite Wahlrunde weit weg von der Fehlermarge. „Globale Investoren sehen eine höhere Wahrscheinlichkeit für ein Le-Pen-Szenario als die jüngsten Umfragen zeigen“, sagt Maillot, Leiter Aktien Europa. Das erkläre die leicht unterdurchschnittliche Entwicklung französischer Aktien sowie den Mangel an Zuflüssen in europäische Aktien in diesem Jahr.

„Wir teilen die Angst der ausländischen Investoren zu den französischen Wahlen nicht“, sagt Pascale Auclair, Managing Director und Investment-Chef bei La Francaise. Die Gesellschaft betreut 60 Milliarden Euro. „Die Situation ist ziemlich volatil und das Ergebnis ist immer noch sehr unsicher, aber unser zentrales Szenario bleibt, dass ein moderater Kandidat obsiegen wird. die politische Unsicherheit ist momentan so hoch, dass es eine Erlösungsrally geben könnte, wenn die Wahlen vorüber sind.“

Thierry Creno von BNP Paribas ist da vorsichtiger. Der Manager geht davon aus, dass das politische Risiko noch eine Weile andauern wird. „Die politischen Unsicherheiten in Europa werden nach der Präsidentschaftswahl in Frankreich nicht verschwinden. Es wird wahrscheinlich vor Jahresende noch Wahlen in Italien geben.“

Im Moment spiegelt sich die Zuversicht der Manger nicht auf den Märkten wieder. Frankreichs Benchmark-Index CAC 40 entwickelt sich seit Jahresanfang schlechter als der deutsche Dax. Gleichzeitig hat sich die Renditedifferenz zwischen den zehnjährigen Staatsanleihen beider Länder so stark ausgeweitet wie seit der Staatsschuldenkrise im Euroraum 2012 nicht mehr.

Globale Investoren haben vergangenes Jahr netto 113 Milliarden Dollar aus europäischen Fonds abgezogen, und dieses Jahr sind bislang gerademal 1,3 Milliarden Dollar wieder zugeflossen, wie aus Angaben von Bank of America Merrill Lynch hervorgeht. Die Stimmung in Bezug auf französische Aktien ist so schlecht wie seit fast zwei Jahren nicht mehr und der französische Aktienindex ist laut BofA der am wenigsten favorisierte.

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