Wenig IPOs in Frankfurt Ein maues Jahr für Börsengänge

Aus einem Jahr der Börsengänge ist nichts geworden. Vor allem die politischen Paukenschläge in diesem turbulenten Jahr 2016 verhinderten nicht wenige Neuemissionen. Die Fahne hoch hielt nur ein Papier.

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Peter Terium, ehemaliger Vorstandschef der RWE und nun Innogy-Chef und Deutsche-Börse-CEO Carsten Kenteger feiern den Innogy-Börsengang im Oktober. Quelle: Reuters

Für Börsengänge war 2016 ein schwieriges Jahr. Nur acht Unternehmen schafften den Sprung an die deutsche Börse, gut halb so viele wie im vergangenen Jahr, wie aus dem „IPO-Barometer“ der Unternehmensberatung EY, ehemals Ernst & Young, hervorgeht. Sie sammelten nur 5,2 Milliarden Euro ein, fast zwei Milliarden weniger als 2015. Ohne das Schwergewicht Innogy wäre die Bilanz noch ernüchternder ausgefallen. Die RWE-Ökostromtochter brachte allein 4,6 Milliarden Euro ein und war damit weltweit die zweitgrößte Neuemission nach der chinesischen Postbank (7,1 Milliarden Euro). Mehr als 100 Millionen Euro sammelten in Deutschland daneben nur der Windanlagenbauer Senvion und der Arzneimittelversender Shop Apotheke ein.

EY-Experte Martin Steinbach sprach am Donnerstag von einer „eher enttäuschenden“ Bilanz. Deutschland habe sich darin wenig vom Rest Europas und den USA unterschieden. Steinbach sieht den Grund in den politischen Verwerfungen. In Europa sei der Strom der Börsenkandidaten nach dem Nein der Briten zur EU abrupt versiegt, in den USA wagten sich die Firmen wegen der Präsidentenwahl nicht aus der Deckung.

Etliche Unternehmen legten ihre Börsenpläne auf Eis oder entschieden sich für alternative Transaktionen - etwa einen Verkauf an strategische Investoren oder Beteiligungsfirmen“, sagte Steinbach. In Deutschland ging der IVG-Immobilienkonzern OfficeFirst an den Finanzinvestor Blackstone statt an die Börse, der Batteriehersteller Varta scheiterte an der Nachfrage der Anleger.

Vor allem bei kleineren Börsenkandidaten hielten sich die Investoren zurück. „Große, etablierte Unternehmen mit einem erprobten Geschäftsmodell haben es derzeit leichter als junge oder mittelständische Unternehmen“, sagte Steinbach. Auch 2017 dürfte turbulent werden. In Deutschland seien erneut nur rund zehn Börsengänge realistisch. Nur wenn sich die Folgen des Brexit und der neuen Politik der USA schnell abschätzen ließen, könnten es mehr werden.

Als mögliche Kandidaten gelten der Hamburger Heftpflaster-Hersteller BSN Medical („Leukoplast“), die Restaurantkette Vapiano und der Essenslieferant Delivery Hero. Die Hotel-Suchmaschine Trivago steht bereits in den Startlöchern - allerdings an der New Yorker Börse, wo sie rund 400 Millionen Dollar erlösen will.

Weltweit ist die Zahl der Börsengänge im zu Ende gehenden Jahr nach EY-Daten um 16 Prozent auf 1055 gesunken, die Erlöse brachen sogar um ein Drittel auf 135 Milliarden Dollar ein. In Europa lag das Platzierungsvolumen sogar um die Hälfte unter dem Vorjahr. In den USA sei 2016 mit einem Minus von mehr als einem Drittel das schwächste Jahr für Neuemissionen seit 2009 gewesen.

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