Es mag sie ja geben, diejenigen Börsianer, die sich nach den Äußerungen der Zentralbanken, allen voran der US-Notenbank Fed, aber auch der europäischen EZB, reflexartig aus dem Aktienmarkt zurückgezogen haben. Schließlich haben die Institute doch angekündigt über kurz oder lang die Zinsen wieder anzuheben – und das ist für die Börse immer ein kleines bisschen Gift. Für Trader, die kurzfristige Bewegungen auszunutzen wollen, um ihre Renditeziele zu erreichen, mag es nun ein opportunes Vorgehen sein, den Markt kurzfristig zu verlassen und ebenso schnell wieder zu betreten. Die Anderen sollten sich aber überlegen, ob sie der Börse wirklich den Rücken kehren wollen.
So ist demjenigen, der langfristig ein Vermögen aufbauen und sich nicht dem hektischen Hin-und-her zwischen Kaufen und Verkaufen hingeben will, durchaus bewusst, dass er vorübergehende Schwächephasen aussitzen muss. Ihn dürfte beruhigen, dass am Aktienmarkt kein Weg vorbeiführt – zumal die Zinsen auch nicht schlagartig auf vier Prozent oder ähnlich steigen und so die Vorteile des Aktienmarktes gegenüber festverzinslichen Anlageprodukten schmälern werden.
Zu dieser Erkenntnis gelangen womöglich auch all jene, die die Entwicklung bei Aktien seit einigen Jahren von außerhalb interessiert beobachten, aber vor dem Hintergrund immer neuer Höchstkurse Sorge hatten, in einer Phase der Übertreibung einzusteigen – oder zu Gelegenheiten wie nach der letzten größeren Korrektur im Frühjahr 2020 schlicht zu langsam waren oder nicht die nötige Chuzpe für einen Einstieg hatten. Ihnen gibt die aktuelle Seitwärtsphase nun möglicherweise etwas mehr Gelegenheit ihre Anlagestrategie in Richtung Aktienmarkt auszurichten und sich Gedanken darüber zu machen, in welche Werte sie dort investieren wollen.
Lesen Sie hier, warum die Wahl des Index-Anbieters so wichtig ist.
Dass ein Investment in Einzelwerte gerade für Anfänger wenig ratsam ist, da dann Wohl und Wehe des gesamten Depots von der Entwicklung eines oder weniger Unternehmen abhängen, veranlasst viele dazu, über das Engagement in einen Index nachzudenken. Der Dax, der wichtigste deutsche Aktienindex, liegt da natürlich nahe, umfasst er doch 40 Werte, die Otto-Normalbürger größtenteils bekannt sind; zudem gibt es bei der Lektüre von Geschäftszahlen keine Sprachbarriere – Home Bias bezeichnen die Börsianer diesen Heimvorteil elegant.
Da aber ein Index mit ausschließlich deutschen Werten auch ein gewisses Klumpenrisiko birgt – schwächelt die deutsche Wirtschaft stärker als die Weltkonjunktur, entwickelt sich auch der Dax entsprechend unterdurchschnittlich im internationalen Vergleich –, entscheiden sich viele Anleger oftmals für den MSCI World. Und natürlich bietet ein ETF auf diesen vermeintlichen Weltindex eine breitere Streuung über Unternehmen und Länder, sind in ihm doch rund 1.600 Werte aus 23 Ländern enthalten. Doch trotz seines guten Leumunds ist auch der MSCI World nicht perfekt. Viele Experten bescheinigen ihm eine US-Lastigkeit, zudem beklagen sie eine fehlende Berücksichtigung der boomenden Schwellenländer.
Eine Alternative stellt der MSCI All Countries World Index, kurz MSCI ACWI dar. Er umfasst rund doppelt so viele Titel aus mehr als doppelt so vielen Ländern wie der MSCI World und bietet dadurch allein schon von der Quantität her eine noch höhere Diversifikation. Zudem deckt er wachstumsstarke Emerging Markets wie beispielsweise China oder Mexiko ab, also solche Regionen, die zwar mitunter ein gewisses Risiko beinhalten, dafür aber auch entsprechende Chancen bieten.
Wem der MSCI World also nicht ausreicht – gemäß dem 007-Motto „Die Welt ist nicht genug“ -, könnte auf den MSCI ACWI ausweichen. Die Gefahr, bei den vielen Buchstaben den Überblick zu verlieren, muss man in Kauf nehmen – dafür ist man dann in punkto weltweiter Risikostreuung weitaus besser aufgestellt .
Bitte beachten Sie den Haftungsausschluss.
Mehr zum Thema: Dank des ETF-Booms sind Indexanbieter wichtig wie nie. Anleger sollten hinschauen: Nur wer Schwächen der Indizes kennt, kann reagieren – und etwa das Crashrisiko im Depot verringern.
