Weltweiter IPO-Report EY erwartet in Deutschland bis zu 18 Börsengänge in diesem Jahr

Nach jahrelanger Flaute glänzt Deutschland wieder bei Börsengängen: Zwei der drei weltweit größten Neuemissionen fanden im ersten Quartal hierzulande statt.

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EY erwartet in Deutschland bis zu 18 Börsengänge in diesem Jahr Quelle: Bloomberg

Frankfurt Es läuft rund bei Börsengängen in Deutschland wie schon seit langer Zeit nicht mehr. Der Berater Ernst & Young (EY) erwartet bis zu 18 Aktienneuemissionen im laufenden Jahr.

In der Bilanz der weltweit größten Börsengänge im ersten Quartal 2018 befindet sich der Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers auf Platz eins. Auf Rang drei landet mit dem Vermögensverwalter DWS eine Tochter der Deutschen Bank, das zweite deutsche Unternehmen. Rang zwei belegt der brasilianische Zahlungsabwickler PagSegro Digital.

Insgesamt wagten sechs Unternehmen in Deutschland den Weg auf das Parkett, darunter der Immobilienentwickler Real Estate Group und der Arzneimittelhersteller Dermapharm. Das gesamte Emissionsvolumen belief sich auf 6,5 Milliarden Euro. Es war in Deutschland das stärkste erste Quartal seit dem Jahr 2000.

Weltweit ließen sich Unternehmen trotz wachsender politischer Risiken nicht von ihrem Gang an die Börse abhalten. „Der Kursrutsch im Februar und die gestiegene Volatilität an den weltweiten Börsen konnten dem weltweiten IPO-Markt im ersten Quartal wenig anhaben“, beobachtet Martin Steinbach, Leiter des Bereichs IPO and Listing Services bei EY. Insgesamt stieg das Emissionsvolumen um gut ein Viertel auf 43 Milliarden Dollar. Allerdings sank die Zahl der Börsengänge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 27 Prozent auf 287.

Während es in den USA und Europa rund lief, hinkte China hinterher. Die Zahl der IPOs sank um 74 Prozent auf 35 Transaktionen. In China warten derzeit über 400 Unternehmen auf eine Zulassung, in Hongkong sind es weitere 150 Kandidaten.

Der chinesische Markt hatte im vergangenen Jahr noch das Geschäft mit IPOs bestimmt. Fachleute führten den Rückschlag auf gestiegene regulatorische Anforderungen zurück. Außerdem dauere der Freigabeprozess länger. Das führe zu weniger Neuemissionen an den chinesischen Festlandbörsen.

Für Europa gibt sich EY-Partner Steinbach optimistisch. Er erwartet, dass der positive Trend anhält: „Die Konjunktur entwickelt sich gut, das Bewertungsniveau an den Börsen ist weiter hoch, die Zinsen bleiben niedrig, und die Unternehmensgewinne steigen. Es spricht daher einiges dafür, dass das IPO-Fenster in diesem Jahr immer wieder geöffnet sein wird.“ In Deutschland hält er bis zu 18 Börsengänge für realistisch und ist damit weitaus optimistischer gestimmt als viele seiner Kollegen in den Banken.

Allerdings müssten sich die Unternehmen jederzeit auf zeitweilige Eintrübungen des Umfeldes gefasst machen. Zu möglichen Problemen zählt er geopolitische Spannungen, Währungsschwankungen und Unwägbarkeiten etwa bei der weiteren Zinsentwicklung.

Deswegen wird eine gute Story für einen Börsengang immer wichtiger, urteilt Joachim von der Goltz, Nordeuropachef für Aktienemissionen bei Credit Suisse. Das könne beispielsweise eine Marktführerschaft oder eine hohe Wachstumsdynamik in der Firma sein, idealerweise in Kombination.

Er hält die positive Differenzierung zu bereits börsennotierten Gesellschaften für entscheidend. Eine reine Dividenden-Story sei weniger überzeugend. Passt das alles zusammen, dann gibt das Rekordvolumen im ersten Quartal eine gute Vorlage für weitere Börsengänge im Jahresverlauf.

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