
Frankfurt Die Titel der Commerzbank haben am Donnerstagnachmittag ihre Talfahrt beschleunigt. Sie gaben zeitweise um 10 Prozent auf 1,273 Euro nach und waren damit mit Abstand größter Verlierer im Dax. Auch europaweit hielten die Papiere die rote Laterne unter den Bankwerten. Händler hatten zunächst keine Erklärung für den Kursrutsch. „Die Commerzbank-Aktie ist derzeit eben immer der Hund, der geprügelt wird“, sagte einer von ihnen.
Die Ratingagentur Standard & Poor's hatte angekündigt, die Bonitätsnoten von Deutscher Bank, Commerzbank und zahlreichen weiteren Geldhäusern aus Europa zu prüfen. Das langfristige Rating der Commerzbank liegt derzeit bei „A“. Nur wenige europäische Institute sind besser bewertet. Nach Einschätzung der Analysten von Equinet ist der Anstieg der Refinanzierungskosten in den vergangenen Wochen bereits ein untrügliches Zeichen dafür, dass Investoren mit einer Herabstufung rechnen.
Um das Vertrauen der Investoren in das europäische Bankensystem zu stärken, sollen die Institute ihre Kapitaldecke stärken. Damit sollen sie für künftige Krisen besser gewappnet sein. Hierzu hat die Aufsichtsbehörde EBA in den vergangenen Wochen die 70 größten Institute unter die Lupe genommen. Nach Berechnungen EBA haben die deutschen Institute einen Kapitalbedarf von 13,1 Milliarden Euro. Die Commerzbank ist dabei als am stärksten gefährdete deutsche Bank durchgefallen. Sie habe einen Kapitalbedarf von rund 5,3 Milliarden Euro, teilte die deutsche Finanzmarktaufsicht BaFin am Donnerstag mit.
Die Banken sollen nach Reuters-Informationen vier Wochen länger Zeit bekommen, ihre Pläne zur Kapitalaufstockung vorzulegen: bis zum 20. Januar statt bis zum 25. Dezember. An dem Zeitraum, um auf die geforderte harte Kernkapitalquote von neun Prozent zu kommen, habe sich nichts geändert. Dazu haben die Institute wie geplant bis zum 30. Juni Zeit.
Die Anteilsscheine der Deutschen Bank notierten am Donnerstag vier Prozent im Minus.