Zschabers Börsenblick
Fado, Portugal Quelle: imago images

Portugals Börse: Performance statt Fado

Nur die Wenigsten dürften zuerst an attraktive Renditechancen denken, wenn die Rede von Portugal ist. Dabei hat das einstige Euro-Sorgenkind Anlegern einiges zu bieten.

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Im Angesicht der aktuellen Krisenherde, die sich politisch von China über Taiwan und die Ukraine bis nach Nordamerika erstrecken und wirtschaftlich den gesamten Globus tangieren, geraten frühere Krisen schnell in Vergessenheit. Nur zur Erinnerung: Vor ziemlich genau zehn Jahren beschäftigte uns die Euroschuldenkrise; sie war im Jahr 2012 sogar gefühlt und medial auf dem Höhepunkt.

Nun ist das Wort „Krise“ im Jahr 2022 in Euroland immer noch täglicher Standard, der Begriff hat nur noch mehr Facetten bekommen – man nehme nur die politische Uneinigkeit der EU im Umgang mit dem Ukraine-Krieg und der Energieversorgung. Doch Schulden treiben manch ein Mitglied der Euro-Zone nach wie vor um. So hat sich die Situation speziell für Italien nicht wesentlich gebessert – wohingegen aber manch eines der Sorgenkinder aus der ersten Auflage der Euro-Schuldenkrise den Krisenmodus fast schon verlassen zu haben scheint.

Da ist etwa Portugal. Auch wenn man – angesichts der zeitnah wechselnden Entwicklungen – nicht von einem Musterschüler reden möchte, ist es doch mindestens bemerkenswert, wie sich Portugal seit 2012 gemausert hat. Vor allem wenn man berücksichtigt, dass während zwei Jahren Corona-Pandemie Portugal sein Potenzial als Reiseziel nicht entfalten konnte und dem Land im äußersten Südwesten Europas damit enorm hohe Tourismuseinnahmen entgingen. Doch hat sich Portugal nicht in Anbetracht der Lage der Melancholie des landestypischen Musikstils Fado hingegeben, sondern vielmehr mit großer Disziplin die Staatsverschuldung von 135 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Jahr 2020 auf 128 Prozent im Folgejahr gedrückt. Im laufenden Jahr soll die Verschuldung Prognosen zufolge noch weiter zurückgehen – und zwar auf 122 Prozent. Und für 2027 gehen die Vorhersagen gar von nur noch 104 Prozent aus. Das wäre gerade einmal ein Niveau, wie es aktuell etwa Kanada aufweist.

Aus dieser Stabilität der jüngeren Vergangenheit und den guten Perspektiven für die mehr oder minder nähere Zukunft wiederum resultieren vergleichsweise niedrige Risikoaufschläge auf portugiesische Staatsanleihen – und das sorgt dafür, dass das Land seine Vorhaben günstiger finanzieren kann. Das macht es auch für Investitionen attraktiv. Welche Argumente ebenfalls für Portugal sprechen: eine – vor allem für südeuropäische Verhältnisse – geringe Arbeitslosenquote von 6,1 Prozent, eine wirtschaftlich geringe Vernetzung mit der Ukraine und Russland, eine sich zügig erholende Tourismusbranche sowie ein politisch stabiles Umfeld. Darüber hinaus hat Portugal frühzeitig die Energiewende eingeleitet – ein Schritt, der sich im aktuellen politischen Umfeld in besonderem Maße auszahlt.

Die gute Verfassung des Landes spiegelt sich auch an der Börse wider: Der aktuell 15 Werte umfassende portugiesische Leitindex PSI 20 gehört zu den bislang erfolgreichsten Börsenbarometern 2022. Seit Jahresbeginn legte der PSI immerhin um rund neun Prozent zu, während beispielsweise der EuroStoxx 50 und der Dax jeweils rund 15 Prozent an Wert einbüßten. Auf Drei-Jahres-Sicht steht der PSI mit 22 Prozent ebenfalls besser da als Dax (10 Prozent) und EuroStoxx 50 (6 Prozent).

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Es ist zwar klar, dass es sich vor dem Hintergrund der derzeit turbulenten Weltlage verbietet, schon jetzt von Börsengewinnern 2022 zu sprechen – als kleine Depotbeimischung kann sich ein ETF auf den PSI aber womöglich in den kommenden Monaten und Jahren lohnen.

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