Zusammenlegung der Aktien Aktienkurs der Commerzbank wird sich verzehnfachen

Die Commerzbank-Aktie wird an diesem Mittwoch auf dem Papier deutlich wertvoller. Allerdings halten sich die gute Nachrichten für die Anleger in Grenzen – die Zusammenlegung der Aktien ist reine Kurskosmetik.

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Die Commerzbank legt ihre Aktien zusammen. Quelle: dpa

So billig wie am Dienstag gab es Commerzbank -Aktien noch nie - und sie werden es wohl auch so schnell nicht wieder werden. Zeitweise wurden die Titel für gerade einmal 1,044 Euro gehandelt. Doch am Mittwoch legt die Bank zehn Aktien zu einer zusammen, wie sie am Dienstag mitteilte. Damit hat sie gerade noch verhindert, dass ihre Anteilsscheine zu Pennystocks werden.

Vor allem aber schafft sie damit die Voraussetzung für die 2,5 Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung, über die sie die restlichen Stillen Einlagen des Bankenrettungsfonds SoFFin und der Allianz tilgen will. Denn die Bank darf Aktien nicht unter dem rechnerischem Nennwert von einem Euro ausgeben. Um genügend neue Investoren anzulocken oder die gegenwärtigen Aktionäre zum Nachkauf zu bewegen, muss sie aber einen deutlichen Abschlag zum Börsenkurs bieten. Die Kapitalerhöhung soll Mitte Mai anlaufen.

Chronik der Commerzbank seit der Krise 2008

Der Kursverfall der Commerzbank-Aktie hatte - wie bei vielen anderen Geldhäusern auch - mit dem Ausbruch der US-Immobilienkrise begonnen. Im Juni 2007 erreichten die Titel mit 30,61 Euro ihr Rekordhoch, bis zum März 2009 stürzten sie um 94 Prozent ab auf unter zwei Euro. Der Bankenrettungsfonds war zum rechnerischen Preis von sechs Euro mit 25 Prozent eingestiegen, um die Commerzbank nach der Fusion mit der Dresdner Bank vor dem Aus zu retten.

Zwei Jahre später notierten die Commerzbank-Anteilsscheine immerhin wieder um die fünf Euro - doch dann ließ Vorstandschef Martin Blessing eine ganze Welle von Kapitalmaßnahmen anrollen, um die Staatshilfen zu tilgen. Im ersten Schritt verkaufte die Bank neue Aktien noch für je 4,25 Euro, im zweiten dann gerade noch für 2,18 Euro. Aus gut einer Milliarde Aktien wurden dabei bis heute 5,8 Milliarden. Mit dem Erlös von 9,6 Milliarden Euro zahlte die Commerzbank einen Großteil der Stillen Einlagen von gut 16 Milliarden Euro zurück, mit denen der Staat sie in der Finanzkrise gerettet hatte.

Nun will die Commerzbank überraschend die restlichen Stillen Einlagen - 1,6 Milliarden Euro vom Bund und 750 Millionen Euro von der Allianz - zurückzahlen. Seit Blessing das Mitte März ankündigte, geht es für die Aktien bergab - bis zum Rekordtief. Denn die Altaktionäre sind "not amused": Sie sehen einer massiven Verwässerung ihrer Anteile ins Auge, wenn sie nicht mitziehen.

Platz im Dax ist nicht in Gefahr

Wie gut ist die Nummer zwei der deutschen Bankenwelt?
Die Zentrale der Commerzbank in Frankfurt am Main Quelle: dpa
 Ein Containerschiff wird im Hamburger Hafen be- und entladen Quelle: dpa
Eine Auszubildende schraubt an einem Motor Quelle: dpa
Das Logo der Dresdner Bank vor dem Gebäude der Commerzbank Quelle: dpa
Anshu Jain, Vorstandsmitglied der Deutschen Bank Quelle: dpa
Martin Blessing, Vorstandsvorsitzender der Commerzbank AG zu Beginn der Hauptversammlung des Unternehmens Quelle: dpa
Der Kurswert der Commerzbank-Aktie am 9. Januar 2009 Quelle: AP

In der fast 25-jährigen Geschichte des Dax gab es bislang nur einen einzigen Wert, der unter die Ein-Euro-Marke gefallen war: Infineon. Der bayerische Chiphersteller musste im März 2009 seinen Platz im Leitindex räumen, weil sein Börsenwert zu stark gesunken war. In den folgenden sechs Monaten versechsfachte sich der Kurs aber, und im September 2009 kehrte Infineon in den Dax zurück. Aktuell kosten die Titel um 5,45 Euro.

Die Commerzbank braucht um den Platz im Dax zunächst nicht bangen, obwohl sie nur noch 6,3 Milliarden Euro wert ist. Mit ihrer Marktkapitalisierung liegt sie zwar am unteren Ende der Rangliste, doch ihr hoher Börsenumsatz schützt sie.

Auch in anderen europäischen Leitindizes fallen Aktien mit solch niedrigen Kursen aus dem Rahmen. Im 40 Werte umfassenden italienischen Leitindex finden sich drei Pennystocks, darunter mit der Banco Popolare ein Kreditinstitut. Im Athener Leitindex notieren 13 Werte unter einem Euro, drei von ihnen sind Geldhäuser. Im britischen FTSE kosten die Aktien von Lloyds noch knapp 50 Pence, zweitschwächster Wert ist die Versicherungsgruppe RSA mit rund 110 Pence je Aktie.

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