Am Donnerstag hatte der Metallurgie-Konzern SKW, der einst im SDAX notierte, seine Aktionäre offenbar mal positiv überrascht. Am Nachmittag meldeten die Münchner, dass verschiedene Banken ihre Forderungen gegen SKW an den Finanzinvestor Speyside Equity verkaufen wollen.
SKW leidet unter hohen Schulden. Zuletzt hatte das Unternehmen nur noch gerettet, dass die Banken sich für einen begrenzten Zeitraum bereiterklärten, ihre Forderungen nicht fällig zu stellen. Dem Vorstand war es über Monate nicht gelungen eine Umschuldung auszuhandeln. Der Verkauf der Forderungen erschien manchen Aktionären da wohl wie ein Befreiungsschlag.
Es handele sich um einen " Durchbruch bei unseren gemeinsamen Anstrengungen, mit einer gesunden Bilanz und deutlich gestärktem Eigenkapital SKW auf dem Weltmarkt nachhaltig repositionieren zu können“, sagte SKW-Chef Kay Michel.
Der Kurs stieg nach der Meldung zeitweise um bis zu sieben Prozent. Für so viel Euphorie gibt es allerdings keinen Grund. Der Verkauf der Forderungen ist nur ein Schritt in einem mehrstufigen Restrukturierungsprozess. Nach Informationen der WirtschaftsWoche stehen weitere Maßnahmen im Raum, durch die die bisherigen Aktionäre fast vollständig enteignet werden könnten.
Die Geschichte der SKW ist lang und fast ausschließlich traurig. Der berühmt-berüchtigte Investor Peter Löw übernahm 2004 über seine Beteiligungsgesellschaft Arques die Metallurgiesparte der Degussa. Zwei Jahre später brachte er sie unter dem Namen SKW an die Börse. Seitdem ging es mit dem Unternehmen steil bergab. Schwerwiegende strategische Fehlentscheidungen sorgten dafür, dass die Aktionäre bis heute einen Kursverlust von gut 90 Prozent verkraften mussten.
Das Unternehmen in seiner jetzigen Form existiert nur noch, weil die Landesbanken NordLB und LBBW sowie die Commerzbank ihre Kredite bislang nicht fällig stellten, obwohl die SKW gegen Kreditbedingungen verstoßen hatte, wodurch den Banken ein Sonderkündigungsrecht zustand. Seitdem versucht der Vorstand der SKW erfolglos, sich mit den Banken zu einigen. Insbesondere die Entscheider der NordLB sollen sich Unternehmenskreisen zufolge schwer damit getan haben, auf einen Teil ihrer Forderungen zu verzichten.
Dieses Problem scheint nun aus Sicht der SKW gelöst. Der Finanzinvestor Speyside, der bereits Erfahrungen mit Unternehmen der Spezialchemie hat, will den Banken die Forderungen abkaufen. Die Institute sind sich untereinander bereits einig. Die Details stehen ebenfalls schon fest. Nach Informationen der WirtschaftsWoche sowohl aus Unternehmens- als auch aus Bankenkreisen liegt der vereinbarte Kaufpreis rund 35 Prozent unter dem Nominalwert der Forderungen.
Der Vorteil für die Banken ist offensichtlich: Sie verzichten zwar auf viel Geld, sind dafür aber auch die SKW los.
Drama für die SKW-Aktionäre
Für die Aktionäre könnte der Verkauf der Forderungen jedoch in einem Drama enden. Der Finanzinvestor soll den Kredit im Rahmen einer Sachkapitalerhöhung in die SKW einbringen, den Kredit also gegen Eigenkapital tauschen.
Nach Informationen der WirtschaftsWoche existiert intern zudem ein schriftlich niedergelegter Plan, wonach den Aktionären im Rahmen einer Hauptversammlung zudem ein Kapitalschnitt im Verhältnis 10:1 vorgeschlagen werden sollte. Die SKW äußerte sich zur Frage eines Kapitalschnitts nicht konkret und verwies darauf, dass die Verhandlungen mit dem Finanzinvestor jetzt erst beginnen könnten. Manager von Speyside sollen zuvor zum Ausdruck gebracht haben, dass sie einen Anteil an SKW um die 90 Prozent anstreben. Der Fonds gab hierzu keine Stellungnahme ab.
Wird dieser Plan umgesetzt, würden die bisherigen Aktionäre fast vollständig enteignet. Zwar müssten sie einer Sachkapitalerhöhung und einem Kapitalschnitt zustimmen. Womöglich hätten sie jedoch kaum eine andere Wahl, sobald die Banken ihre Forderungen an den Finanzinvestor verkauft haben. Der Investor könnte die Forderungen andernfalls fällig stellen was im Extremfall existenzbedrohende Folgen für die SKW Holding haben könnte.
Speyside Equity wäre damit in einer sehr mächtigen Verhandlungsposition. Nach Informationen der WirtschaftsWoche kursiert innerhalb von SKW auch bereits die Idee, die verbliebenen Aktionäre in einem nächsten Schritt abzufinden und SKW von der Börse zu nehmen. Weder die SKW noch Speyside Equity äußerten sich hierzu.
Ob solch harte Schritte zum Nachteil der Aktionäre tatsächlich nötig sind, erscheint zumindest fraglich. Die SKW hatte sich zuletzt operativ wieder positiv entwickelt. Eine Restrukturierung der Kredite wäre für die Banken womöglich mit geringeren Verlusten verbunden gewesen, als ein Verkauf. Insidern zufolge soll dem Vorstand darüber hinaus noch ein weiteres Angebot eines anderen Investors vorgelegen haben. Dieses Konzept soll einen geringeren Verlust für die Banken und keinen Kapitalschnitt für die Aktionäre vorgesehen haben.
Ob es sich bei dem Investor um die MCGM GmbH handelt, hinter der SKW-Aufsichtsrat Olaf Marx steht, ist unklar. Er gab hierzu keine Stellungnahme ab. Die SKW erklärte, die Banken hätten sich „offensichtlich für das mit Abstand attraktivste Angebot zur Restrukturierung unserer Bilanz entschieden.“
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