Warenterminmärkte Welche Güterpreise jetzt schon wieder fallen

Rohstoffpreise: Der Weizenpreis ist seit Jahresbeginn kräftig gestiegen. Quelle: dpa

Im Zuge des Ukrainekrieges verteuerten sich Rohstoffe wie Weizen oder Mais deutlich. Doch nun fallen viele Preise an den Börsen wieder. Warum ist das so?

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An den Märkten sind zweistellige Verluste gerade keine Seltenheit. Bei Aktien und Kryptowährungen kam es zum Crash, und auch die Anleihekurse geben wegen der Zinswende nach. Nun sinken auch die Rohstoffpreise wieder. Der S&P GSCI Grains Spot Index, der die Preisentwicklung von Weizen, Mais und anderem Getreide abbildet, ist binnen eines Monats um 16,5 Prozent gefallen – und damit stärker als der Dax.

Damit endet nun die Preisrally bei Agrarprodukten, die sich mit Beginn des Ukrainekrieges massiv verteuert hatten. Der russische Angriffskrieg befeuerte die Sorge, dass die Ukraine als wichtiger Weizenlieferant ausfallen oder die Ausfuhr zumindest drastisch sinken könnte. Schon vor Kriegsbeginn waren die Preise gestiegen. Die Eskalation aber machte das Angebot nochmals teurer.

Jetzt aber kehrt wieder etwas Entspannung ein. Wie entwickeln sich die Preise für einzelne Agrarrohstoffe und warum sinken sie?

Die steigenden Weizenpreise hatten zuletzt immer wieder Sorgen vor Hunger und Instabilität geschürt. Die hohen Preisen waren insbesondere für Entwicklungs- und Schwellenländer problematisch. Von Jahresbeginn bis zum Höchststand im Mai legte der Weizenpreis 66 Prozent auf 1278 US-Cent pro Scheffel (etwa 27 Kilogramm) zu.

von Martin Gerth, Alexander Busch, Frank Doll

Solche Höchststände erreicht der Weizenpreis derzeit nicht mehr. Aktuell notiert er bei 947 US-Cent pro Scheffel – das entspricht einem Rückgang um ein Viertel gegenüber dem Höchststand aus dem Mai. Der Grund: Die Sorge vor einem knappen Angebot lässt nach. Die Hitzewelle in Frankreich beispielsweise hat keine großen Ernteausfälle verursacht. Außerdem können Russland und die EU die Weizenausfälle der Ukraine bislang auffangen.

Entspannung zeichnet sich ab

Die Entspannung zeigt sich auch an der Terminbörse Chicago Board of Trade (CBoT), der ältesten Terminbörse der Welt. Verarbeiter und Produzenten handeln an Terminbörsen mit Warentermingeschäften (Futures), um sich vor Preisschwankungen zu schützen. Sie werden oftmals als Wirkungsstätte von Nahrungsmittelspekulation geschmäht, haben aber einen praktischen Nutzen: Käufer und Verkäufer einigen sich dort auf einen bestimmten Preis für eine bestimmte Menge des Rohstoffs und bekommen so Planungssicherheit.

Anleger kaufen keinen physischen Weizen. Kurz vor Ende der Laufzeit verkaufen sie ihr Kontrakt und investieren den Erlös in einen neuen mit späterer Fälligkeit. Im Juli fällige Kontrakte werden mit 943 US-Cent je Scheffel knapp unter dem Kassapreis gehandelt, also unter dem aktuellen Marktpreis.

Für die kommenden Monate wird Weizen am Terminmarkt jedoch wieder zu leicht höheren Preisen gehandelt, aber noch immer deutlich unter der Marke von 1000 US-Cent je Scheffel. Generell gelten die Futurepreise als Indikator für zukünftige Kassapreise.

Ähnlich sieht es auch bei anderen Agrarrohstoffen wie Hafer, Soja und Mais aus. Innerhalb einer Woche sanken die Marktpreise um über zehn Prozent. Die Preise am Terminmarkt liegen für die nächsten Monate unter oder ganz leicht über den aktuellen Spotpreisen.

Auch bei Nahrungsmitteln zeichnet sich Entspannung ab. Der Milchpreis war zuletzt sehr stark angestiegen. Bauern gaben die gestiegenen Kosten bei Getreide, Futtergerste und Mais an die Verbraucher weiter. Von Jahresbeginn bis Anfang Juni war der Milchpreis um gut 40 Prozent auf etwa 25 Dollar pro Zentner (50 Kilogramm) angestiegen. Nun gibt er leicht nach. Am Terminmarkt wird Milch mit Fälligkeit im Juli gut zehn Prozent unter diesem Höchstniveau gehandelt (22,97 Dollar). Die Lage scheint sich also etwas zu beruhigen.
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