Zinsentscheid Verringert die EZB die Geldflut?

Selten ist ein Treffen des EZB-Rates mit so viel Spannung erwartet worden. Die Hoffnungen sind groß, dass die Notenbank das Ende ihrer ultralockeren Geldpolitik einläutet. Was die Folgen wären.

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Verringert die EZB die Geldflut? Quelle: Fotolia

Wann wagt die Europäische Zentralbank (EZB) den Einstieg in den Ausstieg aus ihrer ultralockeren Geldpolitik? Das fragen sich Deutschlands Sparer. An diesem Donnerstag dürfte der EZB-Rat erstmals konkret werden. „Wahrscheinlich wird der Großteil der Entscheidungen im Oktober getroffen“, hatte Notenbank-Präsident Mario Draghi Anfang September angekündigt. Mehr als Trippelschritte erwarten Beobachter allerdings nicht.

Was könnten die ersten Maßnahmen sein?

Ökonomen rechnen damit, dass die Notenbank zunächst ihre milliardenschweren Wertpapierkäufe herunterfährt, um sie gegen Ende 2018 auslaufen zu lassen. Auch weil das Angebot an Papieren, die die Währungshüter nach eigenen Regeln erwerben dürfen, bald an seine Grenzen stoßen wird. „Aber Draghi wird eine Menge Beruhigungspillen verteilen“, meint Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. So werde er wohl keinen genauen Zeitpunkt für das Ende der Käufe nennen.

Derzeit erwerben die Währungshüter jeden Monat Staatsanleihen und andere Papiere für 60 Milliarden Euro. Das gigantische Kaufprogramm soll nach bisheriger Planung bis mindestens Ende 2017 laufen.

Wann steigen die Zinsen wieder?

EZB-Präsident Draghi betont immer wieder, dass die Zinsen nach dem Ende der Anleihekäufe noch lange niedrig bleiben werden. Parken Institute Geld bei der Notenbank, kostet sie das 0,4 Prozent Strafzinsen. Nach Einschätzung von Berenbank-Chefvolkswirt Holger Schmieding dürfte die Notenbank gegen Ende 2018 zunächst den Strafzins verringern. Eine Erhöhung des Leitzinses, zu dem sich Geschäftsbanken bei der EZB Geld leihen, erwartet er erst 2019. Seit März 2015 liegt der Zins auf dem Rekordtief von null Prozent.

Was heißt das für Sparer?

Sie werden sich zunächst weiter mit mickrigen oder gar keinen Zinsen für Tagesgeld, Sparbuch und Co. begnügen müssen. Da die Zeiten einer Inflation nahe Null seit geraumer Zeit vorbei sind, verlieren Sparer unter dem Strich Geld. In Deutschland lag die Jahresinflation mit 1,8 Prozent im September über dem EU-Schnitt von 1,5 Prozent. Manchen Sparern drohen zudem Strafzinsen auf ihre Einlagen. Nach einer Umfrage von Bundesbank und Finanzaufsicht Bafin will künftig jedes zwölfte Geldhaus Negativzinsen auf Einlagen von Privatkunden erheben. Den Instituten brechen wegen des Zinstiefs Erträge weg, darum drehen sie an der Gebührenschraube und geben teils auch Strafzinsen weiter.

Welche Folgen hat die Verringerung der Anleihenkäufe?

Für Immobilienkäufer könnte die Zeit des ultrabilligen Geldes allmählich zu Ende gehen. Die Zinsen von Hypothekendarlehen in Deutschland orientieren sich vor allem an der Verzinsung von Bundesanleihen mit zehnjähriger Laufzeit. Verringert die Notenbank ihre Wertpapierkäufe, könnten die Zinsen dieser Papiere steigen. Einen rasanten Zuwachs erwarten Ökonomen allerdings nicht.

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