Zschabers Börsenblick
Blick auf das Pariser Geschäftsviertel La Defense. Frankreichs Aktienmarkt hat noch Luft nach oben. Quelle: imago images

Börse Paris: Allzeithoch finalement?

Frankreichs Aktienmarkt steht zwar am Rekordhoch, bleibt jedoch hinter dem Dax zurück? Der Schein trügt! Warum die französische Börsenrally zwar stottert, aber noch viel Potenzial hat.

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Allzeithochs am Aktienmarkt sind so eine Sache. Einmal erreicht können sie in einem einigermaßen stabilen Aufwärtstrend schnell an der Tagesordnung sein. Denn was passiert, wenn ein Allzeithoch übertroffen wird? Richtig – ein neues Allzeithoch. Dabei ist es ein bisschen wie mit Jahrhundertsommern: Gibt es jedes Jahr einen, verliert seine Verkündung an Aufmerksamkeit.

Insofern mag auf den ersten Blick der Nachrichtenwert, wonach der französische Aktienmarkt kurz vor einem neuen Allzeithoch steht, begrenzt erscheinen. Dabei hat dieser Umstand durchaus etwas Historisches. Immerhin übertrifft der Leitindex CAC 40 ein Niveau, das Anleger zuletzt im Jahr 2000 gesehen hatten. Für denjenigen, der sich nicht mehr erinnern kann: Der deutsche Aktienindex Dax notierte zu seinen damaligen Höchstständen zwischen 8000 und 9000 Punkten – hat sich ergo mittlerweile im Wert nahezu verdoppelt.

Nun ist dieser Vergleich insofern trügerisch, als der Dax als Performance-Index die in der Zwischenzeit ausgeschütteten Dividenden berücksichtigt, der CAC als Kursindex aber nicht. Relativieren lässt sich das durch eine Gegenüberstellung zwischen dem CAC und dem Dax Kursindex: Siehe da, Letzterer ist dem Stand des Boomjahres 2000 auch noch nicht enteilt – er bewegt sich auch nur gut fünf Prozent oberhalb dieses Niveaus.

Das soll allerdings die derzeitige Attraktivität des französischen Aktienmarkts nicht schmälern, er ist gerade jetzt einen Blick wert. Zwar hat die Coronakrise Frankreich stark getroffen und grundsätzlich sorgt das Coronavirus dort derzeit für mehr politische Unruhe als beispielsweise in Deutschland. Erfreuliche Nachrichten kommen aber aus der Wirtschaft. Mit 0,9 Prozent legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal etwas stärker zu als vorab erwartet. Mut macht auch der Ausblick, erwartet die Regierung für das Gesamtjahr doch immerhin einen Zuwachs des BIP von rund sechs Prozent.

Mehr als nur französischer Luxus

Wie robust die Wirtschaft aktuell dasteht, zeigt sich vor allem am Arbeitsmarkt. Von April bis Juni erreichten die Jobangebote in Frankreich einen so hohen Stand wie seit 14 Jahren nicht mehr. Dass sich die Börse seit Monaten recht stabil präsentiert – der CAC 40 hat sich seit Jahresbeginn sogar deutlich besser entwickelt als besagter Dax Kursindex –, liegt nicht nur, aber auch in den stark im Index vertretenen Luxusgüterherstellern begründet, deren Gewinne im zweiten Quartal höher ausfielen als erwartet. Zwar sind gerade die Aktien von CAC-Unternehmen wie Hermès und LVMH zuletzt unter Druck geraten, nachdem Sorgen aufkeimten, die nächste Corona-Welle und eine stärkere Regulierung in China könnten sich negativ auf diese Branche auswirken. Auf der anderen Seite darf man aber eben jene überdurchschnittliche Performance der vergangenen Monate auch nicht außer Acht lassen – und dass in solchen Situationen der Finger der Anleger auf dem Gewinnmitnahme-Knopf manchmal etwas hektischer agiert.

Nun ist der CAC auch nicht ausschließlich ein Index für Luxusartikel. Mit Titeln vom Industriegashersteller Air Liquide bis zum Zahlungssystemanbieter Worldline stellt der CAC die ganze Bandbreite der französischen Wirtschaft dar. Gut möglich, dass der CAC 40 auch wegen dieser Aufstellung sein Rekordhoch aus 2000 schon bald nachhaltig hinter sich lassen könnte. Vielleicht werden Allzeithochs auch dann nicht an der Tagesordnung sein im französischen Aktienmarkt – aber womöglich auch keine Ereignisse, in deren Genuss man nur alle 20 Jahre kommt.

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