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Zittern vor den Wahlen Griechenland-Krise löst Börsenbeben aus

Der griechische Aktienmarkt hat innerhalb von zwei Tagen nach der Ankündigung einer vorgezogenen Präsidentenwahl 18 Prozent verloren, zuvor war er aber massiv gestiegen. Droht eine neue Runde in der Eurokrise?

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Der griechische Aktienindex hat an einem Tag 13 Prozent verloren, so viel, wie zuletzt vor etwa 25 Jahren. Quelle: dpa

Eigentlich waren die Fakten längst bekannt: Im Februar sollte in Griechenland ein neuer Präsident vom Parlament gewählt werden. Die Regierungskoalition besitzt allerdings keine Mehrheit, um ihren Kandidaten, den 73-jährigen früheren EU-Umweltkommissar Stavros Dimas, ins Amt zu heben. Um diese Unsicherheit jetzt nicht monatelang auszudehnen, hat der griechische Premierminister Antonis Samaras die Präsidentenwahl schon für den 17. Dezember festgelegt und damit die Verantwortung schnell an die Parlamentarier übergeben.

Hängepartie verkürzt

„Die eigentlich sehr positive Nachricht, dass man die Hängepartie verkürzt, hat zu einem hohen Kursverlust an der Börse geführt“, sagt Christos Arbaras, Chef des auf griechische Geldanlagen spezialisierten Asset-Managers Anodos aus München, die etwa den Aktienfonds für griechische Titel Hellas Opportunities Fund (LU0920841326) in Deutschland anbieten. Der griechische Aktienindex hat an einem Tag 13 Prozent verloren - so viel, wie zuletzt vor etwa 25 Jahren. Nicht einmal während der Höhepunkte in der Eurokrise sind die Aktien so stark unter die Räder gekommen.

Was dabei allerdings unter den Tisch fällt: Die Aktien sind seit dem weltweiten Kurseinbruch im Oktober und November 2014, als auch der deutsche Aktienindex Dax vorübergehend etwa 17 Prozent verloren hatte, um mehr als 25 Prozent gestiegen. Der griechische Aktienindex Athex Composite fiel im Oktober auf 850 Punkte, jetzt liegt er trotz der hohen Kursverluste mit 890 Punkten noch leicht über dem Tiefststand. „Es wirkt so, dass viele Anleger kurzfristige Gewinne mitgenommen haben und jetzt zunächst abwarten“, sagt Arbaras.

Keine Parlamentsmehrheit

Die Angst der Börsianer: Die Regierungskoalition besitzt im Parlament nur etwa 154 Stimmen, der Präsident muss aber mit 180 Stimmen gewählt werden. Wenn sich nicht viele der unabhängigen Parlamentarier der Regierungskoalition anschließen, fällt der als gemäßigt geltende Kandidat Dimas durch. Aktuell sollen nur etwa 172 Parlamentarier hinter ihm stehen, die Wahl ist geheim.

Bekommt Dimas die notwendigen Stimmen nicht, müssten neue Parlamentswahlen stattfinden. Nach den aktuellen Wählerumfragen käme dann die Partei Syriza möglicherweise ans Ruder. Sie wird in Deutschland als sehr Links und extremistisch einsortiert. Der gebürtige Grieche Christos Arbaras jedoch ordnet sie eher als etwas weiter links als die SPD ein, aber keinesfalls als extremistisch oder gar kommunistisch.

Extremisten ans Ruder?

Befürchtungen, dass es etwa Enteignungen bei privaten Unternehmen geben könnte unter Syriza oder der Austritt Griechenlands aus der Eurozone bevorstünde, seien absolut überzogen, meint Arbaras. Doch diese Ansicht haben derzeit offenbar viele Börsianer, sie rechnen offenbar auch mit einem weiteren Schuldenschnitt, der unter Syriza wahrscheinlicher werden könnte. Arbaras vertraut darauf, dass Dimas als Kandidat allerdings noch eine Vielzahl von unabhängigen Parlamentariern überzeugen kann und damit die erforderliche Mehrheit vielleicht doch im Dezember erreicht. Dann hätte Griechenland noch vor Weihnachten einen wichtigen Schritt getan, um die politische Unsicherheit zu beenden.

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