Zschabers Börsenblick
Hanoi in Vietnam: Das Land hat trotz Corona-Pandemie ein Wirtschaftswachstum von drei Prozent geschafft und ist auch langfristig aussichtsreich. Quelle: imago images

Börse Vietnam: Kursfantasie mit Verzögerung

Vietnam kann sich in punkto Corona noch nicht entspannen. Die Börse des Landes präsentiert sich trotzdem in prächtiger Verfassung. Das hat einige gute Gründe und bietet Anlegern interessante Perspektiven.

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Zugegeben, an Engagements in Vietnam denkt man selbst als Investor mit internationalem Anlagehorizont nicht zwingend jeden Tag. Und dennoch ist das Land kein Geheimtipp mehr. Im Zuge der verstärkten öffentlichen Wahrnehmung der asiatischen Emerging und Frontier Markets ist auch Vietnam in den vergangenen Jahren immer öfter auf der Watchlist selbst von Privatanlegern gelandet. Auch weil diese realisiert haben, dass ein Land Börsianer durchaus auch am wirtschaftlichen Aufschwung profitieren lassen kann, wenn es sozialistisch geführt wird.

Dass in diesen Tagen wieder ein Blick gen Südostasien lohnt, hat erstaunlich wenig mit einer Corona-Entspannung zu tun, wie sie derzeit in anderen Ländern für Schlagzeilen in den Wirtschaftsressorts sorgt. So macht sich in Vietnam wie in vielen anderen Ländern jenseits der westlichen Industriestaaten eine Besserung der Situation nur mit großer zeitlicher Verzögerung bemerkbar.

Zwar nimmt die Impfkampagne langsam, aber sicher Fahrt auf, was vor allem für den Tourismus wichtig ist, haben doch viele Ausländer in den vergangenen Jahren Vietnam als Reiseziel für sich entdeckt. Dass sich die Lage aber so schnell bessert, dass die Empfehlung etwa des deutschen Auswärtigen Amtes, auf nicht notwenige Reisen nach Vietnam zu verzichten, frühzeitig vor dem Ende der Hauptsaison im September aufgehoben wird, bleibt angesichts dieses Tempos zu bezweifeln. Dass angesichts der schleppenden Geschwindigkeit aus der Krise auch der Konsum bislang noch weit von früheren Niveaus entfernt ist, liegt auf der Hand.

Angesichts dessen müsste man meinen, die Börse in Vietnam würde sich mehr schlecht als recht entwickeln. Doch – auf den ersten Blick erstaunlicherweise – präsentiert sich der Vietnam Ho Chi Minh Stock Index in prächtiger Verfassung. Seit dem Tief im März 2020 hat sich das Aktienmarktbarometer in etwa verdoppelt. Dieses vermeintliche Paradoxon liegt unter anderem daran begründet, dass der Staat die Corona-Pandemie anfangs gut im Griff hatte und daher für das Jahr 2020 ein in diesem Umfeld sensationelles Plus des Bruttoinlandprodukts (BIP) von knapp drei Prozent erzielen konnte.

Darüber hinaus hat die Regierung in Hanoi bis 2025 jährliche Infrastrukturinvestitionen in Höhe von sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts angekündigt, das hat zusätzliche Fantasie in die Kurse gebracht. Dass sich die Entwicklung der dortigen Börse fortsetzen könnte, legt die Bewertung nahe: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt derzeit bei 16 und damit genauso hoch wie im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre.

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Eine wesentliche Verbesserung der Corona-Lage vorausgesetzt sowie die Sonderkonjunktur der staatlichen Infrastrukturspritze machen Vietnam als Emerging-Markets-Beimischung auch für deutsche Anleger attraktiv, speziell unter langfristigen Aspekten. Da dieser Aktienmarkt allerdings wie andere aufstrebende Börsen gewisse Schwankungsrisiken mit sich bringt, die bei Einzeltiteln mitunter deutlich ausfallen können, sollten Investoren für ihr Engagement eine breite Streuung in Form einer ETF-Lösung wählen, beispielsweise auf den FTSE Vietnam Index.
(Bitte beachten Sie den Haftungsausschluss.)

Mehr zum Thema: Für die WirtschaftsWoche hat die Beratungsgesellschaft BCG aus den Geschäftszahlen und Börsenkursen von 2400 Aktien durchleuchtet und die stabilsten Gewinnbringer ermittelt. Hier das 17-seitige Dossier zum Download.

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