Zehnjährige Bundesanleihe Historisch niedrige Rendite von 0,01 Prozent

Der Bund hat am Mittwoch zehnjährige Anleihen mit einer historisch niedrigen Rendite von 0,01 Prozent versteigert und rund 3,26 Milliarden Euro eingenommen. Die Nachfrage der Investoren war vergleichsweise schwach.

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Der Bundesfinanzminister kann den Bundeshaushalt mit zehnjährigen Anleihen so billig finanzieren wie noch nie. Quelle: dpa

Berlin Finanzminister Wolfgang Schäuble kann den Bundeshaushalt mit zehnjährigen Anleihen so billig finanzieren wie noch nie. Die mit dem Schuldenmanagement beauftragte Finanzagentur versteigerte am Mittwoch das Papier mit einer historisch niedrigen Rendite von 0,01 Prozent. Die Auktion spülte rund 3,26 Milliarden Euro in die Staatskasse. Die Nachfrage der Investoren war vergleichsweise schwach: Sie übertraf das angebotene Volumen nur um das 1,1-Fache. Es war die erste Versteigerung, nachdem am Markt die Rendite für Bundesanleihen mit dieser Laufzeit am Dienstag erstmals in den Negativbereich gesunken war.

Mit einer negativen Rendite auch bei einer Emission durch die Finanzagentur sei derzeit nicht zu rechnen, "sofern die Briten nicht für den Brexit stimmen", sagte BayernLB-Analyst Alexander Aldinger. Außerdem handele es sich bei der kommenden Auktion im Juli nicht wie dieses Mal um eine Aufstockung, sondern um die Ausgabe einer komplett neuen zehnjährigen Anleihe. Allein durch die um einige Monate längere Laufzeit werde die Rendite einen Hauch über der aktuellen liegen.

Am Dienstag mussten Investoren erstmals Geld dafür bezahlen, um am Markt eine zehnjährige Staatsanleihe zu erwerben und in ihre Depots zu legen. Angetrieben wurde die Entwicklung von der Europäischen Zentralbank (EZB), die seit einiger Zeit in großem Stil Staatsanleihen am Markt aufkauft. Zudem flüchten Anleger aus Furcht vor einem EU-Austritt Großbritanniens (Brexit) in "sichere Häfen". Bundesanleihen sind deshalb heiß begehrt, sie gelten bei Experten als ein nahezu risikoloses Investment. Schäuble wiederum finanziert mit den Papieren den gut eine Billion Euro großen Schuldenberg des Bundes.

Die Ausweitung der EZB-Anleihenkäufe auf Schuldscheine europäischer Großkonzerne drückt auch deren Renditen immer tiefer. Inzwischen müssten Anleger bei 16 Prozent der Papiere dafür zahlen, den Firmen Geld leihen zu dürfen, teilte die Handelsplattform Tradeweb mit. Anfang Mai habe die Quote noch bei fünf Prozent gelegen.

Das Gesamtvolumen europäischer Unternehmensanleihen mit dem Gütesiegel Investment Grade, die grundsätzlich von der EZB aufgekauft werden können, liegt aktuell bei 2,8 Billionen Euro. Das entspricht in etwa der jährlichen Wirtschaftsleistung Frankreichs. Die EZB startete den Ankauf von Firmenbonds in der vergangenen Woche und sammelte an einem einzigen Tag Titel im Volumen von 348 Millionen Euro ein - weit mehr als erwartet.

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