Zschabers Börsenblick
Palladium besser als Gold. Quelle: dpa Picture-Alliance

Palladium ist das bessere Gold

Einige Edel- und Industriemetalle haben in den vorigen Monaten ordentlich im Wert korrigiert. Palladium gehört mit seiner starken Performance zu den Ausnahmen. Interessant wird es jetzt aber bei einem anderen Rohstoff.

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Wenn es um das Thema Gold an der Börse geht, scheiden sich die Geister. Die Fans des Edelmetalls werfen in den Ring, dass es in unruhigen Zeiten voller Irrungen und Wirrungen am Markt keine ruhigere Oase der Glückseligkeit gebe als die Krisenwährung Gold. Skeptiker führen immer wieder an, dass Gold selbst keine Zinsen abwerfe und es grundsätzlich fundamental schwierig, wenn nicht unmöglich zu bewerten sei. Und dass auch Gold nicht automatisch steige, nur weil irgendwo auf der Erde die geopolitischen Säbel rasseln.

Letztere Gruppe dürfte sich bestätigt gefühlt haben beim Blick auf den Kursverlauf des Goldpreises in den letzten Monaten des abgelaufenen Jahres. Immerhin hat der Preis für das Metall der Könige seit Anfang September deutlich korrigiert – dass es seitdem politisch ruhiger geworden wäre, kann man schon angesichts des verbalen Schlagabtauschs zwischen den USA und Nordkorea nun wirklich nicht behaupten.

Wie so oft liegt wohl auch hier die Wahrheit in der Mitte: Unbesiegbar macht Gold seine Anleger mitnichten. Aber als relativ sicherer Hafen etwa in Zeiten steigender Inflation – das ist schon etwas, was man Gold durchaus zusprechen kann. Und genau dieses Thema könnte den Goldanleger in den kommenden Monaten wieder etwas mehr in die Karten spielen. Zwar haben sich die Währungshüter von der Fed jüngst über eine verhältnismäßig müde Preisentwicklung in den USA geäußert. Doch globale Indikatoren deuten auf Preissteigerungen hin.

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Es muss nicht immer Gold sein

Das Schöne an der Börse ist aber ja, dass die Teilnahme daran freiwillig ist – so muss man sich auch bei Gold nicht zwangsläufig für das Bullen- oder das Bärenlager entscheiden und kann sein Glück auch woanders suchen.

Wem die Kursbewegung von Gold zu sehr zur Glaubensfrage verkommt, der hat im Rohstoffsektor durchaus Alternativen. Industriemetalle etwa haben den Vorteil, dass ihre Nachfrage eng mit der Wirtschaftsentwicklung zusammenhängt – und damit besser nachvollziehbar ist. Angesichts der strukturellen Trends, die das Wachstum in den Industrie- und in den aufsteigenden Nationen im kommenden Jahr befeuern, sind die Aussichten für Industriemetalle sehr gut. Selbst wenn die Konjunktur die absoluten Spitzenwerte der vergangenen Monate nicht mehr erreicht, dürfte sie aber auf einem hohen Niveau stabil bleiben.

Darauf deuten auch die Geschäftsklimaindizes hin, vor allem jene, welche die Erwartungen widerspiegeln. Der globale Konjunkturaufschwung ist intakt, zudem ist von einer Sättigung keine Spur. Auch wenn das Wachstum in den USA vor dem Hintergrund der staatlichen Verschuldungsproblematik noch mit Fragezeichen zu versehen ist – die starke industrielle Nachfrage vor allem in Europa bewegt sich auf Rekordniveau. So war die Zahl der noch nicht bearbeiteten Aufträge im Verarbeitenden Gewerbe in der Eurozone nie größer als im November – obwohl die Unternehmen bereits so viel Personal eingestellt haben wie seit 17 Jahren nicht mehr.

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Das Metall der Stunde: Palladium

Wer sich nun vor diesem Hintergrund auf die Suche nach einem geeigneten Industriemetall für sein Portfolio macht, stößt zwangsläufig auf Silber, den kleinen Bruder von Gold.

Doch wie so oft erweist sich auch hier ein Blick in die zweite Reihe als erfolgsversprechend: Gerade Palladium hat in den vergangenen Wochen für einige Aufmerksamkeit gesorgt. Vor wenigen Wochen hat der Palladium-Preis erstmals die Marke von 1.000 US-Dollar pro Feinunze durchbrochen und damit den vorläufigen Höhepunkt einer Rally markiert, die vor ziemlich genau zwei Jahren angefangen hat.

Haupttreiber der Entwicklung ist die Automobilindustrie: Bei der Produktion der Katalysatoren von Verbrennungsmotoren werden die Materialien verbaut – und trotz aller Skandale der jüngeren Vergangenheit geht es der Autobranche gut. Ironischerweise hat sogar „Diesel-Gate“ für einen besonderen Run auf Palladium gesorgt – die Abkehr der Autofahrer von Diesel- hin zum Benzinmotor kurbelt die Produktion von Katalysatoren an. Und damit den Einsatz von Palladium.

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Goldbarren Quelle: REUTERS
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Kleinere Goldbarren Quelle: dpa
Kleinere Goldbarren Quelle: dpa
Goldbarren Quelle: REUTERS
Goldbarren Quelle: dapd

Platin auf der Verliererseite

So stark Palladium auf der einen Seite gestiegen ist, so deutlich ging es für ein anderes Metall bergab, das manch einer als noch edleres Edelmetall als Gold kennt: Platin. Platin galt lange Zeit als das Katalysator-Material schlechthin. Bis die Industrie das seinerzeit günstigere Palladium für ihre Zwecke entdeckte. Die Nachfrage und damit die Notierung nahmen immer weiter zu. Das Platin-Palladium-Ratio, das 2009 schon einmal über 5 lag, fiel kürzlich erstmals seit vielen Jahren unter 1.

Mit anderen Worten: Der Wert von Palladium überholte den von Platin. Besagtes Ratio stellt – vergleichbar dem Gold-Silber-Ratio, das viele Rohstofffans kennen – das Verhältnis zwischen dem jeweiligen Wert der beiden Edelmetalle dar. Vergleiche des aktuellen Niveaus dieses Ratios zu seinem historischen Durchschnittswert dienen Anlegern oftmals als Indikator, ob das eine gegenüber dem anderen Material eher über- oder unterbewertet ist.

Es gibt aber mehr als diese Kennziffer, die nahelegt, dass Platin möglicherweise ein Comeback bevorsteht. Ohne technisch jetzt zu sehr in die Tiefe zu gehen: Platin gilt unter Experten aufgrund seiner Eigenschaften eigentlich als das bessere, weil effektivere Material. Und so könnte es nur eine Frage der Zeit sein, bis die Hersteller merken, dass der weniger effiziente mittlerweile der teurere Rohstoff ist – und bis auch die Anleger dann wieder vermehrt auf Platin setzen. Wer im Rohstoff- und hier vor allem im Metallsektor als Investor aktiv werden möchte, sollte über ein Engagement nachdenken. Oder sagen wir: kann darüber nachdenken. Sie erinnern sich ja hoffentlich – Börse ist immer noch freiwillig.

Der Kurssturz an den Aktienmärkten kann kommen oder nicht: Mit diesen Empfehlungen sind sie in jedem Fall auf der sicheren Seite.
von Christof Schürmann

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