Yuan gegen Euro und Dollar Chinesischer Renminbi wird Superwährung

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Weltwährung, aber wenig stabil

Wie weit der Renminbi allerdings aktuell noch von einer stabilen Währung entfernt ist, zeigte sich in den vergangenen Monaten. Immer wieder geriet die Währung vor allem durch gigantische Kapitalabflüsse unter Druck. Allein im vergangenen Jahr zogen Investoren 676 Milliarden US-Dollar Kapital aus dem Land ab. In diesem Jahr könnten es noch einmal so viel werden.

Grund für den massenhaften Exodus: Viele Anleger zweifeln an dem Erfolg der chinesischen Reformpolitik. Die Konjunktur hat sich zuletzt deutlich abgekühlt. Das Wirtschaftswachstum liegt mit 6,7 Prozent deutlich unter den Vorjahren. Ein Großteil des Wachstums wird zudem lediglich den gewaltigen Infrastrukturprojekten zugeschrieben, die das Land aufgesetzt hat, um die Wirtschaft am Laufen zu halten.

Und während China dringend Überkapazitäten in den traditionellen Industrien wie der Stahl- und Eisenindustrie abbauen und Fiskalreformen umsetzen müsste, setzt es lieber auf alte Wachstumstreiber. Neue Straßen und mehr Brücken gehen schließlich immer. Zudem muss sich Peking dann auch nicht um wütende Bürger sorgen, die gegen ihre Entlassung auf die Straßen gehen.

China verfeuert seine Dollar-Reserven für den RMB

Auf dem Höhepunkt der Abflüsse stieg der Druck auf den Renminbi zuletzt so stark, dass sich die chinesische Zentralbank gezwungen sah, allein im Januar 100 Milliarden US-Dollar zu verkaufen, um die Währung zu stabilisieren. Innerhalb kürzester Zeit schmolzen so die Devisenvorräte dahin. Laut der People’s Bank of China sanken diese seit 2014 von 3,8 Billionen Dollar auf 3,19 Billionen Dollar im September dieses Jahres.

Für die chinesische Regierung ist die Aufnahme in den Währungskorb des IWF dementsprechend wichtig. Sie hofft auf ein starkes Signal, dass wieder mehr Anleger anlockt und das Vertrauen in den Renminbi und die Entwicklung des Landes stärkt.. „Ausländische Investoren werden in Zukunft in Erwägung ziehen, einen Teil des vorhandenen Kapitals in RMB-Kapital umzuwandeln“, bestätigte die Direktorin der Abteilung für internationale Bilanz der staatlichen chinesischen Devisenverwaltungsbehörde Wang Chunying die Hoffnungen der chinesischen Regierung bei einer Pressekonferenz im September.

Kurz bevor die US-Notenbank in dieser Woche die Zinsen anheben könnte, will China sich vom Dollar unabhängiger machen. Das Kalkül ist klar: eine schleichende Abwertung ihrer Währung.
von Sebastian Kirsch

Wie schnell dies aber wirklich passieren wird, bleibt abzuwarten. Während der Renminbi zwischenzeitlich seinen Anteil im globalen Zahlenverkehr ausbauen konnte - mit einem Anteil von 2,8 Prozent hatte die Währung im vergangenen Herbst sogar den Yen eingeholt - sank dieser im ersten Halbjahr wieder auf 1,7 Prozent. Selbst der kanadische Dollar lag laut des Zahlungsverkehrsnetzes Swift noch mit rund zwei Prozent darüber.

Zumindest Währungsexperte Mackel gibt sich optimistisch. China kenne die Probleme und sei reformwillig, glaubt er. Peking hat so beispielsweise erst jüngst erklärt, dass in der Freihandelszone in Shanghai bald der Renminbi vollständig in andere Währungen konvertierbar sein wird. Bisher ist das landesweit nur eingeschränkt möglich. Mackel stellt dabei aber auch klar: „Langfristig wird die Internationalisierung nur erfolgreich sein, wenn China die Reformen auch wirklich umsetzt.“ 

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