Zschabers Börsenblick
US-Aktienmärkte: Jetzt rein in Dow Jones & Co.? Quelle: imago images

Jetzt rein in Dow und Co? Jein!

Die US-Aktienmärkte befinden sich in der Nähe ihrer Allzeithochs. Den einen oder anderen macht das nervös. Warum die Skepsis kein guter Ratgeber ist und welche Gründe für eine Fortsetzung der Performance sprechen.

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Long oder short? Bulle oder Bär? An der Börse mag man es gern plakativ. Oft ist es als Anleger aber wenig ratsam, sich pauschal auf eine Seite zu schlagen. Warum auch. Anhand des US-Aktienmarkts zeigt sich schließlich, warum eine gewisse Flexibilität von Vorteil ist. So stellen sich an den dortigen Börsen durchaus im Hintergrund wabernde Risiken dar, aktuell bieten sich aber nach wie vor erhebliche Chancen. Beides sollte man als Anleger im Blick haben. Oder um im Bild zu bleiben: Mittelfristig sollte man sich in den USA auf die Seite der Bären schlagen und seine Aktiengewichtung durchaus aktiv steuern sowie internationaler gestalten, da es auch in vielen anderen Märkten attraktive Gelegenheiten gibt. Doch kurzfristig kann man sich in den USA durchaus noch im Bullenlager einordnen.

Von Wolken und Zeitbomben

Warum die mittlere Sicht mehr Anlass zur Sorge gibt als die kurze, liegt in den sich abzeichnenden Risiken begründet. Die sich am Horizont langsam, aber sicher auftürmenden Wolken nehmen immer konkretere Konturen an. Und das in mehrerlei Hinsicht. Da ist etwa der Komplex Infrastruktur. An und für sich weist dieses Thema in den USA ein enormes Potenzial auf. Brücken, Straßen, Stromleitungen – all das bedarf umfangreicher Erneuerung, was bereits für viel Kursfantasie bei den Börsianern gesorgt hat. Umgesetzt sind viele der notwendigen Maßnahmen bislang aber nicht. Und das blockiert mittlerweile bestimmte Konjunkturzweige erheblich.

Eine weitere potenzielle Zeitbombe stellen die Banken des Landes dar. Dass sie nicht so streng reguliert sind, wie manch einer es gern hätte, ist ja nicht per se schlecht; eine gewisse Liberalität ist schließlich in jeder Branche sinnvoll. Doch die Anzeichen mehren sich, dass viele Geldinstitute aus ihren Schieflagen von vor einem Jahrzehnt – die Finanzkrise lässt grüßen – nur bedingt etwas gelernt haben, viele begehen mittlerweile ähnliche Fehler wie damals. Verwerfungen scheinen nur eine Frage der Zeit sein.
Und natürlich kommt man beim Thema USA auch diesmal nicht am Präsidenten vorbei: Auch die Handelsstreitigkeiten der Trump-Regierung vor allem mit China haben das Zeug zum Schwelbrand, der irgendwann zu auflodernden Flammen werden könnte.

Nun mag manch ein Marktbeobachter einräumen, dass das eine oder andere der genannten Risiken bereits bekannt sei und daher auch in den Kursen enthalten; nichtsdestotrotz hat ein Zusammenspiel dieser Faktoren das Potenzial, die US-Indizes deutlich zu belasten. Und irgendwann wird dies auch passieren.

Gute Gründe für die gute Stimmung

Dass Anleger zurzeit dennoch gerade den US-Aktienmarkt für Investments nutzen sollten, liegt daran, dass trotz all dieser Risiken die Stimmung der Börsianer nach wie vor sehr gut ist. Immerhin gibt es ja tatsächlich noch genügend Gründe, die für ein Engagement sprechen. Da ist etwa die positive Stimmung im Mittelstand, die ebenso wie die Verfassung der gesamten US-Konjunktur exzellent ist. Wo wir dann wieder beim Thema Trump wären: Dessen Steuergeschenke dürften ihre zyklischen Kräfte noch für einige Zeit weiter entfalten – voraussichtlich noch einige Monate, wenn nicht sogar bis Ende kommenden Jahres. Das damit verbundene Momentum sollten Anleger nutzen.

Voraussetzung dafür ist, dass diese verstehen, auch den richtigen Zeitpunkt für einen Rückzug vom US-Markt im Hinterkopf zu behalten. Zwar wird, wie es schon ein altes Börsianersprichwort sagt, nicht an der Börse geklingelt. Als Signale ließen sich dennoch beispielsweise die Reaktionen auf die kommenden Zinsentscheidungen deuten. Die avisierte Peu-à-peu-Strategie der Zinserhöhung durch die Notenbank Fed ist zwar ebenfalls kein Geheimnis. Sollten die Reaktionen an der Börse auf die einzelne Zinsschritte jedoch über Gebühr ausfallen, würde dies auf eine erhöhte Nervosität der Marktteilnehmer schließen lassen. Wer investiert ist, sollte vorsichtig werden. Auch eine kräftige Korrektur der richtungsweisenden Einkaufsmanagerindizes wäre ein Indiz dafür, das US-Engagement zu reduzieren beziehungsweise zu beenden.

Engagement auf Zeit

Eine Investition in einen ETF auf die breit gefächerten Indizes Dow Jones und S&P 500 ist im Übrigen nicht ausschließlich langfristig ausgerichteten Buy-and-hold-Anlegern vorbehalten. Gerade vor dem Hintergrund ihrer überschaubaren Kosten eignen sich diese Instrumente auch für Maßnahmen auf Zeit – das Engagement in den USA könnte eine solche sein.

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