Zschabers Börsenblick
MDAX Quelle: imago images

Die zweite Reihe: Nach der Krise erste Wahl?

Der MDax ist zwar weit davon entfernt, ein Schattendasein zu fristen. Doch wie dynamisch sich der „kleine Bruder“ des Dax in bestimmten Phasen entwickelt, das ist bei weitem nicht allen Anlegern bekannt. Ein Fehler.

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Wer in der zweiten Reihe steht, der bekommt in der Regel nicht die ganz große Bühne – fragen Sie einmal bei Buzz Aldrin nach, dem nach Neil Armstrong zweiten Mann auf dem Mond. Auch an der Börse spielt die zweite Reihe oftmals eine untergeordnete Rolle. So steht der Nebenwerteindex MDax regelmäßig hinter dem großen Dax zurück: Wird etwa in den TV-Nachrichten am Abend das Börsengeschehen kommentiert, sieht der Zuschauer im Hintergrund grundsätzlich immer die Dax-Tafel – während der MDax höchstens alle paar Wochen in den Fokus gerät.

Zu Unrecht: Denn der MDax ist mehr als der kleine Bruder des Dax, bietet in mehrerlei Hinsicht eine Menge Geschichten – nicht zuletzt auch aktuell vor dem Hintergrund des Weltgeschehens. So ist das Aktienmarktbarometer für mittelgroße Unternehmen in den ersten knapp sechs Monaten des Jahres deutlich stärker unter die Räder gekommen als der Dax. Während der deutsche Leitindex in der Year-to-date-Performance, also der Entwicklung seit Jahresbeginn, mit rund 20 Prozent im Minus liegt (Stand Ende vergangener Woche), sind es beim MDax sogar schon 25 Prozent. Daraus nun zu schließen, der MDax wäre für Anleger eine schlechte Wahl, wäre allerdings zu kurz gedacht.

Es zeigt sich nämlich, dass der MDax auch deshalb langfristig besser dasteht als der Dax, weil er sich nach umfangreichen Kurskorrekturen schneller wieder erholt. Nehmen wir die jüngste größere Krise, die Finanzkrise des Jahres 2008 – die Corona-Krise will ich an dieser Stelle einmal herausnehmen, deren Verwerfungen wirken schließlich immer noch nach –, dann lässt sich die Stärke des MDax erkennen. Als die Kurse im Zuge der Finanzkrise stark nachgegeben hatten – Dax und MDax mussten in ihrem Verlauf ähnlich stark Federn lassen –, rappelte sich der MDX ab 2009 wieder wesentlich schneller auf, legte im Laufe der folgenden zweieinhalb Jahre deutlich dynamischer zu als der Dax. Zwar musste auch er dann wieder während der Eurokrise 2011 stark korrigieren, doch legte er danach erneut erheblich kraftvoller zu als der Dax.

Dieses schnelle Umschalten in den Erholungsmodus hat seine Gründe. Sie liegen nicht nur in dem Klischee, dass die Werte aus dem MDax gegenüber dem Dax deshalb dynamischer wirken, weil die Bluechips aus der ersten Reihe aufgrund ihrer Größe träge sind. Zumal das auch nur begrenzt stimmt – gerade die Technologie-, speziell die IT-Konzerne haben mit ihrer Volatilität der vergangenen Monate gezeigt, dass auch eine Milliarden-, mitunter sogar Billionen-Bewertung nicht vor kurzfristigen und umfangreichen Kursverlusten schützt.

So kann ein vermeintlicher Tanker auch mal wie ein Schnellboot rasen – in diesem Fall nach unten. Nein, auch die Firmenkultur und das Management vieler MDax-Gesellschaften spielen hier eine entscheidende Rolle, sind die bei manchen MDax-Vertretern noch vorherrschenden Familienunternehmensstrukturen doch dafür verantwortlich, dass kurze Dienst- und Entscheidungswege für mehr Flexibilität und Agilität sorgen.

Natürlich wird die verheerende Kombination aus hoher Inflation, steigenden Zinsen, dem anhaltenden Krieg in der Ukraine und einer an Fahrt verlierenden Wirtschaft in den kommenden Monaten oder sogar Jahren nicht am MDax vorbeigehen. Und ist die Nervosität von Investoren besonders hoch, trennen diese sich wie nach einem Pawlowschen Reflex eher von der zweiten als der ersten Reihe.

Vor dem Hintergrund, dass sich auf lange Sicht diese zweite Reihe aber weitaus besser geschlagen als die erste und dass sie die besseren Comeback-Qualitäten hat, sollten langfristig orientierte Investoren den MDax nach wie vor im Blick haben – und in Form eines kleinen Engagements in einen ETF auf den Index den vielzitierten Fuß in der Tür haben für den Fall, dass sich eine Beruhigung der Lage einstellt.

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Übrigens, ebenso wenig Sorgen wie um den MDax muss man sich um Buzz Aldrin machen. Er hat es mit der Vita als zweiter Mann auf dem Mond immerhin zum mehrfachen Millionär gebracht.

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