Wall Street US-Anleger halten sich vor der Notenbanksitzung zurück – Oracle-Aktien sind gefragt

Die unerwartet weiter angestiegenen Verbraucherpreise könnten die Federal Reserve am Mittwoch zu ihrem größten Zinsschritt seit 1994 bewegen.

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Anleger suchen ihr Heil in „sicheren Häfen“. Quelle: Reuters

Nach dem Ausverkauf vom Wochenauftakt tasten sich einige Anleger an die Wall Street zurück. Die Leitindizes Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 notierten zur Eröffnung am Dienstag jeweils kaum verändert, nachdem sie zum Wochenauftakt um bis zu 4,7 Prozent abgerutscht waren.

Hohe Inflation, steigende Zinsen und daraus resultierende Rezessionssorgen hatten den marktbreiten S&P 500 am Vortag auf das tiefste Niveau seit März 2021 zurückgeworfen. Zum Wochenauftakt war der Index in den sogenannten Bärenmarkt abgerutscht. So nennen Börsianer die Phase anhaltend sinkender Kurse, sobald sich ein Kursbarometer um mindestens 20 Prozent von seinem Rekordhoch entfernt hat.

Am Tag vor dem mit Spannung erwarteten Zinsentscheid der Notenbank Fed sei Durchatmen angesagt, sagte Edward Park, Chef-Anleger des Vermögensverwalters Brooks Macdonald.

Weil die US-Inflation im Mai überraschend noch einmal stieg, rechnen Investoren für Mittwoch fest mit einer Zinserhöhung um 0,75 statt der signalisierten 0,5 Prozentpunkte. Untermauert würden diese Spekulationen von den anhaltend hohen Anstieg der Erzeugerpreise, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade.

Die Erzeugerpreise in den USA signalisieren kein Abklingen der hohen Inflation. Sie stiegen im Mai um 10,8 Prozent zum Vorjahresmonat, wie das Arbeitsministerium am Dienstag mitteilte. Der Anstieg bleibt damit deutlich im zweistelligen Prozentbereich. Im April hatte es ein noch etwas stärkeres Plus von revidiert 10,9 Prozent gegeben. In einer ersten Schätzung war von 11,0 Prozent die Rede gewesen.

In der Statistik werden die Preise ab Fabriktor geführt - also bevor die Produkte weiterverarbeitet oder gehandelt werden. Aus ihnen lassen sich frühe Hinweise auf die Entwicklung der Verbraucherpreise ableiten. Diese waren im Mai überraschend wieder angestiegen - und zwar auf 8,6 von 8,3 Prozent. Im April war die US-Inflation erstmals seit August 2021 leicht gesunken. Aber Materialengpässe und erhöhte Energiekosten auch infolge des Ukraine-Krieges halten den Preisdruck hoch.

Mit Blick auf die US-Notenbanksitzung am Mittwoch ist es jedoch nur allzu verständlich, wenn sich die Käufer zurückhalten. Die unerwartet weiter angestiegenen Verbraucherpreise könnten die Federal Reserve am Mittwoch zu ihrem größten Zinsschritt seit 1994 bewegen. „Mittlerweile preist der Markt für die morgige Sitzung eine Zinserhöhung um 75 Basispunkte ein. Vor den Inflationsdaten vom Freitag waren es noch mehrheitlich 50 Basispunkte“, schreibt Commerzbank-Analystin You-Na Park-Heger in einem Kommentar. Die Fed hatte im Mai den größten Zinsschritt seit 22 Jahren unternommen und den Leitzins um einen halben Punkt (50 Basispunkte) auf die Spanne von 0,75 bis 1,0 Prozent erhöht. 

Zu den Favoriten am US-Aktienmarkt zählte Oracle mit einem Kursplus von 13 Prozent. Der Softwarekonzern hatte ein Quartalsergebnis über Markterwartungen bekannt gegeben. Der Ausblick für das Cloud-Geschäft habe ebenfalls positiv überrascht, lobte Analyst Derrick Wood vom Vermögensverwalter Cowen. Dank des beschleunigten Wachstums habe die Aktie noch Luft nach oben.

Einzelwerte im Fokus

Fedex: Eine Anhebung der Dividende um mehr als 50 Prozent auf 1,15 Dollar je Aktie ermuntert Anleger zum Einstieg bei FedEx . Die Titel des Paketzustellers steigen um 10,6 Prozent und steuern auf den größten Tagesgewinn seit zwei Jahren zu.

Continental Resources: Die Aktien des Erdöl- und Erdgasproduzenten stiegen um 14,8 Prozent auf knapp 74 Dollar, nachdem der Vorstandsvorsitzende Harold Hamm und seine Familie ein Übernahmeangebot in Höhe von 70 Dollar pro Aktie vorgelegt hatten. Der Vorstand des Unternehmens wird einen unabhängigen Ausschuss einrichten, um das Angebot zu bewerten.

National Vision: Das Unternehmen soll in den S&P Small Cap 600 Index aufgenommen werden soll. Deswegen stieg die Aktie des Einzelhändlers für optische Produkte um 6,5 Prozent. Die Änderung wird vor der Eröffnung des Handels am Donnerstag in Kraft treten.

Twitter: Elon Musk am Donnerstag an einer Mitarbeiterversammlung teilnehmen. Das ließ Aktie um 3,4 Prozent steigen. Musk hatte im April zugestimmt, Twitter für 44 Milliarden Dollar zu kaufen, hat aber seitdem damit gedroht, von dem Geschäft zurückzutreten.

Coinbase: Die Aktie des Kryptowährungs-Börsenbetreibers sank um 4,5 Prozent. JP Morgan hatte das Papier von „übergewichten“ auf „neutral“ herabgestuft. Laut den Analysten dürfte der extreme Rückgang der Kryptomärkte in diesem Jahr sowie die erhöhten Investitionen von Coinbase es schwierig machen, die Rentabilität zu prognostizierten.

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