Es ist durchaus ein starkes Signal, dieses erneute Lebenszeichen für die schon mehrfach für tot erklärte deutsche Aktienkultur: Eine jüngste Studie von Barkow Consulting hat zu Tage gefördert, dass wieder mehr Aktionäre die Hauptversammlungen von Dax-Unternehmen besuchen. Knapp 66 Prozent des Aktienkapitals sollen mittlerweile bei den Veranstaltungen zugegen sein – und nach Angaben der Studienmacher entgegen der naheliegenden Vermutung weniger wegen der kulinarischen Versorgung als vielmehr wegen des wieder gestiegenen Interesses am eigenen Mitspracherecht.
Böse Zungen könnten natürlich auch behaupten, es habe etwas von Sadismus, dabei sein zu wollen, wenn Konzernlenker unangenehme Fragen zu den jüngsten Eskapaden ihrer Unternehmen beantworten müssen. Doch wer ehrlich ist, muss auch einräumen, dass es an Skandalen im Dax zuletzt nicht mangelte.
Da geht es beim MDax wesentlich unspektakulärer zu, auch weil die zweite Reihe naturgemäß nicht derart unter Beobachtung steht. Wobei sich Börsianer den Index ruhig einmal genauer anschauen sollten, denn was die Performance angeht, führt der MDax alles andere als ein Schattendasein: Im Fünf-Jahres-Vergleich mit dem Dax hat der „Kleine“ den größeren Bruder in Sachen Performance im vergangenen halben Jahrzehnt sogar geschlagen. Dass er sich derart robust präsentiert, hat aber auch seine guten Gründe.
Nachhaltigkeit mit Dividende
So spiegelt der MDax zum einen besser die Stimmung im deutschen Mittelstand wider, und die ist einfach gut: Der Mittelstand boomt, sein Optimismus ist groß – der Creditreform Geschäftsklimaindex, der die Lage und Erwartungen von 1.100 Unternehmen zusammenfasst, hat jüngst den höchsten Stand seit 2011 erreicht. Es sind aber auch grundsätzliche Besonderheiten der Unternehmen, die den MDax attraktiv machen. Viele der im MDAX gelisteten Unternehmen sind als Spezialisten in Nischen tätig, können daher höhere Margen aufrufen. Zum Teil inhabergeführt ist bei den Unternehmen die Fokussierung auf kurzfristige Ereignisse wie Quartalsergebnisse nicht so ausgeprägt wie bei internationalen Großkonzernen. Nachhaltigkeit steht beim Wirtschaften im Vordergrund – was sich bei manch einem Unternehmen auch in der Regelmäßigkeit einer ordentlichen Dividendenausschüttung äußert.
Es ist aber vor allem seine Aussagekraft, die den MDax zu einem der interessantesten Börsenbarometer machen. Mitunter gehören ihm zwar Unternehmen an, die von ihrer Marktkapitalisierung schon sehr gut in den Dax passen würden – Airbus hätte mit seinem aktuellen Börsenwert das Zeug für die Top 5 der ersten deutschen Börsenliga, Innogy würde dort immerhin mehr als eine Handvoll hinter sich lassen. Trotzdem bildet der MDax seit jeher die deutsche Wirtschaft besser ab als der Dax, der mit einer relativ hohen Anzahl von Autoherstellern, Banken und Versicherern nur mit viel gutem Willen als repräsentativ zu bezeichnen ist. Auch ist der MDax weniger anfällig für Turbulenzen, seine Indexmitglieder stehen nicht so im Blickpunkt der Öffentlichkeit wie die Werte des Dax – gibt es einen Abgasskandal, stehen eben zuerst Konzerne wie VW, Daimler und BMW im Feuer, bei Schieflagen am Finanzmarkt entsprechend die Deutsche Bank und die Commerzbank.
Es ist auch diese breite Aufstellung des MDax, die dem Anleger gerade im aktuellen Marktumfeld zugute kommt. Vor dem Hintergrund einer zunehmender Konjunkturdynamik in Asien, rund um China sowie in den USA und einer entsprechend verbesserten Nachfrage aus Übersee in den kommenden Wochen sollte der Börsianer verstärkt auf der Suche nach Werten sein, die von dieser Entwicklung profitieren können – nach Herstellern von Investitionsgütern wie Maschinen, Anlagen und Fahrzeuge etwa. Und davon hat der MDax gleich einige zu bieten; der Motorenhersteller MTU und der Autozulieferer Leoni seien hier nur exemplarisch genannt.
Wenn die Unternehmen dann noch zum einen global agieren, diversifiziert sind sowie über starke immaterielle Vermögenswerte verfügen und zum anderen innovativ, wenig kapitalintensiv und gut geführt werden, ist der Anleger bestens positioniert. Unternehmen wie der Intralogistiker Jungheinrich, das Werbeunternehmen Ströer und der Aromenhersteller Symrise decken gleich einige dieser Aspekte ab – und diese Auswahl macht auch gleich die Vielseitigkeit deutlich, die den MDax ausmacht.

Kein Paukenschlag wie Apple, aber ...
Der Vorteil des breiten MDax-Spektrums wird künftig sogar noch größer ausfallen. So steht dem Index eine weitere „Bereicherung“ bevor. Zum 24. September wird er von bislang 50 auf dann 60 Mitglieder vergrößert. Im Zuge dieser Umstellung gelangen die größeren der Werte aus dem Technologie-Index TecDax in den MDax. Das mag kein solcher medialer Paukenschlag werden wie jener vor drei Jahren, als Apple Indexmitglied im renommierten Dow Jones wurde. Doch es ist insofern zumindest bemerkenswert, als der MDax mit seiner dann gültigen Zusammensetzung dem Anleger einen Gefallen tut: Er übernimmt einen großen Teil der so wichtigen Diversifikation. Schließlich hat der Börsianer mit einem ETF auf den Index so ziemlich alles im Depot, was er braucht, von klassischem Maschinenbau bis zur innovativen Hochtechnologie. Und das dürfte die vermeintlich zweite Reihe noch attraktiver machen.