Rückblick: Vor dem Champions-League-Heimspiel gegen den AS Monaco im April 2017 detonierten nahe des Mannschaftsbusses von Borussia Dortmund drei Sprengsätze. Metallstifte flogen durch die Fenster, einer verletzte Fußballprofi Marc Bartra am Arm. Gezündet haben soll die Sprengsätze Sergej W., der damit offenbar Kursverluste der BVB-Aktie herbeiführen wollte und inzwischen vor Gericht steht. W. hatte laut Anklage mit verschiedenen Derivaten auf fallende Kurse gesetzt und hätte entsprechend finanziell davon profitiert.
Borussia Dortmund wurde also auch deshalb zum Ziel, weil der Klub - als einziger deutscher Fußballverein - börsennotiert ist. Trotzdem habe ein Rückzug vom Parkett nie zur Debatte gestanden, sagte Finanzvorstand Thomas Treß am Dienstag auf einer Veranstaltung des WirtschaftsWoche Clubs in Dortmund. Dort diskutierte er mit rund 40 WiWo-Lesern und den Börsen-Redakteuren Christof Schürmann und Georg Buschmann über die BVB-Aktie. „Vor Wahnsinnigen kann man sich durch einen Rückzug von der Börse auch nicht schützen.“ Der Verein müsse anders auf den Anschlag reagieren. „Wir erhöhen etwa die Sicherheitsvorkehrungen, sowohl rund um die Mannschaft als auch im Stadion.“
Borussia Dortmund ging im Jahr 2000, noch vor Treß‘ Zeit, an die Börse. Der Klub investierte damals viel Geld in neue Spieler. Als aber die erhofften sportlichen Erfolge ausblieben, geriet das Unternehmen in Schieflage, der Aktienkurs brach ein. Treß wurde 2005 als Sanierer in die Geschäftsleitung geholt, der Klub war zuvor knapp der Insolvenz entkommen. „Für die Sanierung war die Börsennotiz ein großer Vorteil“, erinnert sich Treß. Der Verein konnte sich nach der existenzbedrohenden Krise auch durch die Ausgabe neuer Aktien finanziell wieder Luft verschaffen – und verfügt heute über eine im Branchenvergleich üppig ausgestattete Bilanz. Zuletzt wies Borussia Dortmund 369 Millionen Euro Eigenkapital aus – 70 Prozent der Bilanzsumme.
Neuer Gewinnrekord beim BVB
Das Geschäftsjahr 2017/2018, das zum 30. Juni endet, empfand Treß wegen der sportlichen Krise mit frühem Aus in den Pokalwettbewerben und nur 55 Punkten in der Bundesliga zwar als äußerst schwierig. Finanziell aber stieß der BVB in neue Dimensionen vor. Auch Dank üppiger Transfererlöse wird das Unternehmen erstmals mehr als eine halbe Milliarde Euro Umsatz ausweisen. Und auch den bisherigen Gewinnrekord aus der Saison 2012/2013, als der Konzern 51 Millionen Euro netto verdiente, dürfte der BVB deutlich übertreffen.
Gut für Aktionäre, die Treß wieder mit einer Dividende bedenken will. „Wir fühlen uns gegenüber unseren Anteilseignern verpflichtet, einen Teil unseres Gewinns auszuschütten und werden weiterhin eine Dividende zahlen.“ In den beiden Vorjahren hatte die Borussia jeweils sechs Cent je Aktie ausgekehrt. Das entspräche zum aktuellen Kurs einer Dividendenrendite von gut einem Prozent.
Eine Dividende will auch der zweite Gast des WirtschaftsWoche Clubs seinen Anlegern zahlen. Jürgen Pampel leitet die Geschicke des Batteriezellenfertigers Voltabox. Der ging im vergangenen Jahr an die Börse und erlöste damit netto gut 130 Millionen Euro. Voltabox stellt Batteriesysteme unter anderem für Gabelstapler oder Bergbaufahrzeuge her. In diesem Jahr will das schnell wachsende Unternehmen zum ersten Mal einen Nettogewinn ausweisen. Auf eine Ausschüttung müssen Anleger aber noch etwas warten, erklärte Pampel in Dortmund.
Volle Auftragsbücher bei Voltabox
„Unser Ziel ist es, mittelfristig ein Viertel unseres Gewinns auszuschütten“, so der Voltabox-Chef. Dass in diesem Jahr noch keine Ausschüttung fließen wird, hatte das Unternehmen bereits beim Börsengang angekündigt. Nun erklärte Pampel: „Auch 2019 ist es dafür noch zu früh.“ Vorrang haben Investitionen. Die Auftragsbücher des Unternehmens aus Delbrück sind prall gefüllt. Chef Pampel sucht fähiges Personal, um die vielen Kundenbestellungen zügig abzuarbeiten. Allein seit Jahresbeginn sei die Zahl der Mitarbeiter um etwa 60 Prozent gestiegen. „Neue Mitarbeiter zu finden und in unser Unternehmen zu integrieren, ist aktuell unsere dringendste Aufgabe“, so Pampel. Bisher scheint das gelungen zu sein: Voltabox erreichte im vergangenen Jahr sogar etwas mehr als die im Wertpapierprospekt angekündigten 25 Millionen Euro Umsatz. In diesem Jahr sollen sich die Erlöse auf über 60 Millionen Euro mehr als verdoppeln – eine Prognose, die das Unternehmen nach dem ersten Quartal bestätigte.
An der Börse hat Voltabox nach furiosem Start trotzdem Boden verloren. Die Aktie war nach dem mehrfach überzeichneten Börsengang im vergangenen Oktober gleich um ein Viertel nach oben geschossen. Inzwischen ist der Kurs aber unter den Ausgabepreis von 24 Euro gerutscht. Gegensteuern will Pampel, indem er mit den Investoren in engem Kontakt bleibt. „Wir sind weiterhin auf vielen Roadshows unterwegs und halten Investoren über unsere operativen Fortschritte auf dem Laufenden.“ Im April etwa gaben die Ostwestfalen die Akquisition des US-Unternehmens Concurrent Design bekannt. Weitere Transaktionen, so Pampel im WirtschaftsWoche Club, seien geplant und die Verhandlungen weit fortgeschritten.
Noch wichtiger als mögliche Akquisitionen ist die Frage, ob Voltabox trotz der Investitionen ins Wachstum auch netto profitabel werden kann. Vor allem daran wird Pampel nun, da das Unternehmen an der Börse notiert ist, gemessen.